Morgan Freeman: „Das Liebesleben im Alter ist aufregend“
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Von Rüdiger Sturm
London. Morgan Freeman (79) hat alles erreicht. Kein Grund, sich zu schonen. Ein Gespräch über seine junge Freundin und teure Enkelkinder.
Es ist der neunte Tag der Interviewtour zu seinem neuen Film „Abgang mit Stil“ (aktuell im Kino), und Hollywoodstar Morgan Freeman hängt scheinbar müde in seinem Sessel in der Interviewsuite des Londoner Claridge’s-Hotels. Aber was als Erschöpfung gedeutet werden kann, ist eigentlich ein Zeichen von großer Entspanntheit, geistig ist der 79-Jährige hellwach – und immer wieder blitzt es frech in seinen Augen auf. Nicht zuletzt dann, wenn es um seine Freundin geht.
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Sie tragen einen merkwürdigen Handschuh. Was für eine Bewandtnis hat es damit?
Morgan Freeman: Das ist ein Kompressionshandschuh. Vor acht Jahren hatte ich einen schweren Autounfall, und dabei habe ich mir irreparable Nervenschäden an der linken Hand zugezogen. Ich kann meine Finger nicht bewegen. Als Resultat würde sich das Blut stauen, und um das zu vermeiden, trage ich diesen Handschuh.
Sie schränken sich aber deshalb nicht beruflich ein? Immerhin drehen Sie einen Film nach dem anderen – aktuell sehen wir Sie in der Gaunerkomödie „Abgang mit Stil“.
Freeman: Ich würde meinen Job sogar machen, wenn ich im Rollstuhl sitzen würde. Und wenn ich deshalb keine Rollen bekommen würde, dann würde ich Regie führen oder produzieren. Ruhestand ist für mich unvorstellbar.
Warum?
Freeman: Erst mal ist es wichtig, aktiv zu sein. Wenn du Körper und Verstand in Bewegung hältst, dann tust du was Gutes für deine Gesundheit. Und ich habe nun mal nichts anderes, was ich machen könnte. Außerdem gibt es noch einen anderen entscheidenden Grund. Nämlich Geld, Geld und nochmals Geld.
Müssen Sie als Oscarpreisträger, der in verschiedenen Blockbustern mitgewirkt hat, wirklich noch so viel arbeiten?
Freeman: Ich muss doch meinen Lebensunterhalt verdienen. Das ist der Sinn dieses Jobs. Jeder, der behauptet, Schauspieler würden das nur zum Spaß machen, hat keine Ahnung. Und ich bin finanziell ganz schön ausgelastet. Denn ich habe praktisch immer so viel ausgegeben, wie ich eingenommen habe. So bin ich nun mal, ich kann nicht anders. Wenn ich 40 Dollar verdiene, dann bringe ich mindestens 30 davon wieder in Umlauf. Klar, ich weiß, man sollte 20 Prozent sparen, aber dann sehe ich immer wieder Dinge, die ich mir leisten möchte. Und das war’s dann mit dem Vorsatz. Abgesehen davon habe ich eine schöne Zahl von Menschen, für die ich was tue. Schon allein meine zwölf Enkel.
Wäre es Ihnen lieber, wenn Sie nichts für die zahlen müssten?
Freeman: Nein, nein. Das sind ziemlich smarte Kids. Die wollen nicht auf ein x-beliebiges College. Die zieht es an renommierte Unis wie Harvard, die University of Florida, die University of Michigan. Und das ist auch völlig nachvollziehbar. Ich erwarte selbst von ihnen, dass sie so etwas wollen.
Da lebt Ihre Familie ja weit verstreut. Wo haben Sie Ihr Paradies gefunden?
Freeman: Ich würde es nicht Paradies nennen, aber ich bin nach Charleston, eine kleine Stadt im Bundesstaat Mississippi, umgesiedelt. Und da geht’s friedlich zu. In New York haben mich die Leute ständig angesprochen. In Charleston dagegen habe ich meine Ruhe. Es ist die meiste Zeit warm, es gibt viel Grün.
Und wenn Sie ausnahmsweise keinen Job haben, um sich aktiv zu halten, was machen Sie dann?
Freeman: Ich gehe jeden Tag brav ins Fitnessstudio, spiele Golf . . .
Sie haben auch noch eine wesentlich jüngere Freundin . . .
Freeman: Das hält natürlich auch fit.
Mit der großen Liebe fürs Leben hat es aber nicht geklappt. Sie wurden zweimal geschieden . . .
Freeman: Was soll ich sagen? Ich habe es probiert, aber irgendwie habe ich diese Ehen nicht zum Laufen gekriegt. Aber wie Sie auch in Filmen sehen, kann das Liebesleben im Alter noch sehr aufregend sein. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Absolut!