Braunschweig. David McAllister erlebte vor Ort ein hochpolitisiertes Land.

David James McAllister, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, hat aus seinen schottischen Wurzeln nie ein Hehl gemacht. Mit dem CDU-Spitzenpolitiker, der derzeit im Europaparlament sitzt, sprach Dirk Breyvogel.

Mit welchem Gefühl schauen Sie derzeit in Ihre „zweite Heimat“. Sehen Sie die Abstimmung über die Unabhängigkeit eher als Chance oder als Gefahr für die Schotten?

Die Forderung nach mehr Autonomie oder gar einer möglichen Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich bewegt die Menschen dort schon seit vielen Jahren. Der große Unterschied zu anderen europäischen Ländern, in denen es Abspaltungsbewegungen gibt, ist, dass sich die Regierungen in London und Edinburgh nach zähen Verhandlungen gemeinsam auf die Durchführung dieser Abstimmung verständigt haben und beide Seiten bereit sind, das Ergebnis am Ende zu akzeptieren.

Glaubt man den jüngsten Umfragen, wird es ein ganz knappes Rennen. Sind die Schotten demnach ein gespaltenes Volk?

Im August bin ich einige Tage in Schottland gewesen. Was ich erlebt habe, ist eine hochpolitisierte Gesellschaft. Die Zeitungen sind voller Berichte. Jeden Abend sendet das Fernsehen endlose Debatten. Man kommt gar nicht darum, Diskussionen zum Referendum aus dem Weg zu gehen. In Schottland wird mit sehr viel Leidenschaft für die eine wie für die andere Position gestritten.

Haben Sie einen Tipp zum Ausgang?

Es zeichnet sich eine hohe Wahlbeteiligung und ein knappes Ergebnis ab. Es geht in Schottland nicht um die Frage, ob Schottland in der Lage wäre, eigenständig zu sein. Es geht vielmehr darum, ob die Loslösung vom Vereinigten Königreich auch sinnvoll wäre. Am Ende ist das eine ganz persönliche Frage, die jeder einzelne Wahlberechtigte für sich und seine Kinder zu beantworten hat. Die Menschen in Schottland werden am 18. September eine demokratische Entscheidung treffen. Diese ist dann zu respektieren.