Hannover. Niedersachsens Innenminister war in der Türkei und in Griechenland, um sich über die Flüchtlingsprobleme zu informieren.

Der Minister stand auf einem Boot der griechischen Küstenwache, neben ihm der Kapitän, vor ihnen im Meer drei Schlauchboote mit Flüchtlingen. „Völlig überfüllt“ seien diese Boote gewesen, berichtete Pistorius nach seiner Rückkehr im Innenministerium. Alle Flüchtlinge seien gerettet worden, den Älteren habe man ihre Todesangst oft angesehen. Denn schwimmen könnten die wenigsten von ihnen.

Zusammen mit seinem hessischen Innenminister-Kollegen Peter Beuth (CDU) hatte sich Pistorius zu einem Kurztrip in die Türkei und nach Griechenland entschlossen. Es könne ja nicht schaden, wenn sich Minister die Lage dort mal selbst anschauten, meinte er. Die Besucher sprachen mit Bürgermeistern und europäischen „Frontex“-Polizisten auch aus Niedersachsen, sie waren in Rathäusern und Aufnahme-Einrichtungen. „Ich bin betroffen wiedergekommen“, so Pistorius.

In Izmir in der Türkei erfuhr der Niedersachse unter anderem, dass es keine nennenswerten Probleme mit den Flüchtlingen gebe, die im Land seien. Die staatliche Betreuung für sie sei vergleichsweise gering: Suppenküche, ärztliche Versorgung. „Die Türken sagen, sie hätten Erfahrung mit Flüchtlingen“, berichtete Pistorius. Dann ging es mit der Fähre nach Lesbos, der griechischen Insel. „Auf der Überfahrt konnte man havarierte Schlauchboote sehen“, erzählte Pistorius. Mehr als 700 000 Menschen seien im Vorjahr auf Lesbos und zwei weiteren Inseln angekommen. Die Griechen hätten das Ganze mittlerweile aber gut im Griff. „Wir trafen einen Fischer, der schon seit Jahren Flüchtlinge aus dem Wasser gezogen hat“, berichtete Pistorius. Dem Mann setze immer noch zu, dass er einmal ein totes Kind nicht aus dem Wasser habe bergen können. Die Griechen registrierten die Flüchtlinge zwar, mangels Datenleitungen gebe es aber keinen schnellen Abgleich. Auf Lesbos war es auch, als Pistorius mit der Küstenwache herausfuhr aufs Meer und erlebte, dass die türkische Küstenwache auf Aufforderungen der griechischen Kollegen zur Hilfe nicht reagierte. Dazwischen trieben Boote von Flüchtlingen, bei jeder falschen Bewegung kentergefährdet. Statt griechischer und türkischer Küstenwache könnten doch europäische Frontex-Kräfte eingesetzt werden, lautete ein Fazit der Beobachtungen. „Es kann nicht sein, dass die lebensgefährlichen Schlauchboote praktisch unter den Augen der türkischen Küstenwache ablegen“, hatte Hessen-Minister Beuth erklärt. Auch die Schlepper in der Türkei müssten bekämpft werden. Gegen Schleuser, Schlepper und lebensgefährliche Überfahrten setzen die beiden Minister auf Registrierungszentren und Verteilung nach Quoten. Die Konflikte in Syrien und im Irak müssten unbedingt befriedet werden. Die Menschen ließen sich durch Zäune und Grenzen nicht aufhalten, betonte Pistorius. Er glaube immer noch, dass man „das hinkriegen kann“, sagte er zur Flüchtlingsfrage. Und schloss: „Mir war es ein Bedürfnis, meine Eindrücke wiederzugeben.“