Kabul. Bundeswehr: Polizei ist verstärkt im Einsatz.

Die Gewalt im nordafghanischen Verantwortungsbereich der Bundeswehr hat deutlich zugenommen. Im vergangenen Jahr wurden dort bis November 1660 „sicherheitsrelevante Zwischenfälle“ erfasst und damit 35 Prozent mehr als im gesamten Vorjahr mit 1228. Das meldete das Einsatzführungskommando der Bundeswehr.

Die Statistik der internationalen Schutztruppe Isaf zeichnet sogar ein noch düstereres Bild: Danach ist die Zahl der feindlichen Angriffe in Nordafghanistan im ersten Halbjahr 2013 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 100 Prozent und in den zweiten sechs Monaten um 26 Prozent gestiegen.

„Sicherheitslage nicht zwangsläufig verschlechtert“

Das Einsatzführungskommando begründete die Zunahme unter anderem mit dem verstärkten Einsatz der afghanischen Armee und Polizei im Kampf gegen die Aufständischen. „Dies führt auch zu einem Anstieg der damit einhergehenden Zwischenfälle und ist eine Folge von Stabilisierungsbemühungen“, erklärte ein Sprecher. „Dieses kann nicht automatisch mit einer Verschlechterung der Sicherheitslage gleichgesetzt werden.“

Zu den sicherheitsrelevanten Zwischenfällen zählen beispielsweise Sprengstoffanschläge, Taliban-Angriffe auf Patrouillen mit Handfeuerwaffen, aber auch Gewalttaten, die nicht eindeutig den Aufständischen zuzuordnen sind. Das Auswärtige Amt erklärte, trotz der Zunahme der Zwischenfälle die Sicherheitslage sei im Norden des Landes weiterhin weniger angespannt als in anderen Landesteilen. „Schwerpunkte der Kämpfe liegen im Süden und Osten des Landes.“ Auch die Isaf bestätigte das.

Angriffe richten sich gegen afghanische Polizei und Armee

Der Isaf-Kampfeinsatz läuft Ende des Jahres aus, die Zahl der internationalen Soldaten nimmt seit längerem ab. Die Angriffe der Taliban richten sich daher verstärkt gegen afghanische Soldaten und Polizisten.

Die Bundesregierung sieht die Angriffe und Anschläge nur als ein Kriterium für die Bewertung der Sicherheitslage. Eine Arbeitsgruppe der fünf zuständigen Ministerien hat im vergangenen Jahr einen Katalog mit mehreren weiteren Faktoren erarbeitet. Dazu zählen die Bedrohung durch die Taliban, der Schutz durch afghanische Sicherheitskräfte, die Wahrnehmung der Bevölkerung, Einfluss und Wirkung der afghanischen Regierung, politischer Institutionen und regionaler Machthaber, soziale und wirtschaftliche Faktoren sowie „externe Einflüsse“. Der nächste Fortschrittsbericht zur Lage in Afghanistan wird im Februar erwartet. dpa