Braunschweig. Der Landesfrauenrat prangert die prekäre Lage in vielen Flüchtlingsheimen an.

Unsere Leserin Ursula Marsch-Mattenklott aus Braunschweig fragt:

Wie können wir Frauen aus Braunschweig Müttern mit Kindern helfen? Wann kommen Flüchtlingsfrauen in der Moselstraße an?

Die Antwort recherchierten Ann Claire Richter und Michael Ahlers

Die Stadt Braunschweig will ihre dritte provisorische Flüchtlingsunterkunft ausschließlich Frauen und Kindern vorbehalten. Die Turnhalle Moselstraße wird derzeit umgebaut, um etwa 60 Asylsuchenden ein Dach über dem Kopf zu bieten. Die Unterkunft wird wohl in ein paar Tagen bezugsfertig sein. Braunschweigs Stadtsprecher Rainer Keunecke rät potenziellen Spendern und Helfern, sich an das Rote Kreuz und die Freiwilligenagentur zu wenden. Die Adressen: info@drk-sprungbrett.de und www.freiwillig-engagiert.de. Hier werden die Angebote koordiniert.

Die Zeiten, da vornehmlich männliche Flüchtlinge zu uns kamen, sind überhaupt vorbei. Niedersachsens Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf, sagte neulich bei einem Vortrag in Braunschweig, mittlerweile seien mehr als die Hälfte der Ankommenden Frauen und Kinder. Und auch Cornelia Klaus und Sybille Mattfeldt-Kloth vom Landesfrauenrat kritisieren, dass in diesem Zusammenhang fast immer nur von Männern die Rede sei. Dabei gehe es doch ganz wesentlich um Geschlechtergerechtigkeit.

„Frauen und Flucht“ heißt ein Positionspapier, das der Landesfrauenrat erarbeitet hat. Vor allem geht es darum, Integration umfassender zu denken. „Für Mann werden Sportangebote gemacht, an Frauen wird dabei nicht gedacht“, sagte Klaus. Männer könnten zum Sprachkursus gehen, Frauen müssten oft auf ihre Kinder aufpassen. Viele dieser Kinder seien traumatisiert, wollten also keinesfalls von den Müttern getrennt werden.

Als „verheerend“ empfinden die Frauen vom Frauenrat die Sicherheitslage in großen Aufnahmeeinrichtungen: Frauen schliefen aus Angst vor Übergriffen in Kleidung, Türen ließen sich nicht abschließen, viele Frauen scheuten nachts den Gang zur Toilette. „Es kommen vorrangig alleinstehende Frauen und Frauen mit Kindern“, hat Klaus beobachtet, viele seien unter 35 Jahre alt. Aus Angst vor Gewalt seien viele in Frauenhäusern oder Beratungsstellen. Die Frauen in den Einrichtungen besser zu schützen, ist eine Forderung des Frauenrats. „Schlösser einzusetzen kann nicht das Problem sein“, sagen sie.

„Keinesfalls“ dürften die Frauen in „prekären“ Jobs landen, heißt es in der Erklärung des Frauenrats weiter. Ob Pflege, Gastronomie, Fleischindustrie oder Putzen, die Landesregierung soll darauf achten, dass die Frauen fair bezahlt werden und gute Arbeitsbedingungen haben. „Arbeitsmarkt und Beschäftigungspolitik müssen auf allen Ebenen geschlechteradäquate Angebote und Projekte entwickeln“, heißt es im Forderungskatalog. „Zum Beispiel Praktika in den Unternehmen auch für Frauen“, sagt Klaus.

LANDESFRAUENRAT NIEDERSACHSEN

Der Landesfrauenrat Niedersachsen (LFRN) ist ein Zusammenschluss von mehr als 60 Frauenverbänden und -gruppen. Er wurde 1970 gegründet.

Cornelia Klaus ist die Vorsitzende des Landesfrauenrats.

„Frauen und Flucht“ ist der Titel eines Positionspapiers, in dem der Verband zentrale Forderungen zusammenfasst. Nach seinen Beobachtungen sind unter den weiblichen Flüchtlingen in Niedersachsen vor allem alleinstehende Frauen sowie Frauen mit Kindern, aber ohne Mann.

Die Mehrheit der Flüchtlinge seien Männer, die Integrationspolitik müsse aber Geschlechtergerechtigkeit in den Blick nehmen, fordern die Frauen.