Braunschweig. Die Kosten für denselben Urlaub können sich um mehr als 30 Prozent unterscheiden – je nachdem, ob man eine Pauschalreise wählt oder individuell bucht.

Unser Leser Matthias Crome aus Ringelheim sagt:

Für einen reinen Bade- und Erholungsurlaub ist die Pauschalbuchung nach Katalog sicher die bequemste Lösung.

Zu dem Thema recherchierte Daniel Freudenreich

In wenigen Wochen beginnen endlich die Sommerferien. Reisewillige, die in den Urlaub fliegen möchten und noch nicht gebucht haben, sollten sich langsam beeilen. Wer nur am Strand liegen möchte, für den ist der Pauschalurlaub sicher die komfortabelste Variante. Da hat unser Leser Matthias Crome völlig Recht. Der Reiseveranstalter regelt alles – Flug, Transfer, Hotel – und man selbst muss sich um nichts kümmern.

Viele Urlauber schauen aber nicht nur auf den Komfort, sondern auch auf die Kosten. Tatsächlich gibt es gewaltige Unterschiede beim Preis für ein und dieselbe Reise – und zwar je nach Buchungsart. Wer sich etwas Zeit nimmt und clever bucht, kann zum Teil 30 Prozent oder noch mehr sparen. Das belegen Stichproben unserer Zeitung für ausgewählte Urlaubsreisen im August, wie aus der nebenstehenden Grafik hervorgeht. Allerdings sind die Risiken bei einer Reise, die man individuell bucht, etwas größer.

Verschiedene Buchungswege

Wer in den Urlaub möchte, kann die Reise auf unterschiedliche Arten buchen. Neben dem Komplettpaket beim Reiseveranstalter kann man den Flug über ein Flugportal oder die Homepage der Airline direkt buchen. „Bei den Portalen können Vermittlungsgebühren anfallen“, warnt Sandra Coors von der Verbraucherzentrale Braunschweig vor unerwarteten Zusatzkosten.

Wer sein Hotel individuell bucht, kann dies über einen Reiseveranstalter machen, über ein Internetportal, das wiederum zum Reiseveranstalter hin vermittelt, oder direkt bei der Hotelkette.

Große Preisunterschiede

Laut einer Umfrage des Internetportals Check24 vor wenigen Wochen buchen 62 Prozent der Befragten ihre Urlaubsreise lieber im Komplettpaket. Allerdings gibt es deutliche Preisspannen zwischen der Pauschalreise und dem individuell zusammengestellten Urlaubstrip. Auf Mallorca lägen die Unterschiede für einen Urlaub mit Flug, Transfer und Hotel bei bis zu 20 Prozent, wie eine Analyse von Check24 ergeben hat. Dabei hat das Portal Reisen für Familien und Paar vor und in den Sommerferien analysiert.

Das Ergebnis: Einen einheitlich günstigeren Weg für die Buchung gibt es nicht. In 85 Prozent der untersuchten Reisen liegen die Preisunterschiede je nach Buchungsweg unter zehn Prozent. In den Fällen mit einer größeren Ersparnis sei immer die Pauschalreise günstiger gewesen.

Wer sein Hotel selbst bucht, fährt laut der Erhebung im übrigen bis zu 30 Prozent billiger über einen Reiseveranstalter als über Buchungsportale wie booking.com. Dafür gibt es einen Grund: Reiseveranstalter buchen in der Regel ganze Zimmerkontingente und können diese daher mitunter billiger anbieten. Zum Teil sogar deutlich unter dem Marktwert.

Die billigere Variante

Vorweg: Welcher Buchungsweg der günstigste ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Das hängt vom Reiseziel, der Art des Urlaubs und der Person ab. „Wer einen Badeurlaub in der Türkei, Tunesien oder Ägypten machen will, fährt in der Regel mit einer Pauschalreise besser“, sagt Eva Kollmann, Sprecherin bei Check24. Bei Mallorca lohne sich der Vergleich zwischen Pauschalreise und Individualbuchung. Ebenso bei Fernreisen wie nach Amerika oder Thailand. „Wer einen abwechslungsreichen Urlaub machen will – etwa einige Tage Palma, dann eine Woche Finca und noch ein paar Tage Strandurlaub – der sollte individuell schauen“, empfiehlt Kollmann. Generell rät sie Kunden von der Individualbuchung ab, wenn sie keinerlei Kenntnisse von der Kultur oder der Sprache in der Ferienregion haben. Auch Familien mit kleinen Kindern sollten eine Pauschalreise nehmen. „Das ist stressfreier“, findet Kollmann.

Stärken der Pauschalreise

Die Pauschalbuchung hat einen großen Vorteil: Der Kunde erhält hier vom Reiseveranstalter einen Sicherungsschein. „Der Sicherungsschein soll den Verbraucher vor der Insolvenz eines Anbieters schützen“, sagt Verbraucherschützerin Coors. „Macht ein Reiseveranstalter pleite, muss er Urlaubern den bereits gezahlten Preis für ausfallende Leistungen und die notwendigen Aufwendungen für die Rückreise erstatten.“ Außerdem könne man sich an den Veranstalter werden, um den Preis zu mindern, wenn etwa der Flug verspätet war.

Vorteile hat die Pauschalreise auch, wenn vor Ort Mängel auftreten. Diese solle man direkt beim Ansprechpartner des Reiseunternehmens vor Ort rügen, die Mängelrüge bestätigen lassen und Beweise vor Ort sammeln (etwa durch Fotos), empfiehlt die Verbraucherzentrale.

