Braunschweig. Mina Tander spricht über die Dreharbeiten zu „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ und die Schwierigkeit, als junge Mutter zu arbeiten

Diana Rossi: Ich habe gelesen, Sie sind letztes Jahr Mutter geworden. Ich habe selbst zwei Kinder – wie schaffen Sie es, Beruf und Familie zu vereinbaren?

Ich habe nach der Geburt meiner Tochter nach 6 Monaten wieder gearbeitet, allerdings nur für ein paar Tage. Zum Glück konnte mich mein Mann, der auch freiberuflich tätig ist, unterstützen und ebenfalls auf die Kleine aufpassen, sie war immer am Set mit dabei. Ich wollte im ersten Lebensjahr meiner Tochter – sie wird jetzt bald ein Jahr alt – weniger arbeiten. Aber es ist dann doch schön, mal rauszukommen.

Ich musste mich anfangs ein wenig zwingen, denn man ist schon mit seinen Gedanken immer beim Kind. So richtig abschalten konnte ich dann, wenn ich vor der Kamera stand. Man will ja sonst auch ganz für das Kind da sein. Aber ich freue mich auch schon darauf, nächstes Jahr wieder mehr Gas zu geben!

Jens Heinrich: Also geht es heute nach dem Auftritt gleich wieder zurück nach Berlin?

Ja klar. Meine Tochter und ich, wir waren bisher noch keine Nacht getrennt. Eigentlich ist heute sogar das erste Mal, dass ich in einer anderen Stadt bin – wenn auch nur für ein paar Stunden. Das finde ich ganz schön aufregend.

An den Drehorten war die Kleine immer mit dabei. Sie war dann in einem Wohnmobil, wo sie in Ruhe spielen konnte. Manchmal war dann wirklich die ganze Familie mit Sack und Pack vor Ort, meine Mutter ist auch noch mitgekommen. Das so etwas möglich ist, ist auch ein Vorteil meines Berufs.

Rossi: Im Film „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ sprechen Sie auch italienisch. Wie kamen Sie dazu, das zu lernen?

Ich habe Freunde in Italien. Da war ich schon als Teenager öfter mal für den Sommer. Da hat sich das so ergeben. In der Schule hatte ich Französisch, und dann war Italienisch für mich wirklich einfach zu lernen. Ich mag es gerne, Sprachen zu lernen – eigentlich würde ich gerne noch mehr lernen. Vielleicht mache ich das noch, das hat ja noch Zeit.

Rossi: Wie war für sie die Zusammenarbeit mit dem italienischen Schauspieler Lino Banfi beim Dreh von „Maria, ihm schmeckt‘s nicht“? Ich habe gelesen, er hat für den Film erst Deutsch gelernt.

Er hat versucht, die Texte auf Deutsch zu lernen. Aber vor allem hat er sie abgelesen. Es war wirklich so, dass wir bei vielen Szenen Zettel im Dekolleté oder im Gesicht kleben hatten, von denen er ablesen konnte. Darauf stand der Text in einer Art Lautsprache, so dass er ihn einfacher lesen konnte. Das war sehr lustig. Ich finde, im Film sieht man das überhaupt nicht.

Lino ist im übrigen in Italien sehr bekannt, er ist eine Art Kultfigur. Dass er dann in Apulien gedreht hat, der Region, aus der er auch kommt, war eine Sensation. Als er am ersten Abend Essen ging, folgten ihm immer mehr Leute. Kinder wollten von ihm angefasst werden. Es wurde eine Art Prozession.

Michael Ritter: Ich mache bei einer Amateurbühne mit, da haben wir viele junge Leute, die Schauspieler werden wollen. Wie kamen Sie denn zur professionellen Schauspielerei?

Ich habe sehr jung angefangen, am Anfang habe ich beim Schultheater gespielt. Dann hatte ich das Glück, dass der Vater einer Freundin von mir Intendant eines Theaters war. Da habe ich eben in den Sommerferien und auch ein bisschen darüber hinaus Theater gespielt, schließlich habe ich mich bei einer Kinderagentur beworben.

Ich habe mich dann später auch noch ausbilden lassen, aber es ging bei mir eben so früh los, dass ich zu Anfang gar keine Schauspielschule hätte besuchen können – ich war ja erst 14 und damit zu jung. Ich habe also auch keine ganz klasssische Schauspielausbildung. Wenn man allerdings älter als 23 oder 25 ist, hat man wiederum als Bewerber bei einer Schule oft gar keine Chance mehr.

