Berlin. Nach der Air-Berlin-Pleite soll die 150-Millionen-Bürgschaft bis November reichen.

Unser Leser Wolfgang schoeps aus Süpplingenburg fragt:

Werden hier Managementfehler schon wieder mit Arbeitsplatzvernichtung und Steuergelder bezahlt?

Die Antwort recherchierte Björn Hartmann

Jahrelang hat Air Berlin den Flugbetrieb nur über den Verkauf von Firmenteilen wie dem Vielfliegerprogramm Topbonus und immer neuen Krediten aufrechterhalten. Das Geld kam meist vom Großaktionär Etihad aus Abu Dhabi. Jetzt ist die Bundesregierung eingesprungen und bürgt für 150 Millionen Euro der staatlichen Bank KfW. Nicht nur unser Leser stört sich daran.

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) rechnen damit, dass das Geld bis zu drei Monate reicht. Manch ein Beobachter ist aber skeptisch. Besonders wichtig ist, wer Löhne und Gehälter der 7200 Mitarbeiter in Deutschland zahlt – einer der größten Kostenblöcke. Wird das Insolvenzverfahren wie von Air Berlin erwartet, im November eröffnet, kommt die Bundesagentur für Arbeit für die ersten drei Monate auf. Der Düsseldorfer Jurist Frank Kebekus, der als Generalbevollmächtigter den Umbau vorantreibt, will den Beschäftigten aber bereits im August, September und Oktober wie gewohnt Gehalt auszahlen - geregelt wird das über einen Bankkredit. Air Berlin bekommt hier also finanziellen Spielraum.

Ebenfalls wichtig ist, ob sich Reisende noch trauen, Flüge bei der insolventen Gesellschaft zu buchen. Diese werden in der Regel sofort bezahlt, auch wenn der Flug in der Zukunft liegt. Das Geld fließt dann in den laufenden Betrieb. Beobachter schätzen, dass Geschäftsreisende, die eher kurzfristig buchen, Air Berlin noch eine Chance geben könnten. „Es wird aber niemand eine Reise nach Los Angeles im kommenden März buchen.“ Am Mittwoch hielten sich Fluggäste zurück.

Generalbevollmächtigter Kebekus ist optimistisch, was den Zeitrahmen fürs Überleben betrifft. „Wenn uns jetzt nicht der Himmel auf die Füße fällt, müssten wir bis Ende November/Anfang Dezember mit der Liquidität hinkommen“, sagte er. Dabei sei eingerechnet, dass weniger Tickets verkauft werden könnten als zuletzt. Wer das Risiko nicht scheut, kann also bis zu diesem Zeitpunkt buchen. Unklar ist, was mit bereits verkauften Tickets geschieht, wenn Air Berlin vor Flugbeginn zerschlagen und verkauft ist.