Berlin. Vor dem umstrittenen Verfassungsreferendum heizt ein Diplomat der Türkei den Streit mit der EU an.

Türkische Spitzenpolitiker erheben im Vorfeld des Verfassungsreferendums erneut schwere Vorwürfe gegen die EU-Staaten. Europa solle „auf den Weg der Demokratie“ zurückkehren, schreibt Vedat Bilgin. Der türkische Diplomat leitet die Delegation seines Landes bei der Parlamentarischen Vertretung der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Er reagiert damit auf die Auftrittsverbote türkischer Politiker in mehreren EU-Staaten, wie etwa in den Niederlanden und in Deutschland. Die EU dürfe nicht dem „Druck von Fremdenfeindlichkeit und Radikalisierung“ erliegen, schreibt Bilgin in einem Brief an die fast 60 Leiterinnen und Leiter der anderen Delegationen bei der OSZE. Der Brief liegt dieser Redaktion vor.

Auch an den CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Klimke ging der Brandbrief. Er ist stellvertretender Leiter der deutschen Delegation in der Vertretung der OSZE, der 323 Parlamentarier angehören. Klimke reagierte „irritiert“ auf das Schreiben von Bilgin. „Aber das passt leider zum zunehmend irrationalen Verhalten der türkischen Verantwortlichen im Vorfeld des Verfassungsreferendums“, sagte Klimke dieser Redaktion. Die türkische Regierung müsse sich fragen lassen, ob sie „mit ihrem Pochen auf die Durchführung von Wahlkampfauftritten nicht gezielt provozieren wollte, um die erzeugte Empörung für eigene Zwecke zu nutzen“, so Klimke.

Der CDU-Politiker hat nun ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags in Auftrag gegeben. Das Urteil ist eindeutig: Völkerrecht und die deutsche Verfassung geben der Bundesregierung das Recht, ausländischen Regierungsmitgliedern die Einreise für Wahlkampfauftritte zu verbieten.