Berlin. Laut Statistischem Jahrbuch rauchen und trinken die Deutschen weniger, die Lebenserwartung steigt. Doch es gibt mehr Übergewichtige.

Die Deutschen werden immer älter. Sie rauchen seltener, trinken weniger Bier, essen etwas mehr Gemüse und dafür weniger Fleisch. Dennoch werden die Bürger immer dicker und verbringen mehr Zeit vor dem Fernseher statt mit Sport.

Das Statistische Bundesamt hat bei der Präsentation seines Statistischen Jahrbuchs 2016 die wichtigsten Erkenntnisse zur Gesundheit der Bundesbürger zusammengetragen – und wie sie im Durchschnitt leben. Das gewichtige Zahlenwerk zu allen Lebensbereichen umfasst rund 700 Seiten. Die erfassten Daten stammen aus den Jahren 2014 und 2015. Das sind wichtige Ergebnisse im Überblick:

Lebenserwartung steigt

Die Deutschen leben heutzutage etwa 40 Jahre länger als ihre Vorfahren zu Zeiten des Kaiserreichs unter Otto Fürst von Bismarck. Neugeborene Jungen werden nach der aktuellen Periodensterbetafel etwa 78 Jahre alt, Mädchen sogar rund 83 Jahre.

„Grund dafür ist eine bessere medizinische Versorgung, die bessere Heilbarkeit bestimmter Krankheiten und der gestiegene materielle Wohlstand“, erläuterte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Dieter Sarreither. Die höchste Lebenserwartung in Europa haben derzeit laut Weltbank Schweizer Jungen mit 80,8 Jahren und spanische Mädchen mit 86,1 Jahren.

Mehr Ausgaben für Gesundheit

Für die Gesundheit werden in Deutschland jährlich 328 Milliarden Euro ausgegeben – und damit elf Prozent des Bruttoinlandprodukts. Dies sind pro Kopf etwa 4050 Euro. Gut die Hälfte davon fließt in ärztliche und therapeutische Leistungen, ein gutes Viertel in Arzneimittel, Hilfsmittel und Zahnersatz.

2,6 Millionen Personen sind pflegebedürftig – davon werden 1,8 Millionen Zuhause versorgt. Insgesamt arbeiten 5,2 Millionen Menschen im Gesundheitswesen, darunter 3,9 Millionen Frauen. Dies sind insgesamt gut eine Million mehr als noch zur Jahrtausendwende.

Bessere Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung spielt für die Gesundheit eine große Rolle. Die Haushalte geben hierzulande durchschnittlich 300 Euro im Monat für Nahrungsmittel aus – davon 41 Euro für Brot und Getreideerzeugnisse, 37 Euro für Milch und Eier, und 32 Euro für alkoholfreie Getränke. Die Ausgabenstruktur hat sich dabei in den vergangenen Jahren kaum verändert.

Am meisten wird mit 50 Euro für Fleisch und Wurst ausgegeben, während der Jahresverzehr seit 2001 um ein Kilo auf rund 87 Kilogramm gesunken ist. Dafür essen die Deutschen heute drei Kilo mehr frisches Gemüse (97 Kilo) als zur Jahrtausendwende, sechs Kilo mehr Käse und Milchprodukte (109 kg) und 15,3 Kilo Fisch.

Obst kommt dagegen seltener auf den Tisch (65 kg) – zehn Kilo weniger als 2001. Auch Zucker (32 kg) sowie Butter und Fette (24 kg) werden etwas weniger gegessen.

Bedenklich stimmt, dass acht Prozent der Deutschen nach eigenen Angaben nicht genügend Geld haben, um sich jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit – mit Fleisch, Fisch, Geflügel oder etwas Vegetarisches – zu leisten. Unter Alleinlebenden und Alleinerziehenden sind es jeweils sogar 16 Prozent.

Gleichzeitig werden immer mehr Deutsche immer dicker: Knapp 16 Prozent sind stark übergewichtig. Dabei gelten mehr Männer (17 Prozent) als Frauen (14 Prozent) als adipös – und haben einen Body-Mass-Index von 30 und mehr.