Rossi: Gibt es keine Quereinsteiger, die wesentlich älter sind?

Doch, die gibt es. Ich glaube aber, als älterer Quereinsteiger müsste man sich direkt bei Casting-Agenturen bewerben, anstatt den Weg über eine Schauspielschule zu nehmen. Dann braucht man gute Fotos und am besten eine Videoaufnahme, auf der man spielt und etwas von sich zeigen kann. Es gibt natürlich Menschen, die als Typen so interessant sind, dass sie dann schnell Erfolg haben, vielleicht zum Beispiel sehr rauhe Männertypen. Wunder gibt es immer wieder.

Heinrich: Gibt es Film-Angebote, die Ihnen so wenig zusagen, dass sie direkt ablehnen?

Ich schaue natürlich schon, was ich eigentlich machen möchte und
was gerade zu mir passt. Es muss auch zeitlich passen, aber darum kümmert sich vor allem meine Agentur. Und dann gibt es Dinge, die mir einfach inhaltlich nicht gefallen, bei denen ich das Drehbuch nicht mag.

Das muss ja dann kein schlechter Film sein. Aber man muss auch ein wenig strategisch denken und überlegen, in welche Richtung einen ein Projekt bringt. Ich möchte mich nicht so gerne in eine Rollenschublade stecken lassen, da muss man aufpassen. Aber zum Glück wird die Filmwelt in dieser Hinsicht immer offener.

Heinrich: Können wir denn auf einen dritten Teil von „Männerherzen“ hoffen?

Ich weiß es leider nicht. Ich kann es auch schlecht einschätzen.

Rossi: Oder eine Fortsetzung von „Maria, ihm schmeckt‘s nicht“?

Dazu kann ich leider auch noch nichts sagen... Ich sage mal, da müssen Sie noch ein bisschen Geduld haben (lacht).

Heinrich: Googlen Sie sich manchmal selbst oder schauen ihren Eintrag bei Wikipedia an?

Es ist schon so, dass ich ab und zu nachschaue, was drin ist. Es steht wirklich oft viel Quatsch über einen im Internet, aber letztlich kann man es sehr schlecht steuern. Man kann es anschauen, sich darüber aufregen, versuchen, etwas dagegen zu tun, und daran scheitern – oder es ignorieren.

Es gab schon ein paar Sachen, über die habe ich mich sehr geärgert und die konnte ich dann auch erfolgreich verhindern. Aber das ist die Ausnahme.

Heinrich: Ich habe mir Ihren Wikipedia-Eintrag angeschaut und war erstaunt, in der Liste zu sehen, dass Sie schon fast 50 Filme gemacht haben.

Ja, das sieht dann viel aus, weil es einfach schon so eine lange Zeit ist. Seit 18 Jahren mache ich jetzt schon Filme. Der allererste steht allerdings gar nicht in dem Eintrag – dazu möchte ich auch jetzt nichts sagen (lacht).

Ritter: So umfassend, wie der Eintrag ist, hat den bestimmt ihre Agentur verfasst – oder?

Nein, meine Agentur macht das nicht. Ich kann nicht ausschließen, dass meine Presseagentin mal was korrigiert, was dort falsch ist. Aber ich wüsste nicht, dass jemand ganze Einträge anlegt... Meine Agentur ist da relativ entspannt.

Ritter: Kennen Sie eigentlich die Stadt Wolfsburg schon?

Nein, bisher noch gar nicht. Ich bin heute zum ersten Mal hier. Ich finde es etwas schade, dass ich jetzt wenig sehe, weil der Zeitplan so eng ist.

Ritter: Glauben Sie, Sie würden sich hier als Berlinerin so fremd fühlen wie die in Deutschland aufgewachsene Sara (die Rolle, die Tander in „Maria, ihm schmeckt‘s nicht“ spielt, die Redaktion) in Italien?

Also ich bin ja eigentlich Kölnerin, also gar nicht so eine richtige Großstadtpflanze. Von daher glaube ich, dass ich mich hier wohlfühlen könnte. Wenn das nett ist, warum nicht. Ich glaube übrigens gar nicht, dass die Filmfigur Sara sich in Italien sehr fremd fühlt, wenn sie mit ihrer Familie dorthin fährt. Die Kulturen sind ja auch nicht so extrem unterschiedlich.