Braunschweig. In 87 Wahlkreisen treten 544 Kandidaten an. Im Agrarland und Autoland Nummer 1 in Deutschland werden die Karten neu gemischt.

Ein Leser, der anonym bleiben möchte, bemerkt:

Ich möchte wissen, was die Landtagswahl den Steuerzahler kostet.

Zum Thema recherchierte Andre Dolle

Drei Wochen liegt die Bundestagswahl gerade zurück, da gehen die Niedersachsen schon wieder wählen. Am Sonntag bestimmen sie einen neuen Landtag. Alles Wichtige zur Wahl:

Wähler:

Knapp 6,1 Millionen Wahlberechtigte sind am Sonntag von 8 bis 18 Uhr aufgerufen, den neuen Landtag zu wählen. Er wird für fünf Jahre gewählt. Mit landesweiten Listen treten 15 Parteien an, vier mehr als 2013. Damals lag die Wahlbeteiligung bei 59,4 Prozent. 544 Kandidaten stellen sich am Sonntag zur Wahl.

Wahlberechtigte:

Wahlberechtigt ist jeder Deutsche, der das 18. Lebensjahr vollendet hat und seit mindestens drei Monaten seinen Wohnsitz ununterbrochen im Land Niedersachsen hat. Jungwähler, also 18 bis 21 Jahre alt, sind in Niedersachsen 241 000. Erstwähler gibt es nicht, weil bei der letzten Kommunalwahl 2016 bereits die 16-Jährigen wahlberechtigt waren.

Wahlmodus:

Jeder Wähler hat zwei Stimmen: eine Erststimme und eine Zweitstimme. Mit der Erststimme werden die Bewerber in den landesweit 87 Wahlkreisen direkt gewählt. Dabei gewinnt derjenige, der in einem Wahlkreis die meisten Stimmen auf sich vereinigt. Diese Gewinner ziehen in den Landtag ein. Die Zweitstimme jedoch ist die maßgebende Stimme für die Verteilung der Zahl der Sitze im Landtag. Sie entscheidet über die Stärke der Fraktionen.

Landtag:

Der Landtag in Hannover ist das oberste Verfassungsorgan des Landes Niedersachsen. Er verabschiedet Landesgesetze, beschließt den Landeshaushalt und wählt den Ministerpräsidenten. Außerdem wirkt der Landtag an der Regierungsbildung mit und kontrolliert die Landesregierung.

Abgeordnete:

Dem niedersächsischen Parlament gehören mindestens 135 Abgeordnete an. 87 Parlamentarier werden in den Wahlkreisen direkt gewählt,

48 Abgeordnete erhalten ihr Mandat über die Landeslisten der Parteien. Die Zahl der Sitze im Landtag erhöht sich, wenn eine Partei in den Wahlkreisen mehr Direktmandate erringt, als ihr nach der Zweitstimme zustehen. Wegen Überhang- und Ausgleichsmandaten gibt es derzeit 137 Parlamentarier.

Kosten:

Die Landtagswahl 2013 kostete ziemlich genau acht Millionen Euro. Das erklärte eine Mitarbeiterin der Landeswahlleiterin Ulrike Sachs unserer Zeitung. Die Kosten der Wahl am Sonntag werden sich in ähnlicher Größenordnung bewegen. Die Kosten übernimmt das Land Niedersachsen. Es erstattet den Städten und Gemeinden die Kosten. Jede Kommune bis 100 000 Einwohner erhält 91 Cent pro Wahlberechtigtem. Größere Kommunen bekommen 1,03 Euro pro Wahlberechtigtem. Die Wahlunterlagen müssen gedruckt werden, hinzu kommen zum Beispiel noch Entschädigungen für die Wahlhelfer. In den acht Millionen Euro nicht enthalten ist das Budget der Parteien für den Wahlkampf.

Ausgangslage:

Derzeit sind vier Parteien im Parlament in Hannover: Die stärkste Kraft ist seit 2003 die CDU, die bei der letzten Wahl 36,0 Prozent erhielt. Die SPD fuhr damals 32,6 Prozent ein. Die Grünen erhielten 13,7 Prozent, die FDP 9,9 Prozent. Die Linke schaffte die 5-Prozent-Hürde nicht und verpasste den Wiedereinzug ins Parlament mit 3,1 Prozent recht deutlich.

Spitzenkandidaten:

Ministerpräsident Stephan Weil führt die SPD auch bei der Wahl am Sonntag als Spitzenkandidat an. Seit 2013 ist der 58-Jährige Chef der rot-grünen Landesregierung. CDU-Herausforderer ist Bernd Althusmann, der bis 2013 Kultusminister in Niedersachsen war, dann bei der Wahl aber den Wiedereinzug in den Landtag verpasste. Die Grünen gehen mit der derzeitigen Fraktionschefin Anja Piel an der Spitze ins Rennen, die FDP mit dem früheren niedersächsischen Umweltminister und jetzigem Fraktionschef Stefan Birkner. Die Linke wird von der Physiotherapeutin Anja Stoeck aus Winsen in den Wahlkampf geführt, die AfD von der Immobilien- und Versicherungsmaklerin Dana Guth aus Herzberg.