Braunschweig. 82 Prozent der Haushalte zwischen Harz und Heide verfügen über leistungsfähige Anschlüsse. Finanzielle Zuschüsse aus Berlin landen kaum bei uns.

Unser Leser Sami Qabbani bemerkt auf unseren Internetseiten:

Die Qualität in Braunschweig-Hondelage ist sehr schlecht. Die Netzversorgung soll 16 Megabit betragen, tatsächlich kriege ich aber maximal 2 bis 3 Megabit.

Zum Thema recherchierten Andre Dolle und unsere Lokalredaktionen

Schnelles Internet für alle – und das möglichst bald: Mit knapp einer Milliarde Euro an Zuschüssen aus Berlin sollen mehr und mehr Privatleute und Unternehmer in Deutschland Breitband-Anschluss bekommen. Das gilt vor allem abseits der großen Städte und ist notwendig: Weiße Flecken mit unzureichender Breitbandversorgung gibt es in allen Regionen Deutschlands, vor allem in Flächenländern wie Niedersachsen.

Der Bund fördert den Ausbau des schnellen Internets in ganz Deutschland mit 935 Millionen Euro. Zusammen mit Mitteln von Kommunen und Firmen würden so insgesamt Investitionen von 2,2 Milliarden Euro ausgelöst, sagte Infrastrukturminister Alexander Dobrindt (CSU) am Dienstag anlässlich der Übergabe von 165 Förderbescheiden in Berlin. Verlegt werden könnten nun 84 000 Kilometer Glasfaserkabel, rund 860 000 Haushalte und Unternehmen könnten Breitband-Anschlüsse erhalten.

Von der knappen Milliarde landen in der Region nur 17,25 Millionen Euro – der Landkreis Wolfenbüttel erhält 2,25 Millionen und der Landkreis Gifhorn die maximale Einzelfördersumme in Höhe von 15 Millionen Euro.

In den Kreisen Gifhorn und Goslar hinkt der Breitband-Ausbau hinterher, das gilt auch für Osterode, das seit vergangenem Herbst mit Göttingen fusioniert ist. Im „Breitbandatlas“ der Regierung ist das noch nicht berücksichtigt, hier taucht der alte Kreis Osterode auf, obwohl die Daten vom 3. März stammen. Wer will, kann im „Breitbandatlas“ seinen Wohnort und sogar seine Straße heranzoomen (Internetseite: http://bit.ly/2n4kXuR), seine Verbindung prüfen.
In den Kreisen Gifhorn und Goslar hinkt der Breitband-Ausbau hinterher, das gilt auch für Osterode, das seit vergangenem Herbst mit Göttingen fusioniert ist. Im „Breitbandatlas“ der Regierung ist das noch nicht berücksichtigt, hier taucht der alte Kreis Osterode auf, obwohl die Daten vom 3. März stammen. Wer will, kann im „Breitbandatlas“ seinen Wohnort und sogar seine Straße heranzoomen (Internetseite: http://bit.ly/2n4kXuR), seine Verbindung prüfen.

Das insgesamt vier Milliarden Euro umfassende Bundes-Programm war vor zwei Jahren gestartet worden. In zwei ersten Wellen wurden daraus bereits mehr als 1,3 Milliarden Euro vergeben. Hier beteiligte die Bundesregierung unsere Region lediglich mit 2,25 Millionen Euro. Der Landkreis Goslar erhielt im ersten Förderaufruf 830 000 Euro, Wolfsburg im zweiten Förderaufruf 1,42 Millionen Euro.

Diese vergleichsweise niedrigen Fördersummen liegen wahrscheinlich darin begründet, dass unsere Region bei der Breitbandversorgung ganz gut dasteht. Zugang zu Übertragungsgeschwindigkeiten von 50 Megabit und mehr pro Sekunde haben bundesweit 75,5 Prozent der Haushalte. In Niedersachsen sind diese schnellen Zugänge für 73 Prozent der Haushalte verfügbar.

In unserer industriell geprägten Region sind es laut dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur jedoch 81,7 Prozent. Die Rate bei der Breitbandversorgung liegt somit relativ deutlich über dem Bundesschnitt.

Matthias Wunderling-Weilbier (SPD), der Landesbeauftragte für unsere Region, sagt daher: „Wir sind gut aufgestellt, auf einem guten Weg. Der Breitbandausbau spielt für die Unternehmen und Bürger in unserer Region eine große Rolle.“ Er nennt die Digitalisierung neben dem demografischen Wandel als größte Herausforderung in Niedersachsen. Ziel sei es, beim Breitband-Ausbau sämtliche weißen Flecken zwischen Harz und Heide zu beseitigen. Einen Zeitpunkt nannte Wunderling-Weilbier nicht.

