Berlin.

Joachim Gauck.
Joachim Gauck. © dpa

Für den protestantischen Pastor Joachim Gauck war es sicher nicht das erste Mal, dass er zu Weihnachten den Menschen Besinnliches mit auf den Weg gibt. Doch als Bundespräsident predigt Gauck diesmal nicht von der Kanzel. Stehend – neben einem kleinen Adventsschmuck und der deutsche Fahne – forderte Gauck in seiner ersten Weihnachtsansprache im neuen Amt von den Menschen Mut und Engagement ein – aber auch Zuversicht.

Anders als Vorgänger Christian Wulff, der bei seinen beiden Weihnachtsansprachen im Amtssitz Schloss Bellevue jeweils eine große Gruppe ehrenamtlicher Helfer und viele Kinder um sich scharte, hatte sich Gauck für diesen Soloauftritt vor der Fernsehkamera entschieden.

Auch hinter dem Schreibtisch sitzend – wie einst Horst Köhler oder Roman Herzog – wollte sich Gauck nicht präsentieren. Es sollte ein wenig lockerer wirken – aber korrekt und dem Amt des ersten Mannes im Staate angemessen.

Gleichwohl: Wer die Rede hört, stellt fest, dass Gauck sein früheres Pastorenamt nicht vergessen mag. Die kürzliche Reise des Bundespräsidenten an den Hindukusch, der gefährliche Einsatz deutscher Soldaten und Zivilhelfer in Afghanistan gaben Stichworte für die Rede. „Eine solche Reise führt dem Besucher vor Augen, wie kostbar der Frieden ist, der seit über 60 Jahren in Europa herrscht“, sagt Gauck. Gesichert habe diesen Frieden die europäische Idee. „Zu Recht hat die Europäische Union den Friedensnobelpreis erhalten“, bekannte der Bundespräsident – um dann kritisch nachzufragen: „Wird unser politischer Wille zusammenhalten können, was ökonomisch und kulturell so unterschiedlich ist?“

Der Bundespräsident greift zugleich eine ganze Fülle anderer Themen auf, etwa die wachsende Schere zwischen Arm und Reich in der Gesellschaft und den Klimawandel. Auch die Gewalt in U-Bahnhöfen oder auf Straßen spricht er an – und Übergriffe gegen Menschen, nur „weil sie schwarze Haare und eine dunkle Haut haben“. Dabei gehe es doch den meisten Bürgern in Deutschland „wirtschaftlich gut, ja sogar sehr gut“, konstatiert Gauck.

Er macht keinen Hehl daraus, dass ihm als früherem Pastor zu Weihnachten die christliche Botschaft besonders wichtig ist. Aber Weihnachten sei nicht nur für Christen Anlass zur Rückbesinnung. „Auch für Muslime, Juden, Menschen anderen Glaubens und Atheisten ist es ein Fest des Innehaltens, ein Fest der Verwandten und Wahlverwandten, ein Fest, das verbindet, wenn Menschen sich besuchen und beschenken – mit schönen Dingen, vor allem jedoch mit Zuwendung.“

„Fürchtet Euch nicht!“ und: „Friede auf Erden!“ seien die Botschaften aus der Weihnachtsgeschichte, die nicht nur religiöse, sondern alle Menschen ansprächen. Und weiter sucht er Verbindendes zwischen den Religionen: „Der Stern aus der Weihnachtsgeschichte führte Menschen einst von fernher zu einem ganz besonderen Ziel – zu einem Menschenkind. Einen solchen Stern wünsche ich jedem in unserem Land, einen Stern, der ihn zum Mitmenschen, der uns zueinander führt. Mit diesem Wunsch also: Gesegnete Weihnachten!“dpa