Braunschweig. Immer mehr Frauen engagieren sich bei der Freiwilligen Feuerwehr. Nadine Sudhoff weiß, warum das so ist.

Polizist, Lokomotivführer, Feuerwehrmann: Das sind die typischen Berufe, die Jungs so aufzählen, wenn man sie fragt, was sie mal werden wollen. Und Mädchen? Bei der Feuerwehr können alle Kleinen tatsächlich schon früh in der Kinder- und Jugendfeuerwehr anfangen.

Dass dieser Job nicht nur hauptberuflich, sondern eben besonders auch bei Freiwilligen beliebt ist, bestätigt die Jahresbilanz des Niedersächsischen Innenministeriums zu den Mitgliederzahlen in Freiwilligen Feuerwehren. Immerhin 646 sind 2016 hinzugekommen. Damit ist die Zahl auf 124 808 gestiegen.

„Die Nachwuchsabteilungen in den Ortsfeuerwehren entwickeln sich erfreulich.“
„Die Nachwuchsabteilungen in den Ortsfeuerwehren entwickeln sich erfreulich.“ © Stephan Kadereit, Stellvertretender Stadtbrandmeister in Braunschweig

„Mein Papa war immer in der Feuerwehr. Er war es auch, der mir gesagt hat, dass ich dort hingehen soll, weil das Spaß bringt“, sagt Nadine Sudhoff von den Freiwilligen Feuerwehren in Wildemann und Bad Harzburg. Die 32-Jährige gehört zur immer größer werdenden Gruppe der Feuerwehrfrauen. 625 von den 646 neuen Mitgliedern des vergangenen Jahres waren weiblich. „Warum auch nicht?“, fragt Nadine Sudhoff ein wenig empört. „Was die Männer hier machen, können wir genauso leisten.“

Nadine Sudhoff hat früh angefangen. Sie ist seit 23 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. „Die Kameradschaft. Und: anderen Menschen helfen zu können“, so beschreibt sie ihre Motive. Ob sie sich von den Männern mal den ein oder anderen Spruch gefallen lassen muss? „Ja, bei manchen muss man sich schon behaupten. Aber da packt mich dann auch besonderer Ehrgeiz. Denen will ich es erst recht zeigen. Das klappt dann eigentlich auch immer.“

Die meisten Mädchen kommen nach Erfahrung der Feuerwehrfrau durch Freundinnen zur Wehr. „Wenn die davon erzählen, wollen die anderen irgendwann mitkommen. Und wenn sie in der Jugendfeuerwehr sind, bleiben sie meistens“, erzählt Sudhoff. Mit der Nachwuchsförderung kennt sie sich aus: Sie betreut in Bad Harzburg die Kindergruppe „Feuerluchse“ – natürlich mit Mädchen. „Es sind allerdings immer noch mehr Jungs“, sagt Nadine Sudhoff. Sich selbst will sie ebenfalls kontinuierlich weiterbilden. „Besonders Fragen des Artenschutzes interessieren mich“, sagt sie. In Wildemann gehöre dazu etwa eine spezielle Waldbrandausbildung.

Solche Fortbildungen finden dann zum Beispiel in der Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz in Celle statt. Laut Jahresbericht plant das Innenministerium, dieses Zentrum in den kommenden zwei Jahren mit gut 40 Millionen Euro zu fördern. Damit werde, so Innenminister Boris Pistorius, eine praxisnahe Ausbildung für die Freiwilligen Feuerwehrleute gewährleistet sein.

Auch in Braunschweig dürften viele junge Feuerwehrleute daran interessiert sein. „Die Nachwuchsabteilungen in den Ortsfeuerwehren entwickeln sich erfreulich. Alle 30 Ortsfeuerwehren haben eine Jugendfeuerwehr, und immerhin auch schon 20 eine Kinderfeuerwehr. In der Nachwuchsförderung wird das Potenzial für die Einsatzabteilungen gelegt“, sagt Stephan Kadereit, Stellvertretender Stadtbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr.

Seit 2015 sei die Anzahl der Mitglieder von 1088 auf 1112 gestiegen. Die Zahlen aus der Region bestätigen übrigens auch den „Verweiblichungs“-Trend. „Waren es Ende 2012 noch 120, sind es heute bereits 162 Feuerwehrfrauen“, sagt Kadereit. In den Braunschweiger Stadtteilen Rühme und Bevenrode haben Frauen den Posten des Ortsbrandmeisters inne.

Kadereit sieht die Entwicklung sehr positiv. In Zeiten des Internets gelte es, interessante Alternativen im realen Leben anzubieten, die das Gemeinschaftsleben ermöglichen. „Die Feuerwehren sind eine derartige Alternative.“