Bernd Meier, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Braunschweig, sieht es kritischer als Wunderling-Weilbier. Er sagt: „Abseits der Zentren gibt es Probleme. Aber sogar im Stadtgebiet von Braunschweig gibt es den einen oder anderen weißen Flecken.“ Dieser Satz dürfte ganz im Sinne unseres Lesers sein. In der Tat gibt es in Hondelage am östlichen Rand von Braunschweig Straßenzüge, in denen es eine nur sehr schlechte Versorgung mit schnellem Internet gibt. In Braunschweig insgesamt jedoch ist die Breitbandversorgung sehr zufrieden- stellend. Die Haushaltsabdeckung mit 50 Megabit und mehr pro Sekunde liegt bei fast 95 Prozent – in Wolfsburg auch. In Salzgitter verfügen laut Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gute 90 Prozent der Bürger über schnelles Internet.

Bei den Landkreisen liegt Wolfenbüttel mit 83 Prozent vorne, gefolgt von Goslar mit 81 Prozent. Hier hat sich die Offensive, die der Landkreis noch unter dem früheren Landrat Jörg Röhmann gestartet hat, ausgezahlt. Im Kreis Goslar gibt es allerdings auch besonders viele weiße Flecken. Im Kreis Peine verfügen 76,5 Prozent der Haushalte über schnelles Internet, im Kreis Helmstedt sind es 73 Prozent und im großen Flächen-Kreis Gifhorn lediglich 49 Prozent. Der Raum um die Stadt Osterode liegt mit 69 Prozent ebenfalls deutlich unter dem Bundesschnitt. Hier ist dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur offenbar entgangen, dass der alte Kreis Osterode im vergangenen Herbst mit Göttingen zu einem neuen Landkreis fusioniert ist.

Der ländliche Raum darf nach Mahnungen des Städte- und Gemeindebundes in Niedersachsen bei der Digitalisierung nicht abgehängt werden. „Alles, was Sie hier sehen, funktioniert nicht ohne Breitband“, sagte Präsident Marco Trips auf dem Kommunaltag der IT-Messe Cebit der dpa.

„Der Bund macht es uns aber nicht immer leicht“, entgegnet der Landesbeauftragte Wunderling-Weilbier. „Wir müssen in der Region um jeden Euro kämpfen.“ Außerhalb der CSU und außerhalb Bayerns sprach manch einer daher beim Breitband-Ausbau von einer „Lex Bayern.“ Da, wo viel Umsatz gemacht wird, in den großen Städten, sind die Telekom und andere Anbieter schon zur Stelle. Im ländlichen Raum ist der Breitband-Ausbau zumeist ein Zuschussgeschäft für die Kommunen.

Infrastrukturminister Dobrindt lobte gestern die eigene Bilanz bei der Versorgung mit Breitbandanschlüssen. Dabei ist die Vorgabe der Regierung eigentlich wenig ambitioniert: Denn 50 Megabit pro Sekunde für jeden Anschluss sind bei den heute üblichen großen Datenmengen zu wenig. Geredet wird außerdem vor allem von der Geschwindigkeit beim Herunterladen. Für eine Firma, die etwa ein Angebot mit großen Dateien versenden will, ist aber das Hochladen genauso wichtig.

Auf dem Land lässt sich das Ziel ohnehin kaum erreichen. Wenn es überhaupt gelingt, alle Dörfer der Republik per Funk mit Breitband zu erschließen, müssen sich die Teilnehmer rund um einen Sendemast die Bandbreite teilen. Zukunftssicherer, wenn auch viel teurer, wäre es gewesen, überall auf Glasfaser zu setzen. Stattdessen nutzen die Unternehmen die alten Kupferleitungen.

Wolfsburg und auch der Landkreis Gifhorn setzen bei den neuen Anschlüssen auf das schnelle Glasfasernetz. Wolfsburg will alle Haushalte der Stadt innerhalb von fünf Jahren ans schnelle Glasfasernetz anschließen. Die Kosten für das Projekt: bis zu 90 Millionen Euro. In Wolfsburg hofft man, dass die Firma Wobcom mit den neuen Leitungen ihren Marktanteil steigern und das Glasfasernetz refinanzieren kann.