Braunschweig. Das Auswärtige Amt hat seine Teilreisewarnung für Ägypten nach dem Anschlag mit zwei Toten nicht erhöht. Mit einer Stornierungswelle rechnet Tui nicht

Ein Leser, der sich Ma-Ch Sffr nennt, fragt auf unseren Facebook-Seiten:

Kann man noch umbuchen?

Die Antwort recherchierte Hannah Schmitz

Unser Leser Ma-Ch Sffr ist nicht der einzige, der sich fragt, ob bereits gebuchte Reisen nach Ägypten noch umbuchbar sind. Ein Nutzer unserer Facebook-Seiten schreibt, der Anschlag sei genau dort passiert, wo er hinfliegen würde – in Hurghada am Roten Meer. „Würde ich mir überlegen“, heißt es da in den Antworten. Oder: „Bleibt Zuhause, wenn euch euer Leben lieb ist“. Die Chance, seinen Urlaub kostenfrei umbuchen oder stornieren zu können, geht aber wohl gegen Null.

Das geht zumindest aus einer Anfrage unserer Zeitung an Deutschlands größten Reiseveranstalter Tui mit Sitz in Hannover hervor. „Es gelten die regulären Reisebedingungen“, heißt es da. Das Auswärtige Amt habe seinen Reise- und Sicherheitshinweis nicht verändert und keine Neubewertung der Lage in Ägypten vorgenommen. „Diese Einschätzung der Sicherheitsexperten ist für uns ausschlaggebend“, so eine Sprecherin von Tui.

Bisher gilt für das nordafrikanische Land eine Teilreisewarnung des Auswärtigen Amts für den Nord-Sinai und das ägyptisch-israelische Grenzgebiet. Es bestehe jedoch „landesweit ein erhöhtes Risiko terroristischer Anschläge und die Gefahr von Entführungen“, teilt das Amt auf seiner Internetseite mit. Bei Reisen nach Ägypten, einschließlich der Touristengebiete am Roten Meer, werde generell zu Vorsicht geraten.

Hurghada liegt direkt am Roten Meer und ist mit Abstand der beliebteste Urlaubsort Ägyptens. Nach den Messerattacken, bei denen zwei Frauen aus dem Landkreis Peine starben und vier weitere Ausländer verletzt wurden, gibt es weiterhin nur einen speziellen Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amts. Der bezieht sich allerdings auf Betrugs- und Erpressungsversuche von Taxifahrern.

Ägypten befindet sich seit den Umsturzversuchen im Januar 2011 im Umbruch. Die Liste der Anschläge, die das Auswärtige Amt anführt, ist lang: Noch im April dieses Jahres wurden bei Anschlägen auf koptische Kirchen etwa 50 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt. Daraufhin hatte die Behörde seine Sicherheitshinweise ergänzt und riet Reisenden explizit, sich von „Demonstrationen und Menschenansammlungen, insbesondere vor religiösen Stätten, Universitäten und staatlichen Einrichtungen“ fernzuhalten.

Nach Angaben einer Sprecherin von Tui hatte die Nachfrage nach Reisen nach Ägypten zuletzt deutlich angezogen. Derzeit deute nichts darauf hin, dass sich hieran grundsätzlich etwas ändern werde. „Unsere Gäste vor Ort sind ruhig und besonnen, vorzeitige Rückreisewünsche sind nicht bekannt“, so die Sprecherin. Mit einer Stornierungswelle sei nicht zu rechnen. Auch in den Call Centern gebe es nur sehr wenige Anfragen von Urlaubern, die sich über die Situation vor Ort informieren wollten.

Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, sind in den ersten drei Monaten 2017 insgesamt 227.000 Besucher aus Deutschland nach Ägypten gereist – ein Plus von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch bei den anderen großen Veranstaltern wie FTI, Thomas Cook, DER Touristik und Alltours sei die Zahl der Ägypten-Buchungen wie bei Tui zuletzt kräftig gestiegen. Ob dieser Aufwärtstrend nach den Messerattacken anhält, ist fraglich.

Der Facebook-Nutzer, der bald nach Hurghada reist, macht sich offenbar wenig Sorgen: „Wird jetzt bestimmt günstiger, lass drei Wochen mitnehmen“.