Hannover. Die AfD schafft den Sprung ins Parlament, bleibt aber weit hinter den Hoffnungen zurück. Die Linke scheitert wohl erneut.

Auf ein Parlament mit sechs statt wie bislang vier Fraktionen hatten sich altgediente Profis wie Landtagspräsident Bernd Busemann (CDU) eingestellt. Dass die AfD nun auch in Niedersachsen ins Parlament kommt, galt als sicher. AfD-Spitzenkandidatin Dana Guth erklärte beim Wählen in Herzberg, sie hoffe auf ein zweistelliges Ergebnis, gehe aber von 8 bis 9 Prozent aus. Und auch der Linken, bei der Landtagswahl 2013 an der 5-Prozent-Hürde gescheitert, wurden gute Chancen eingeräumt.

Doch dann kommt es doch anders. Die Linke wird nach den Hochrechnungen nicht im neuen Landtag sein. Jan Korte, Vize-Fraktionschef im Bundestag, macht den Kurs von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) für das Scheitern der niedersächsischen Linken verantwortlich. Weil hatte stets betont, er wolle die Linke aus dem Parlament halten. „Mit uns im Landtag gäbe es eine Mitte-Links-Mehrheit“, sagt Korte. Gäbe – mehr nicht.

Bei der AfD hatte der Landesvorsitzende Armin-Paul Hampel schon früher darauf hingewiesen, dass Niedersachsen ein schwieriges Terrain für seine Partei sei. Die Bindungskraft von SPD und CDU ist vergleichsweise groß. Der AfD-Landesverband ist zudem intern zerstritten, das Verhältnis von Hampel und Spitzenkandidatin Guth gilt als zerrüttet. „Die AfD habe mit einem Imagewert von minus 3,9 einen „miserablen Ruf“ in Niedersachsen, hieß es in einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen zum Wahlausgang. Zudem hätten der AfD wichtige Mobilisierungsthemen gefehlt. So hätten 77 Prozent der Befragten gesagt, das Land könne die vielen Flüchtlinge verkraften.

Mit den Abgeordneten der AfD kommt aber nun doch eine wichtige Veränderung für den Parlamentsbetrieb. „Was die SPD angeht, kann ich sagen, dass wir mit Ausnahme der AfD mit allen im Landtag vertretenen Parteien sehr in Ruhe darüber reden werden, wie wir schnell zu einer handlungsfähigen Regierung gelangen“, sagt Weil. In Interviews bei der AfD-Wahlparty machen AfD-Vertreter auch die Berichterstattung der Medien dafür verantwortlich, dass die Partei weit von der Zweistelligkeit entfernt bleibt. AfD-Parteichef Jörg Meuthen weist im ZDF aber auf die hohen Zuwächse seiner Partei in Niedersachsen hin.

AfD-Landeschef Paul Hampel ruft seine Partei zur Geschlossenheit auf. Dass die AfD wohl nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde komme, liege auch an den Personal-Querelen der vergangenen Wochen, sagt Hampel bei der Wahlparty der AfD in Barsinghausen. „Wir müssen uns jetzt endlich wieder an Inhalten messen lassen, nicht an Intrigen und Personalfragen“, fordert Hampel. Eine Mitverantwortung gibt er auch der früheren Vorsitzenden Frauke Petry. Petry hatte unmittelbar nach der Bundestagswahl hingeworfen und die AfD-Fraktion verlassen.

Eine zweite Wahlparty feiern die AfD-Kreisverbände Salzgitter, Wolfenbüttel, Goslar, Helmstedt, Gifhorn-Peine und Braunschweig im Waldhotel in Salzgitter-Lichtenberg. Kurzzeitig ist Bundessprecher Jörg Meuthen vor Ort, er ermuntert die knapp 150 Gäste, die Köpfe nicht hängen zu lassen – trotz eines Ergebnisses, das hinter den Erwartungen zurückbleibt. „Der springende Punkt ist doch: Wir sitzen in 15 Parlamenten.“ Später am Abend wird noch die Spitzenkandidatin Dana Guth bei der Feier erwartet. Die Ergebnisse aus Salzgitter sorgen für gute Stimmung: Dort erreicht die AfD durchgehend zweistellige Zahlen. Bis zu 38 Prozent in Teilen von Salzgitter-Lebenstedt.