Braunschweig. Bei der Großkanzlei Jones Day aus den USA gilt selbst die Kleiderordnung als besonders streng.

Mehrere Anwaltskanzleien hatten sich um die Aufklärung im Abgas-Skandal bei VW beworben. Den Zuschlag bekam die US-Kanzlei Jones Day. Ein Riesen-Erfolg, zumal die Kanzlei in Deutschland zwar in Frankfurt, München und Düsseldorf vertreten ist, aber bis vor einem Jahr wohl nur Eingeweihten ein Begriff war. Zuvor hatte Jones Day in der Szene der Wirtschaftsjuristen für Aufsehen gesorgt, weil es gelungen war, den kanadischen Konzern Potash beim Angriff auf den Konzern K+S zu beraten.

Jones Day ist ein Riese. Die Kanzlei zählt mit 1,5 Milliarden Euro Umsatz zu den Top Ten der Branche. Die deutschen Standorte trugen vergleichsweise geringe 50 Millionen Euro bei. Hier arbeiten mehr als 100 Anwälte. Weltweit sind es mehr als 2500 in

44 Niederlassungen und 19 Ländern. Das 1893 in Cleveland im Bundesstaat Ohio gegründete Unternehmen hat Tradition. Es hat sich das Leitbild „One Firm Worldwide“ gesetzt.

Presse-Anfragen von deutschen Medien speziell zum Abgas-Skandal landen auf dem Tisch von Deutschland-Chef Ansgar Rempp. Antworten auf eine Anfrage zum VW-Honorar oder zur eingesetzten Personenstärke gab es keine. Das verwundert nicht, den Versuch war es aber wert. Der Abgas-Skandal ist besonders heikel, die Ermittlungen laufen – und Jones Day gilt in der Branche als besonders diskret.

Das Motto der Kanzlei beschrieb das Rechts-Blog „Above The Law“ folgendermaßen: „Verschwiegenheit bringt Stärke hervor.“ Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass die vorgeschriebene Kleiderordnung in der nicht gerade für lockere Outfits bekannten Juristen-Branche bei Jones Day als besonders streng gilt.

Dem VW-Aufsichtsrat berichtet die Kanzlei regelmäßig über den aktuellen Stand der Dinge. Der Öffentlichkeit will VW Ende des Jahres den Abschlussbericht der US-Kanzlei vorlegen.

Jones Day hat sich auf die interne Aufarbeitung im Auftrag von Unternehmen spezialisiert. Die Kanzlei arbeitet für den Auftraggeber VW auch von Deutschland aus. In einer Broschüre ist zu lesen: „Konzerne werden heutzutage so genau inspiziert wie niemals zuvor (...) – nicht nur von der US-Regierung, sondern auch von einer steigenden Zahl von regionalen, bundesstaatlichen und ausländischen Behörden.“ Zur Erinnerung: Es waren auch im Falle von VW die US-Umweltbehörden, die den Skandal öffentlich machten. Jones Day legt bei der Auswahl von Juristen großen Wert darauf, Ex-Staatsanwälte und ehemalige Mitarbeiter von Behörden zu verpflichten. Auch das ist für Volkswagen bei der Aufarbeitung des Skandals und bei der Zusammenarbeit mit US-Behörden zuträglich. Auch Siemens hatte sich in der Schmiergeld-Affäre die Dienste einer US-Kanzlei gesichert: Debevoise & Plimpton.