Frankfurt. Die Auswirkungen des Terrors prägen die Weihnachtsbotschaften der Kirchen. Die Muslime distanzieren sich explizit von Gewalt.

In ihren Weihnachtsbotschaften rufen die Kirchen dazu auf, Terror und weltweiter Gewalt mit Entschlossenheit, Mut und Zuversicht zu begegnen. „Die Weihnachtsbotschaft erreicht uns in diesem Jahr in Tagen voller Hiobsbotschaften“, erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Freitag in München. Weihnachten lade dazu ein, „sich nicht von der verbreiteten Nervosität und Gereiztheit anstecken zu lassen“, sondern der tröstenden Geschichte von der Geburt Jesu und der Nähe Gottes zu den Menschen zu vertrauen, „sie in die Seele einzulassen, und sich von ihr tragen zu lassen“.

Mit Blick auf den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin sagte Bedford-Strohm: „Weihnachten ist ein Fest und beinhaltet eine Freude, die das Dunkle mit einschließt, die nicht vor dem Leid davonrennt.“ Die Geschichte Jesu sei von Anfang an eine Geschichte der Bedrohung, des bedrohten Menschseins. Sie ist aber am Ende „eine Geschichte, die zeigt, dass die Gewalt nicht das letzte Wort hat, sondern dass das Leben siegt. Und deswegen ist dieses Weihnachtsfest mit einer Botschaft gefüllt, die kraftvoller nicht sein könnte, gerade in den schweren Tagen jetzt“, sagte Bedford-Strohm nach Angaben des Hessischen Rundfunks in einem Gespräch, das am zweiten Weihnachtstag gesendet wird.

„Weihnachten beinhaltet eine Freude, die das Dunkle mit einschließt.“
„Weihnachten beinhaltet eine Freude, die das Dunkle mit einschließt.“ © Heinrich Bedford-Strohm, Evangelische Kirche in Deutschland

Der Zentralrat der Muslime rief dazu auf, sich nicht Terrorismus und Stimmungsmache zu beugen. „Wir alle, die Religion allemal, stehen für Versöhnung und stehen auf gegen Hass und Gewalt“, sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek in einer am Freitag in Köln verbreiteten Grußbotschaft: „Unser Land wird sich weder den Terroristen beugen noch denen, die den Terroristen in die Arme spielen, indem sie gegen Flüchtlinge und Muslime Stimmung machen.“ Mazyek betonte, man bete für Deutschland und Berlin. „Wir beten ebenso für die vielen Getöteten und Entrechteten in Syrien, Irak und anderswo auf der Welt und geben ihnen so eine Stimme.“

Weltkirchenrat fordert

Schutz der Kinder

Der rheinische Präses Manfred Rekowski erklärte, dass es trotz Terroranschlägen und Kriegen in der Welt auch Zeichen der Hoffnung gebe. Gerade zu Weihnachten würden die Gläubigen daran erinnert, dass Gott mit dem Kind in der Krippe habe zeigen wollen, „dass er unsere Welt liebt“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in seiner Botschaft zum Christfest. Die Liebe Gottes sei die hoffnungsvolle Weihnachtsbotschaft, dass die Welt kein gottverlassener Ort sei.

Der Weltkirchenrat forderte in seiner Weihnachtsbotschaft einen besonderen Schutz für Kinder. In allen Ländern der Erde seien sie Risiken und Bedrohungen ausgesetzt, erklärte der Ökumenische Rat der Kirchen in Genf. Konflikte, Gewalt und andere Angriffe auf ihre verletzlichen Körper und Seelen machten aus vielen kleinen Menschen schon früh Opfer. Mehr Kinder als je zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg seien auf der Flucht. Laut UN sind etwa die Hälfte aller 65 Millionen Flüchtlinge Mädchen und Jungen. Im Weltkirchenrat sind protestantische, anglikanische und orthodoxe Kirchen vertreten. Der Lutherische Weltbund (LWB) rief dazu auf, die Weihnachtszeit mit Freude zu begehen. Das gelte auch, wenn die „schönen Bilder und frohmachenden Botschaften“ im Kontrast zu Problemen und Konflikten stünden, erklärte LWB-Präsident Munib Younan. Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land erinnerte zugleich an das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken mit Papst Franziskus, das im Oktober im schwedischen Lund stattfand. Dieses historische Ereignis habe gezeigt, dass die Christen mehr eine als trenne.