Lennert: Wie viel trainiert ein Eisläufer?

ist 25 Jahre alt, stammt aus Wien und ist in einer Künstler-Familie aufgewachsen. Sein Vater ist professioneller Tänzer, seine Mutter Professorin für Kunst. Zabato Bebe hat im Alter von sechs Jahren mit dem Eiskunstlauf angefangen. Er galt lange Zeit als einer von Österreichs begabtesten Läufern. Nach dem Abitur kehrte er dem Leistungssport den Rücken und startete eine Karriere als Showläufer. Aktuell ist er als Jim Knopf in der Autostadt in Wolfsburg als Hauptdarsteller der Eisshow in der diesjährigen Winterinszenierung zu sehen.
ist 25 Jahre alt, stammt aus Wien und ist in einer Künstler-Familie aufgewachsen. Sein Vater ist professioneller Tänzer, seine Mutter Professorin für Kunst. Zabato Bebe hat im Alter von sechs Jahren mit dem Eiskunstlauf angefangen. Er galt lange Zeit als einer von Österreichs begabtesten Läufern. Nach dem Abitur kehrte er dem Leistungssport den Rücken und startete eine Karriere als Showläufer. Aktuell ist er als Jim Knopf in der Autostadt in Wolfsburg als Hauptdarsteller der Eisshow in der diesjährigen Winterinszenierung zu sehen.

Das hängt ganz davon ab, was gerade ansteht. Aber im Schnitt bestimmt neunmal die Woche. Ich bin schon immer früh aufgestanden. Als Schüler hatte ich die erste Trainingseinheit meist schon vor der Schule, nachmittags ging es weiter.

Marco: Gab es auch Freizeit?

Ja, ein wenig schon. Aber ich bin auch deshalb so lange bei dieser Sportart geblieben, weil sie mir immer große Freude bereitet hat. Für mich war Eiskunstlauf die große Liebe. Ich bin irrsinnig gerne auf dem Eis. Ich bin auch mal abends weg gegangen, aber nicht so oft. Das war mir nicht so wichtig.

Charleen: Wie viel kann man in diesem Beruf verdienen?

Ich kann davon leben. Das Beste daran ist doch, dass ich mit Menschen aus der ganzen Welt zusammen sein kann. Die Erfahrungen, die ich bei den Engagements in verschiedenen Ländern sammeln kann, bleiben mir und bereichern mich. Das kann man alles nicht mit Geld bemessen.

Marco: Braucht man einen guten Schulabschluss?

Es ist vor allem ein sehr physischer Job. Dennoch bin ich froh, dass ich einen Schulabschluss habe. Ich gehe dadurch mit einem anderen Blick durch die Welt. Bildung ermöglicht das kritische Hinterfragen von Situationen. Man denkt „outside the box“. Mir hat es die Kraft gegeben, auch beim Eiskunstlauf meine Sache zu machen. Fremdsprachen helfen natürlich auch. Die Teams sind immer sehr international besetzt.

Marco: Ist es schwer, die geforderten Bewegungen einzustudieren?

Es wird immer einfacher, aber natürlich braucht es Zeit. Das Schwierigste für einen gelernten Einzelläufer wie mich, sind die Szenen, in denen viele Menschen auf dem Eis sind, dann, wenn es auch mal eng wird. Aber genau diese Abläufe trainieren wir immer wieder. Da passiert nur selten etwas.

Lennert: Haben Sie schon mal was vergessen?

Hoppalas kommen vor. Meistens kriegt das Publikum wenig davon mit. The show must go on. Improvisieren und ein Lächeln aufsetzen. Das ist der Grund dafür, dass ich so gerne in Shows bin. Das Entscheidende sind nicht die perfekten Tricks, wie etwa in einer Kür in einem großen Wettbewerb, hier zählt das, was beim Publikum ankommt. Ich laufe fürs Publikum. Das habe ich schon immer am allerliebsten gemacht. Gerade hier in der Autostadt kommen wir unserem Publikum oft ganz nahe. Man kann die Reaktionen in den Gesichtern sehen. Das ist toll.

Marco: Hast du Lampenfieber vor den Shows?

Bei Premieren schon, aber das ist eine gute Nervosität. Das Kribbeln im Magen macht es erst richtig spannend. Das darf sein.

Lennert: Wie lange und wann habt ihr für die vier Shows in Wolfsburg trainiert?

Wir hatten insgesamt etwa einen Monat Zeit. Doch auch jetzt proben wir am Abend nach dem Ende der zwei Aufführungen schon immer die neue Show, die in der kommenden Woche zu sehen sein wird. Wichtig sind kurz vor einer Premiere auch immer die Proben in Kostümen.

Lennert: Sind die schwer?

In dieser Show habe ich riesiges Glück – Pullover und Hose und fertig! In anderen Shows können die Kostüme auch mal zu einer großen Herausforderung werden.

Charleen: Warst du schon einmal hier in Wolfsburg?

Ja, vor drei Jahren. In Alice im Wunderland war ich die Raupe. Die Arbeitsbedingungen hier sind toll.

Lennert: Wo wohnen die Eisläufer während ihres Engagements?