Weniger Alkohol

In Deutschland wird immer weniger Bier verzehrt: Pro Kopf trinken die Bürger jährlich 98 Liter, nach noch 118 Liter im Jahr 2001. Auch Sekt und Champagner kommen seltener in die Gläser (3,7 Liter). Der Konsum von Wein (24 Liter) und Branntwein (2,1 Liter) blieb dagegen konstant.

118.600 Bürger landeten 2014 wegen Komasaufens im Krankenhaus – jeder Fünfte darunter war unter 20 Jahre alt. Unter den jungen Patienten zwischen zehn und 15 Jahren waren Mädchen mit 60 Prozent in der Überzahl.

Tabakkonsum sinkt

Rauchen wird immer unpopulärer. Jeder Fünfte bezeichnet sich als regelmäßiger Raucher. Im Durchschnitt rauchten die Deutschen 2015 insgesamt 1041 Zigaretten, Zigarren oder Zigarillos – und damit 170 Stück weniger als zehn Jahre zuvor.

Während Jüngere unter 20 Jahren weniger rauchen, steigt die Zahl der Raucherinnen über 50 Jahren deutlich. Hierin spiegelt sich ein Frauenbild der nach 1950 Geborenen, die Rauchen als Teil ihres modernen Lebensstils betrachteten – und dieses Laster bis heute nicht aufgegeben haben.

Häufige Todesursachen

Rauchen und Übergewicht zählen zu den größten Gesundheitsgefahren. 45.000 Menschen starben 2014 an Lungen- und Bronchialkrebs – darunter 29.500 Männer. Unter Männern ist dies mit sieben Prozent die zweithäufigste Todesursache. Bei Frauen liegt die Todesrate in diesem Bereich zwar nur halb so hoch – doch sie ist in den vergangenen zehn Jahren um 41 Prozent gestiegen.

Die meisten krebserkrankten Frauen sterben an Brustkrebs (vier Prozent). Die häufigste Todesursache bei den Deutschen sind Durchblutungsstörungen des Herzmuskels – hinzu kommen Herzinfarkte und Herzschwächen.

Sport und Freizeitverhalten

Wenngleich die Mehrheit der Deutschen ein Fahrrad besitzt (81 Prozent) und weitere 26 Prozent einen Heimtrainer, zählt Sport nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen in der Freizeit. Im Schnitt treiben die Bürger täglich 27 Minuten Sport. In der Küche verbringen die Deutschen dagegen 40 Minuten, 101 Minuten mit Essen und Trinken.

Mit Fernsehen wird sogar 4,5-mal mehr Zeit aufgewendet als mit Sport – insgesamt 124 Minuten. Unter den 28 Prozent, die regelmäßig Sport treiben, beträgt der tägliche Zeitaufwand jedoch 102 Minuten bei Männern und 88 Minuten bei Frauen. Aus Geldmangel können sich wiederum 21 Prozent der Bürger noch nicht mal einen einwöchigen Urlaub im Jahr leisten – unter Alleinerziehenden sind es sogar 43 Prozent.

Umweltverschmutzung belastet

Fast jeder Vierte sieht sich durch Ruß und andere Umweltbelastungen durch die Industrie sowie den Straßen- und Flugverkehr in seinem Wohnumfeld beeinträchtigt. Besonders stark ist dies unter Mietern (29 Prozent) ausgeprägt. Unter Haus- und Wohnungseigentümern sehen sich nur 17 Prozent von Umweltstörungen belastet. Vor allem Alleinerziehende fühlen sich mit 36 Prozent überdurchschnittlich durch Lärm in ihrem Alltag gestört.

Positive Selbsteinschätzung

Fast zwei Drittel der Bevölkerung (65 Prozent) bezeichnet ihren Gesundheitszustand als „sehr gut“ oder „gut“ – vor zehn Jahren sagten dies nur 60 Prozent. Gleichzeitig nennen ihn acht Prozent „schlecht“ oder „sehr schlecht“, nach zuvor neun Prozent.

Damit wächst auch in dieser Gruppe der Optimismus. Erwartungsgemäß steigt jedoch der Anteil, die sich gesundheitlich beeinträchtigt fühlt, mit zunehmendem Alter.