Braunschweig. Eine Schwangerschaft nach überstandener Infektion birgt keine weiteren Gefahren.

Eine Leserin, die sich „Gizem PL“ nennt fragt auf unserer Facebook-Seite:

Ist das jetzt wie bei Ebola, wo ein Kontinent betroffen war, aber die Gefahr bestand, dass es hierherkommen kann? Sind nur Schwangere betroffen oder auch Frauen, die sich später Kinder wünschen?

Die Antworten recherchierte Johannes Kaufmann

Westafrika ist mittlerweile frei von Ebola. Doch das heißt nicht, dass das Virus verschwunden wäre. Nicht nur gibt es ein natürliches Reservoir in verschiedenen Tierpopulationen, der Erreger ist auch teils noch nach Monaten im Sperma und in der Augenflüssigkeit von Überlebenden der Krankheit nachzuweisen. Das Virus schlummert weiter, selbst wenn die Krankheit überstanden ist.

Ist so etwas auch beim Zika-Virus möglich, das sich derzeit in Lateinamerika ausbreitet und das im Verdacht steht, Schädel-Fehlbildungen bei Ungeborenen (Mikrozephalie) hervorzurufen? Nein, ist Professor Thomas Pietschmann überzeugt. Er leitet die Abteilung Experimentelle Virologie am Twincore, einer gemeinsamen Einrichtung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover.

„Das Zika-Virus löst eine akute Infektion aus, die vom Immunsystem kontrolliert und schließlich eliminiert wird“, erklärt der Virologe. Nach aktuellem Stand des Wissens sei das Risiko für Mikrozephalie deshalb auf Infektionen während der Schwangerschaft, speziell in der Frühphase, beschränkt.

Das bestätigt auch Dr. Dennis Tappe, Facharzt für Virologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg: „Das Virus ist nicht persistent, es sind keine Folgeschäden bei Schwangerschaften nach überstandener Krankheit bekannt.“ Wer eine Zika-Infektion überstanden habe, sei für Jahre, womöglich lebenslang immun gegen das Virus.

WHO berät über Ausrufung des globalen Gesundheitsnotstands

Unser Leser fragt, ob die Situation bei der Zika-Epidemie in Lateinamerika mit der Ebola-Katastrophe in Westafrika zu vergleichen ist. Tatsächlich hat die Weltgesundheitsorganisation angesichts der rasanten Ausbreitung den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Koordinierte weltweite Anstrengungen seien nötig, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, sagte die WHO-Generaldirektorin Margaret Chan am Montagabend in Genf. Die Staaten müssten sich auf Entwicklung und Produktion eines Impfstoffs gegen das Virus konzentrieren.

Allein Brasilien berichtet von 1,5 Millionen Fällen, die WHO geht insgesamt von drei bis vier Millionen Infektionen in mehr als 25 Ländern aus. Es wird vermutet, dass die Ansteckung von Frauen in der Frühphase der Schwangerschaft bei den Ungeborenen zu Mikrozephalie, also zu einem gefährlich verkleinerten Schädel, führen kann. Allerdings ist die aus Brasilien gemeldete, sprunghaft gestiegene Zahl von 4180 Verdachtsfällen umstritten.

Auch gibt es große Unterschiede zur Ebola-Epidemie. Bereits in der vergangenen Woche warnte der WHO-Virus-Experte Marcos Espinal vor Panikmache und betonte: „Zika ist nicht Ebola.“ Die Infektion ruft bei den meisten Betroffenen keine Symptome hervor. Wer erkrankt, leidet für einige Tage zumeist unter leichtem Fieber, Hautausschlag, Schmerzen in Gelenken und Muskeln, Kopfschmerzen und einer Bindehautentzündung.

Auch die Ansteckung verläuft anders als bei Ebola. Zwar berichtet Virologe Tappe von Einzelfällen, „in denen eine sexuelle Übertragung von Mann zu Frau stattgefunden hat“, doch grundsätzlich ist Zika für die Ausbreitung auf einen Wirt angewiesen. Dabei handelt es sich um Stechmücken der Gattung Aedes, speziell Gelbfieber-Mücken (Aedes aegypti) und Asiatische Tigermücken (Aedes albopictus).

Diese Mücken-Arten sind in Lateinamerika weit verbreitet und sind mittlerweile in nahezu allen tropischen und subtropischen Regionen der Welt zu finden. Im Fall der Tigermücke gilt dies auch für Südeuropa, nicht jedoch für Nord- und Mitteleuropa. In Deutschland sind lediglich zwei kleine Populationen von Asiatischen Tigermücken bei Freiburg und Tübingen bekannt. Ob sie sich dort dauerhaft etablieren können, hängt davon ab, ob die Eier den Winter überstehen.

Zurzeit ist das Risiko einer Ansteckung mit dem Zika-Virus für die Bewohner großer Teile Europas und der nördlichen Halbkugel somit auf Reisen in betroffene Gebiete beschränkt. Eine massenhafte Ausbreitung von Mensch zu Mensch wie bei Ebola steht nicht zu befürchten.

Scharlatane nutzen Epidemie,

um für Heilmittel zu werben

GLOBALER NOTSTAND

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die

Zika-Epidemie zum globalen Gesundheitsnotstand

erklärt. So wird eine Situation genannt, die „ernst,

ungewöhnlich oder unerwartet ist, die bedeutend ist für die Volksgesundheit auch außerhalb der Grenzen des betroffenen Staats und die sofortiges internationales Handeln erfordern kann“.

In dieser Situation kann die WHO Empfehlungen an die Länder ausgeben, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten.