Wolfenbüttel. Die Obstbauern im Braunschweiger Land befürchten erhebliche Ernteausfälle.

Unser Leserin Gunda Reichenbach aus Wolfenbüttel fragt:

In unserer Gegend gab es in den vergangenen Nächten mehr oder weniger starken Frost. Mit welchen Auswirkungen rechnen Obstbauern?

Die Antwort recherchierte Stephanie Memmert

Die klirrende Kälte der vergangenen Tage, vor allem die Nachtfröste bis zu minus 7 Grad Celsius, haben der Obstplantage bei Evessen im Kreis Wolfenbüttel schwer zu schaffen gemacht. „Die Kirschblüten sind fast komplett erfroren. Ich rechne mit einem Ernteausfall von 80 Prozent“, sagt Obstbauer Michael Molks aus Evessen.

Auch bei den Äpfeln, die er anbaut, sieht es nur wenig besser aus. Die Sorten Alkmene, Pinova, Jonagold und Boskop, die jetzt schon blühen, haben ebenfalls Frostschäden erlitten. Färben sich die Stempel in den mitunter noch geschlossenen Blütenknospen braun, ist die Blüte erfroren. Eine Frucht kann sich daraus nicht mehr entwickeln.

Nur wenn die Stempel hellgelb aussehen, besteht die Chance, dass Früchte heranreifen – allerdings nur, wenn sie bestäubt werden. „Aber bei diesem Wetter fliegen die Bienen nicht“, sagt Molks. Gute Chancen sieht er für die Apfelsorte Elstar. Die nämlich blüht erst später und hat damit die Chance auf endlich wärmende Sonnenstrahlen.

Von der Kälte am schlimmsten betroffen aber ist die Zuckerrübe. „Sie ist die empfindlichste Frucht. Im Moment ist sie noch ganz klein, aber schon eine Diva“, sagt Ulrich Löhr, Vorsitzender des Niedersächsischen Landvolkes im Braunschweiger Land. Im Moment laufen die Rüben auf. Das bedeutet, dass die Keimlinge gerade die Erdkrume durchbrechen.

„Der Frost hat ihnen so zugesetzt, dass viele erfroren sind. Vor allem im Kreis Peine klagen einige Betriebe über einen kompletten Ausfall von Ernteerträgen. Hier muss neu angepflanzt werden“, sagt Löhr.

Frithjof Pape, Rübenbüroleiter bei Nordzucker in Schladen, bestätigt, dass viele Landwirte in diesen Tagen anrufen und fragen, was sie wegen des kalten Wetters für die Rüben tun können. „Die Situation ist kribbelig, aber ich denke, wir kommen mit einem blauen Auge davon.“ Auch er habe von zwei Fällen gehört, in denen die Rüben neu ausgesät werden müssen.

Selbst dem Raps hat der Frost zugesetzt. „Die Blüten, die während der Frostphase schon geöffnet waren, werden wohl keine Schoten mehr ansetzen“, vermutet Löhr. Weil der Raps aber erst in diesen Tagen zu blühen beginnt, ist Löhr für diese Kulturpflanze optimistisch.

Johannes Weber, Inhaber der Domäne Salzdahlum, blickt mit einiger Sorge auf sein Erdbeerfeld. Bei den frühen Sorten unter Folie rechnet er mit einem Ernteausfall von 50 bis 60 Prozent. Voraussichtlich erst Mitte Mai werden die frühen Sorten reif sein. Aber davon werde es nur wenige geben. Die Erdbeeren, die nicht unter Folie reiften, sollen um den 5. Juni herum gepflückt werden können. Diese Ernte soll gut werden.

Doch auch das Getreide wächst in diesen Tagen temperaturbedingt nur langsam. Durch die frühlingshaften Temperaturen im März hat es sogar einen Wachstumsvorsprung von zehn Tagen. „Was wir jetzt dringend brauchen, ist ein schöner warmer Landregen“, sagt Löhr.

Denn obwohl es immer wieder Regenschauer gibt, sind die Ackerböden im Braunschweiger Land nur oberflächlich feucht. Deshalb ist es auch nicht widersinnig, wenn Landwirte wie

zum Beispiel bei Wiedelah im Kreis Goslar trotz des Regens

ihren Acker zusätzlich sprengen. Für diese Woche sind noch

Bodenfröste angesagt. Aber dann soll es endlich wärmer werden.