Beim Leserforum im Braunschweiger Wilhelm-Gymnasium diskutierten (von links) Horst Audritz, Lehrer am Gymnasium im Schloss Wolfenbüttel und Landesvorsitzender des Philologenverbandes, Heiner Kickermann, Sprecher des Schulelternrates der IGS Volkmarode, Andreas Jäger, Schulelternratsvorsitzender der Neuen Oberschule in Braunschweig, Benedikt Brauner, Schülersprecher am Wilhelm Gymnasium, Torben Kruse, Berufsschüler sowie Stadtschülerratsmitglied und Moderator Uwe Hildebrandt mit den Landtagsabgeordneten Karl-Heinz Klare, CDU-Fraktionsvize, Gabriele Heinen-Kljajic, wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Claus Peter Poppe (SPD), Vorsitzender des Landtags-Kultusausschusses sowie die schulpolitischen Sprecher Christa Reichwaldt (Linke) und Björn Försterling (FDP).
Beim Leserforum im Braunschweiger Wilhelm-Gymnasium diskutierten (von links) Horst Audritz, Lehrer am Gymnasium im Schloss Wolfenbüttel und Landesvorsitzender des Philologenverbandes, Heiner Kickermann, Sprecher des Schulelternrates der IGS Volkmarode, Andreas Jäger, Schulelternratsvorsitzender der Neuen Oberschule in Braunschweig, Benedikt Brauner, Schülersprecher am Wilhelm Gymnasium, Torben Kruse, Berufsschüler sowie Stadtschülerratsmitglied und Moderator Uwe Hildebrandt mit den Landtagsabgeordneten Karl-Heinz Klare, CDU-Fraktionsvize, Gabriele Heinen-Kljajic, wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Claus Peter Poppe (SPD), Vorsitzender des Landtags-Kultusausschusses sowie die schulpolitischen Sprecher Christa Reichwaldt (Linke) und Björn Försterling (FDP). © Rudolf Flentje

Der Hausherr des Abends fasste es in einem Satz zusammen: „Jede Schule ist eine Zukunftswerkstatt“, sagte Gerhard Thamm van Balen, Leiter des Braunschweiger Wilhelm-Gymnasiums.

Wie Schüler für die Zukunft am besten gerüstet werden, darüber diskutierten gestern Abend auch die Gäste unseres Forums in der Aula. Leser hatten die Möglichkeit, Fragen an Schulpolitiker der im Landtag vertretenden Fraktionen zu stellen. Schüler, Eltern und Lehrer konnten ebenfalls Stellung beziehen. Wir haben eine Auswahl der Aussagen zusammengestellt:

War die Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren (G 8) ein richtiger Schritt, um den Einstieg in Ausbildung und Beruf zu verbessern?

Benedikt Brauner, Schüler am Wilhlem-Gymnasium:„Es ist eine Chance, nach 12 Jahren durchzustarten und zu studieren. Aber nun müssen wir den gleichen Stoff in kürzerer Zeit durchpauken. Das ist sehr viel Stress und die persönliche Entwicklung in der Freizeit kommt zu kurz.“

Andreas Jäger, Schulelternratsvorsitzenderder, Neue Oberschule Braunschweig:„Im Leben der Kinder hat sich viel verändert. Musik-, Konfirmandenunterricht oder das Hockey-Spiel – all das geht nicht mehr. Die Schüler wollen doch etwas von ihrem Leben haben.“

Christa Reichwaldt, Partei die Linke:„Wir möchten zurück zu G 9. Das Lernen muss dringend entschleunigt werden. Es macht keinen Sinn, den Stoff in die Schüler reinzupressen, ohne die Möglichkeit zu haben, das Gelernte zu verfestigen.“

Karl-Heinz Klare, CDU:„Stress in der Schule hat es immer gegeben. Außerdem ist an Integrierten Gesamtschulen noch das Abitur nach 13 Jahren möglich. Aber wir werden die Lehrpläne durchforsten und drastisch verschlanken.

Welche Schul-Struktur brauchen wir, damit jeder Schüler je nach seinen Fähigkeiten und Leistungen am besten gefördert wird?

Gabriele Heinen-Kljajic, Grüne:Wir brauchen ein System, das ein längeres gemeinsames Lernen ermöglicht. Die Nachfrage nach Integrierten Gesamtschulen (IGS) ist groß.

Doch diese Schulform kann man nur ausbauen, wenn keine Haupt-, Realschulen und Gymnasien neu gegründet werden.

Claus Peter Poppe, SPD:Ich plädiere vor allem für Gleichberechtigung; Eltern wünschen sich ein längeres gemeinsames Lernen. Gesamtschulen spielen dabei eine wichtige Rolle, ob sie nun vier- oder dreizügig sind, müssen die Schulträger und Eltern vor Ort entscheiden. In Städten ist der Bedarf oft ein ganz anderer als auf dem Land.“

Horst Audritz, Lehrer am Gymnasium im Schloss Wolfenbüttel:„Die Zukunft wird ein zweigliedriges System. Das Gymnasium wird Schüler auf das Studium vorbereiten. Die zweite Schulform bereitet sie auf direktem Weg für die Berufsausbildung vor.“

Wie kann die Lehrerausbildung verbessert werden?

Björn Försterling, FDP:„Die Universität in Oldenburg hat gerade einen Numerus Clausus für Sonderpädagogik eingeführt, obwohl wir gerade in Zeiten der Inklusion mehr Sonderpädagogen für die Schulen gewinnen müssen. Wir brauchen vernünftige Zielvereinbarungen für die Hochschulen, damit wir den Personalbedarf in Niedersachsen abdecken können.“

Heiner Kickermann, Sprecher des Schulelternrats der IGS Volkmarode:„Welche Lehrer wo gebraucht werden, kann langfristig geplant werden. Aber möglicherweise ist Niedersachsen nicht so attraktiv wie andere Länder, was die Mittel anbelangt.“

Karl-Heinz Klare, CDU:„Wir können keinen dazu zwingen, Physik zu studieren – auch wenn wir wissen, dass Physiklehrer dringend gebraucht werden. Man muss den Diplom-Studiengang vom Pädagogik-Studium entkoppeln, damit mehr junge Leute sich für dieses Fach entscheiden. Die Hürden sind sonst viel zu hoch.“