Berlin.

Licht und Schatten in den deutschen Grundschulen: Zwar haben die Schüler die Leistungen gehalten. Doch gibt es auch deutliche Schwächen. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Bildungsstudien zusammengestellt.

Worum geht es bei den Tests?

Die „Iglu“-Studie untersucht in 45 Staaten die Lesefähigkeiten von Grundschülern. Die „Timss“-Studie befasst sich mit deren mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen. Die letzten Tests dazu gab es 2001, 2006 und 2007.

Wie gut sind Deutschlands Schüler?

In allen drei Bereichen liegen sie im oberen Drittel, über dem EU- oder OECD-Schnitt. Trotz „erschwerter Bedingungen“, um es in den Worten von Studienautor Wilfried Bos zu sagen. Schließlich gebe es seit den ersten Tests mehr Kinder mit Migrationshintergrund.

Wie steht es um das Lesen?

Bei der Lesekompetenz konnten die Schüler die Leistungen von 2006 nicht halten und sind auf das Niveau von 2001 abgerutscht. Mit 541 Punkten liegt Deutschland deutlich hinter Spitzenreiter Hongkong mit 571 Punkten. 15,3 Prozent der Heranwachsenden können nicht richtig lesen. Immerhin, so Bos, seien die Kinder lesefreudiger geworden. Nur noch 11,3 Prozent lesen außerhalb der Schule fast nie zum Vergnügen.

Wie sieht es in Mathe aus?

Hier haben sich die Viertklässler auf 528 Punkte verbessert. Von den Spitzenreitern Singapur, Südkorea und Hongkong mit über 600 Punkten sind sie deutlich entfernt. Bos warnte vor einem Vergleich mit den asiatischen Staaten, da es dort eine andere Kultur des Lernens gebe, etwa mit Nachhilfeschulen. Doch auch europäische Staaten verweisen Deutschland auf die Plätze, allen voran Nordirland und Belgien.

Sind deutsche Schüler in Naturwissenschaften spitze?

Nein. Auch hier reichen sie mit 528 Punkten bei weitem nicht an die Spitzenreiter Südkorea, Singapur und Finnland heran.

Gibt es viele Spitzenschüler?

Nein. Nur jeder 20. erreicht in Mathe die höchste Kompetenzstufe. In Naturwissenschaften ist es jeder 14. und beim Lesen jeder 10. Viertklässler. Andere Staaten haben mehr Überflieger. „Wir vergeuden unsere Talente“, kritisierte Bos.

Schüler aus sozial schwachen Schichten waren eher schwächer als die Kameraden aus bessergestellten Familien. Hat sich das geändert?

Kaum. In allen Bereichen beträgt der Leistungsunterschied etwa ein Schuljahr. Auch beim Wechsel auf eine weiterführende Schule spielt die soziale Herkunft eine tragende Rolle – Akademikerkinder haben bei gleichen Leistungen wie Arbeiterkinder eine mehr als dreimal so hohe Chance auf eine Gymnasialempfehlung.

Haben es Kinder mit Migrations-Hintergrund immer noch schwer?

Ja, es gibt gravierende Leistungsunterschiede. Bos zählt Migrantenkinder dennoch zu den Gewinnern in den letzten zehn Jahren. Denn früher waren die Unterschiede noch ausgeprägter. Der internationale Vergleich bleibt aber ernüchternd: Nur in wenigen Ländern, etwa den USA, sind die Differenzen noch größer.