In Wolfsburg wohnen wir im Ritz, gleich nebenan sozusagen. Das trägt hier auch sehr zu unserer Lebensqualität während der arbeitsintensiven Wochen bei. Alles liegt in erreichbarer Nähe. Wir sind schnell bei den Proben. Wir können hier essen. Das ist schon ein großer Luxus.

Lennert: Wie lange dauert es, bis so ein bunt gemischtes Team zusammenfindet?

Wir sprechen alle dieselbe Sprache, und das ist der Eiskunstlauf. Auch der Spaß an der Show schweißt schnell zusammen. Ansonsten verständigen wir uns hauptsächlich auf Englisch.

Charleen: Wie viel Freizeit habt ihr?

Eigentlich immer am Vormittag, wobei da jeder für sich auch einzelne Techniken trainiert. Manchmal trainieren wir auch zusammen oder wir gehen shoppen, erkunden die Stadt oder besuchen ein Museum.

Lennert: Wenn eine Show zu Ende ist, wie kommt man zu einem neuen Engagement?

Ich kümmere mich nicht erst dann, wenn etwas zu Ende ist, sondern schaue mich rechtzeitig nach spannenden neuen Projekten um, die mich interessieren könnten und wo es etwas für mich geben könnte. Dann bewerbe ich mich oder schicke ein Video.

Charleen: Kennen sich alle Eisläufer irgendwann untereinander?

Alle kennt man vielleicht nicht, aber wenn jeder von uns, der hier ist, wieder mindestens 50 Facebook-Freunde hat, dann ist es am Ende doch eine überschaubare Gruppe an Menschen. Wir sind außerdem alle offen und kontaktfreudig.

Marco: In welchen sozialen Netzwerken bist du unterwegs?

Auf Facebook, LinkedIn und natürlich kommuniziere auch noch viel über E-Mails. Bei Youtube stelle ich regelmäßig Videos rein.

Marco: Was für ein Auto fährst du?

Ganz ehrlich? Gar kein Auto. Ich bin so viel unterwegs, dass es sich gar nicht rechnen würde. In Wien, dort wo ich zuhause bin, wohne ich so zentral, dass ich keines brauche.

Charleen: Wird das Eislaufen nie langweilig?

Nein, denn meiner Meinung hat der Eiskunstlauf noch einen weiten Weg vor sich. Ich sehe viel Entwicklungspotenzial für diese Unterhaltungskunst. Ich will unbedingt noch ganz unterschiedliche Dinge aufs Eis bringen. Da ist vieles denkbar, andere Tanzstile, Musikrichtungen, weitere Elemente aus anderen Disziplinen.

Marco: Gibt es eigentlich Leute, die dich nicht so mögen?

Als ich das noch als Sport betrieben habe und weil ich manche Dinge schon immer anders als andere gemacht habe, gab es schon auch immer wieder Menschen, die mich gefragt haben, warum ich das so und nicht anders mache. Mir waren Showelemente schon immer wichtig. Das brachte mir bei den Kampfrichtern für meine Kür oder mein Kurzprogramm auch nicht unbedingt mehr Punkte ein. Ich war eben nicht immer Erster, sondern oft nur Zweiter oder Dritter. Aber ich hatte Spaß und habe weitergemacht, als andere aufgehört haben. Ich wurde nie von meinen Eltern oder dem Trainer gepusht, was ja in diesem Sport schon auch oft der Fall ist. Ich habe immer auf meine innere Stimme gehört. Man muss lernen, auf sich selbst zu hören.

Marco: Gibt es ein typisches Ritual vor der Show?

Nein, eigentlich nicht. Aber beim Binden der Schuhe komme ich in den Show-Modus. Dann erwacht der Charakter der Figur, die ich verkörpern muss, zum Leben.

Charleen: Wie lange dauert die Maske?

Dieses Mal sind es etwa 20 Minuten. Am schwierigsten ist es, meine Haare so zu bändigen, dass sie unter die Mütze passen. Jim Knopf trägt natürlich eine.

Mauricio: Hattest du je das Gefühl, aufhören zu wollen?

Das ist eine sehr gute Frage. Es gibt kurze Momente, aber ich denke von Vertrag zu Vertrag, von Jahr zu Jahr. Es tun sich immer wieder neue Dinge auf und es bleibt spannend. Ich habe noch nichts gefunden, was mich glücklicher macht als Eislaufen. Wäre es so, dann würde ich sofort aufhören. Ich fühle mich wohl in der Szene. Und solange Eiskunstlauf noch so klassisch ist wie jetzt, gibt es für Läufer wie mich noch viel zu tun. Gerade war ich für eineinhalb Jahre in Israel. Das war auch abseits des Eises ein faszinierendes Erlebnis.

Charleen: Wenn du heute damit aufhören müsstest, was würdest du dann machen?

Ich würde in den Bereich Tanz und Schauspiel gehen. Zurzeit entdecke ich auch den Filmschnitt für mich.

Marco: Wo überall bist du schon aufgetreten?

In Wien natürlich, auf Kreuzfahrtschiffen, in Abu Dhabi, Frankreich, Deutschland, Tschechien und zuletzt Israel.