Der niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) stand im niedersächsischen Landtag in Hannover an einer Pferdestatue.
Der niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) stand im niedersächsischen Landtag in Hannover an einer Pferdestatue. © Emily Wabitsch/dpa

Harter Hund? Es ist nicht die Stunde, ein harter Hund zu sein.

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„Ich rede gleich nochmal“, sagt Hartmut Möllring, seit 2003 niedersächsischer Finanzminister und seit Juni 1990 Abgeordneter im niedersächsischen Landtag.

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Möllring steht vor dem Plenarsaal, dort, wo man Kaffee trinken und Neuigkeiten austauschen kann. „Du sollst ja 854 Mal im Landtag geredet haben“, sagt seine Kabinettskollegin Johanna Wanka. Später, in seiner wohl letzten Rede im Parlament, wird Möllring an seine Zeit als junger Abgeordneter und Oppositionspolitiker erinnern. „Ich habe kritisiert und geschimpft“, sagt Möllring.

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Am Abend vorher sind die Abgeordneten der SPD plötzlich geschlossen aufgestanden, dann auch ein paar Grüne. SPD-Mann Wolfgang Jüttner, Ex-Umweltminister und 2008 SPD-Spitzenkandidat gegen Wulff, hatte seine letzte Rede im Landtag gehalten. Zum Glücksspielgesetz und Sportfördergesetz, Jüttner hat sich da gut eingearbeitet.

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Einen Tag später sitzt Jüttner mittags gegenüber vom Landtag mit Mitarbeitern in der „Markthalle“. Im Landtag ist Pause. „War ne gute Rede“, sagt er in dieser Jüttner-typischen Lässigkeit. In seiner Rede hatte er in einer Bilanz seiner Landtagsjahre gesagt: „Man sollte Interessen bündeln, Interessen ausgleichen, zwar Mehrheit sein wollen, aber die Minderheitenrolle hier mit Anstand ertragen können und nach außen zeigen, dass das eine ganz ernsthafte Geschichte ist“. Jüttner kann sowas sagen. „Es gibt Leute, die haben Landespolitik geprägt, auch ohne Ministerpräsident gewesen zu sein“, sagt Justizminister Bernd Busemann (CDU). Der Linke Manfred Sohn wiederum ist es, der Möllring als einen der besten Redner im Landtag würdigt. Die CDU werde Möllring noch schmerzlich vermissen, prophezeit Sohn.

Möllring und Jüttner treten bei der Landtagswahl am 20. Januar 2013 nicht wieder an. Beide finden, es reicht, und dass mal Jüngere ran sollen. Bei der SPD geht nach 30 Jahren neben vielen anderen auch Heinrich Aller aus dem Parlament, der frühere Finanzminister. Mit Möllring hat sich Aller in der Finanzpolitik notorisch beharkt. Aller macht es kurz, dankt für die Zusammenarbeit und appelliert ans Parlament, politische Fragen zu entscheiden und nicht zu vertagen. Ein Beispiel hat Aller auch parat, den Neubau des Landtags-Plenarsaals. Den habe das Parlament doch beschlossen. Der Mann, der das Projekt wollte, kandidiert auch nicht wieder: Hermann Dinkla (CDU), der Landtagspräsident. Busemann, heißt es, könne 2013 Dinklas Nachfolger werden, wenn er denn wolle. Den Landtagspräsidenten stellt die stärkste Fraktion, und das wird laut allen Umfragen wieder die CDU sein. Bei der FDP geht Hans-Heinrich Sander, der lange Umweltminister war. Alle FDP-Abgeordneten müssen – wie die Linke – aber um ihren Platz im neuen Landtag bangen, denn in den Umfragen schaffen sie die 5-Prozent-Hürde nicht. Dann wäre einer wie der Linke Sohn auch raus, der selbst einer der besten Redner im Parlament ist. Bei den Grünen haben die bekannten Köpfe wie Fraktionschef Stefan Wenzel einen sicheren Listenplatz. Auch die Grünen-Spitzenkandidatin zur Wahl, Anja Piel, wird neu im Landtag sitzen. Bei den Grünen laufen die Spekulationen auf Hochtouren, wer in einer Rot-Grünen Regierung Minister wird. Wenzel bremst da ein bisschen und warnt, die Wähler würden sich endgültig erst spät entscheiden. Die CDU prophezeit schon mal einen Linksruck bei den Grünen.

Abgeordnete, die nicht weitermachen

Hartmut Möllring, CDU

Der Hildesheimer sitzt seit 1990 im Landtag. Als Finanzpolitiker war er bei der SPD-Regierung wegen seiner Angriffslust gefürchtet. Mit dem CDU/FDP-Wahlsieg 2003 wurde Möllring Finanzminister. Er galt als Stütze der Regierungen Wulff und McAllister.

Heinrich Aller, SPD

Aller kam 1982 in den Landtag, war SPD-Fraktionschef und von 1998 bis 2003 Landesfinanzminister. Aller war auch SPD-Vorsitzender der Region Hannover. Eine der vielen Marotten Allers: Er reiste auch als Minister gern ohne großen Tross und Aufwand.

Wolfgang Jüttner, SPD

seit 1986 im Landtag, Bildungs- und Umweltexperte, von 1998 bis 2003 Umweltminister, später SPD-Fraktionschef. Gilt bis heute als heimlicher Chef der Fraktion. Bestand 2008 ein TV-Duell mit Wulff auf Augenhöhe, verlor aber die Wahl als Spitzenkandidat krachend.

Hans-Heinrich Sander, FDP

Sander kam 2003 in den Landtag. In der FDP gut vernetzt, wurde er Umweltminister. Berühmt wurde er, weil er in Schacht Konrad ein pro-Kernkraft-T-Shirt in die Kamera hielt und 2006 mit einer Kettensäge in einem Schutzgebiet Gehölzer stutzte. Der umstrittene Minister hatte auch Fans, nicht nur in der FDP. Er propagierte volksnahen Umweltschutz. Die FDP wollte 2012 lieber Stefan Birkner als Minister.

Kreszentia Flauger, Linke

Hatte ihren Abschied bereits vor längerer Zeit angekündigt. 2008 war sie noch Spitzenkandidatin, später rieten ihr Ärzte zu weniger Stress. Flauger trat im Parlament emotional auf, hatte aber auch mal Lob für den politischen Gegner übrig.