Braunschweig. Die VW-Finanzsparte setzt sich ehrgeizige Wachstumsziele. Außerdem erhöht sie ihre Gewinn-Prognose für dieses Jahr auf 1,9 Milliarden Euro.

Die VW Financial Services erhöhen ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr. Wie Vorstandschef Lars Henner Santelmann Montagabend in Hannover sagte, peilt die VW-Finanzsparte, deren Zentrale in Braunschweig sitzt, in diesem Jahr einen operativen Gewinn von 1,9 Milliarden Euro an. Das wären 200 Millionen Euro mehr als geplant und entspräche dem Rekordergebnis des Vorjahres. Santelmann kündigte ferner an, dass das Unternehmen seinen Bestand von aktuell 16,9 Millionen Verträgen bis 2025 verdoppeln will.

„Südeuropa kommt mit Italien, Frankreich und Spanien wieder.“
„Südeuropa kommt mit Italien, Frankreich und Spanien wieder.“ © Lars Henner Santelmann, Vorstandschef VW Financial Services

Die VW Financial Services gehören mit den Marken Audi und Porsche zu den großen Gewinnbringern im VW-Konzern. Sie bieten für Privat- und Geschäftskunden Fahrzeug-Finanzierungen für Modelle der Konzern-Marken an, Leasingverträge, aber auch Dienstleistungsverträge für Service und Wartung. Außerdem betreiben sie mit der VW-Bank klassisches Bankgeschäft. Eine weitere Aufgabe ist die Entwicklung neuer Mobilitätsgeschäftsfelder.

Ein Beispiel: Die Braunschweiger haben die Mehrheit an Sunhill Technologies übernommen. Diese kleine Firma aus Erlangen entwickelt gemeinsam mit Mobilfunk-Anbietern bargeldlose Bezahlverfahren für Parkplätze. Wer sein Auto in einem Parkhaus abstellt, muss zum Bezahlen nicht mehr zum Automaten, sondern erledigt dies über sein Smartphone.

Mit Blick auf die erhöhte Gewinnprognose sagte Santelmann: „Wir sind guten Mutes, dieses Ergebnis zu erreichen.“ So habe bereits das erste Quartal deutliche Zuwächse gebracht. Gut laufe vor allem das Geschäft mit Wartungs- und Dienstleistungsverträgen. „Außerdem kommt Südeuropa mit Italien, Frankreich und Spanien wieder“, sagte Santelmann.

Wie er weiter ausführte, hat die VW-Konzerntochter die Diesel-Krise zum Anlass genommen, um sich zu erneuern. Erstes Ziel: Die Kosten müssten gesenkt werden – in diesem Jahr um 6 Prozent beziehungsweise 130 Millionen Euro, im nächsten Jahr um 8 Prozent beziehungsweise 180 Millionen Euro. Erreichte werden soll dieses Ziel unter anderem durch den weltweit gebündelten Einkauf von Software-Lizenzen.

Zweites Ziel: Die Angebote sollen digitalisiert werden. „Bis 2020 sollen alle wesentlichen Produkte weltweit online abschlussfähig sein“, kündigte Vertriebsvorstand Christian Dahlheim an. Er bezifferte die Kosten für die Digitalisierung in den nächsten Jahren auf 500 Millionen Euro.

Drittes Ziel: Durch die Digitalisierung des Angebots sollen mehr Kunden erreicht werden. Dazu erläuterte Finanzvorstand Frank Fiedler: „Bislang haben wir vor allem Neufahrzeuge im Fokus. Jetzt blicken wir stärker auf Gebrauchtfahrzeuge bis zu einem Alter von acht Jahren.“ Das sei attraktiv, weil sich mit Angeboten für Gebrauchte höhere Erträge erwirtschaften ließen. Daher sollen Angebote wie Finanzierung oder Dienstleistungsverträge ausgeweitet werden. Weil weltweit 100 Millionen Konzernfahrzeuge zugelassen seien, sei das Potenzial groß, neue Kunden zu gewinnen, sagte Santelmann. Ziel sei die Verdoppelung des Vertragsbestands.

Nach Angaben Dahlheims soll der Anteil von Neu- und Gebrachtwagen im Vertragsbestand bis 2025 ausgeglichen sein. Derzeit betrage der Anteil der Gebrauchten je nach Markt 25 bis rund 30 Prozent. Um die Kunden besser zu erreichen, sollen die Internetplattformen der Konzern-Marken für Gebrauchtfahrzeuge weiterentwickelt werden. Sie sollen stärker in Wettbewerb treten mit bestehenden Plattformen wie mobile.de oder autoscout24.

Die VW Financial Services folgen den Konzern-Marken bei der Internationalisierung rund um den Globus und sind in 51 Staaten vertreten. Derzeit sei allerdings nur noch die Erschließung weniger Märkte geplant, sagte Santelmann. Dazu zähle Israel.