Risiken der Individualbuchung

Wer seine Reise in Teilen zusammenbucht, kann unter Umständen deutlich billiger in den Urlaub fliegen. Allerdings sind die Risiken auch größer, wenn etwas schiefgeht.

So bekommt man bei Einzelbuchungen keinen Sicherungsschein als Schutz gegen eine Pleite. Außerdem hat man vor Ort keine Reiseleitung und muss seinen Transfer selbst organisieren. Wer aufgrund einer Flugverspätung seinen Anschlussflug verpasst, muss damit rechnen, dass er auf den Kosten sitzen bleibt. Vor allem dann, wenn die Flüge bei verschiedenen Airlines gebucht werden. Zudem ist es komplizierter, Ansprüche gegen das Hotel durchzusetzen, wenn es Mängel gibt. Mitunter muss man sich dann mit dem jeweiligen nationalen Recht auseinandersetzen.

Ansprüche bei verspätetem Flug

Ist der Flug, der zu einer Pauschalreise gehört, verspätet, hat man laut Verbraucherzentrale Braunschweig zwei Ansprechpartner, um den Preis zu mindern. Zum einen den Reiseveranstalter. Das ergibt sich aus dem deutschen Reiserecht. Zum anderen kann man gegenüber der Airline Forderungen geltend machen. Aber: „Der Verbraucher muss sich natürlich das anrechnen lassen, was der jeweils andere schon gezahlt hat. Zweimal kassieren geht nicht“, sagt Coors.

Reisemarkt in Deutschland

2013 haben die Deutschen rund 65 Milliarden Euro für Urlaubsreisen ins Ausland ausgegeben. Dabei dauerte die durchschnittliche Reise nach einer Erhebung des Deutschen Reiseverbandes 10,3 Tage. Rund 15 Prozent der Pauschalreisen wurden dabei online gebucht, wobei fast ein Drittel bei einer Online-Buchung zwischen 1000 und 1500 Euro ausgegeben hat. Zugleich ist die Anzahl der stationären Reisebüros in den vergangenen zehn Jahren um knapp ein Drittel gesunken, während sie ihren Umsatz auf zuletzt 22,7 Milliarden Euro leicht erhöhen konnten. Dafür wird verstärkt im Internet gebucht – wo sich der Preisvergleich besonders lohnt.

So ist der Reiserücktritt möglich

Es ist eine ganz bittere Erfahrung: Da freut man sich seit Wochen auf den Urlaub und kurz vor dem Start fällt die Reise ins Wasser. Um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben, schließen viele Bürger eine Reiserücktrittsversicherung ab. Doch diese zahlt nur in speziellen Fällen. Maximilian Gehr von der Verbraucherzentrale Braunschweig rät nur bei teuren Urlaubsreisen zum Abschluss einer Police.

Versicherungs-Varianten

Zunächst einmal kann der Verbraucher zwischen zwei Varianten wählen. Er kann eine Jahresversicherung für mehrere Urlaubsreisen abschließen oder eine Police für eine einzige Reise. Generell rät Gehr vor dem Abschluss zu einem Kostenvergleich, denn: „Es kann Preisunterschiede von 100 Prozent geben.“

Schutz ohne Police

Wenn eine Reise nicht zustande kommt, bekommt man sein Geld auch ohne Rücktrittsversicherung zurück oder kann umbuchen, wenn höhere Gewalt im Spiel ist. Dabei kann es sich um Naturkatastrophen vor Ort handeln.“ Sobald das Auswärtige Amt eine Reisewarnung gibt, ist das Umbuchen sogar kostenlos“, sagt Gehr.

Hier zahlt die Versicherung

Sie springt bei schweren Unfällen, Tod, dem Arbeitsplatzwechsel und Erkrankungen ein. Aber: „Die Krankheit muss unerwartet und schwer sein“, sagt Gehr. Wie eine schwere Krankheit genau definiert ist, sei in den Versicherungsbedingungen aber nicht immer erläutert. „Wer fürchtet, seine Reise absagen zu müssen, sollte sofort seinen Versicherer informieren, auch wenn er sie tatsächlich noch nicht absagt“, sagt der Verbraucherschützer. Wer ohne zu informieren zunächst abwarte, ob er wieder gesunde, dann aber doch stornieren müsse, der bleibe auf seinen Kosten sitzen. Gehr beruft sich dabei auf ein Urteil des LG München (AZ 15 S 4319/02).

Zudem braucht man ein Attest vom Arzt, aus dem hervorgeht, dass man die Reise nicht antreten kann, heißt es bei der Verbraucherzentrale Brandenburg.

Hier zahlen einige Policen

Manche, aber nicht alle Versicherungen, erstatten auch die Kosten, wenn man einen neuen Job bekommt und die Uni- oder Schulprüfung wiederholen muss.

Hier gibt es kein Geld zurück

„Absagen der Reise wegen politischer Unruhen sind generell nicht versichert“, sagt Gehr. Oft gebe es aber günstige Möglichkeiten des Umbuchens beim Veranstalter. Wer in den Urlaub will, sollte im Übrigen auch rechtzeitig starten. Wer mit dem Auto zu spät am Airport ankommt und den Flieger verpasst, hat Pech gehabt. Da zahlt die Police nichts.