Berlin. Nach 17 Jahren ist Schluss: Hugh Jackman verabschiedet sich mit „Logan“ von seiner Rolle „Wolverine“. Vermissen wird er die Krallen.

Es ist Hugh Jackmans letzter Auftritt als Superheld Wolverine, aber er ist gar nicht unglücklich darüber. Dabei hätte er es fast nicht nach Berlin geschafft, wo „Logan“ Mitte Februar Weltpremiere feierte. Nur wenige Tage vorher stellte der australische Schauspieler ein Foto von sich mit einem Verband auf der Nase online. Es war erneut Hautkrebs bei ihm diagnostiziert worden, und er musste sich ein Karzinom entfernen lassen. Kein Grund für den Hollywoodstar, den Trip abzusagen.

Wir treffen den australischen Schauspieler im Hotel „Ritz-Carlton“, wo der 48-Jährige sein Gegenüber gut gelaunt mit einem „Nice to see you again“ begrüßt, als wäre man alte Freunde. Aus dem Eingriff macht er keinen Hehl; eine Zeit lang trug er ein Pflaster auf dem rechten Nasenflügel.

Mister Jackman, wir hatten Sorge, dass Sie nicht nach Berlin kommen können. Wie geht es Ihnen?

Hugh Jackman mit Pflaster auf der Nase.
Hugh Jackman mit Pflaster auf der Nase. © dpa | Britta Pedersen

Hugh Jackman: Oh, es sieht wirklich schlimmer aus, als es ist. Es ist ein Basalzellkarzinom, eine nicht lebensbedrohliche Form von Hautkrebs, und es ist mein inzwischen sechstes. Es fühlt sich also wie ein alter Hut an. Und in Australien hatte ein Großteil der Menschen in meinem Alter schon ein solches Karzinom. Es gehört fast dazu, wenn man Australier ist, vor allem, wenn man wie ich englische, sonnenempfindliche Vorfahren hat. Und wenn man dort aufwuchs und kaum UV-Schutz benutzt hat, weil man keine Ahnung davon hatte, wie dünn die Ozonschicht dort ist.

Sie gehen damit sehr offen um, stellen nach Eingriffen Fotos von sich auf Facebook und Twitter. Warum ist es Ihnen wichtig, das zu thematisieren?

Jackman: Einmal, weil es wirklich keine große Sache ist. Ich will damit sagen: „Hey, Leute, ich liege nicht im Sterben.“ Und zum anderen, weil Hautkrebs etwas ist, das man verhindern kann. Mir ist klar, dass es viele junge Leute gibt, die kein Bewusstsein dafür haben. Kein 19-Jähriger denkt über Hautkrebs nach, er will einfach nur an den Strand und surfen. Und ich sage nur: „Benutzt Sonnencreme! Lasst euch regelmäßig untersuchen!“ Tatsächlich haben mir schon viele Menschen erzählt, dass sie meinetwegen zum Arzt gegangen sind und tatsächlich ein Karzinom entdeckt wurde, das frühzeitig entfernt werden konnte. Diese Postings sind wirklich eine Kleinigkeit für mich, aber sie können anderen eine große Hilfe sein.

Es ist Ihr Abschied als Wolverine, nach 17 Jahren und elf Filmen. Wie fühlt sich das an?

Jackman: Es fühlt sich großartig an. Aber ich gebe zu: Ich war sehr nervös, was den Film angeht. Ich wusste, dass es mein letzter Auftritt sein wird, und ich wollte alles richtig machen. Ich war vielen Leuten gegenüber eine ziemliche Nervensäge, kämpfte und sagte immer wieder Nein zu Sachen, die mir nicht gefielen. Zwei oder drei Jahre lang traf ich mich immer wieder mit den Autoren, und wir gingen jedes Detail durch. Ich wollte, dass einfach alles stimmt. Als ich dann den fertigen Film sah, war ich daher wahnsinnig nervös. Zum Glück übertraf er meine Erwartungen.

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    Beim ersten Teil waren Sie Anfang 30, mittlerweile sind Sie 48. Ist der physische Aspekt eine größere Herausforderung?

    Jackman: Ich spiele ja zwei Figuren, die sehr unterschiedlich sind, ohne jetzt zu viel verraten zu wollen. Logan ist ein gebrochener Mann, er humpelt. Also band ich mir vier Monate lang einen Stein ans Bein, damit das möglichst echt aussieht. Die Stelle war danach noch wochenlang wund. Das Training selbst war anstrengend, aber es fühlte sich gut an. Ich war schon immer relativ fit und gesund, nur früher eben sehr schlank und jetzt mit ein bisschen mehr Muskeln. Und auch wenn ich nicht für eine Rolle wie Wolverine trainiere, mache ich immer noch 60 bis 70 Prozent des Programms, einfach weil ich mich damit besser fühle.

    Werden Sie etwas vermissen?

    Jackman: Oh, die Krallen werden ich behalten, das ist mal sicher. Meine Tochter ist jetzt elf Jahre alt und beginnt bald damit, Jungs zu treffen. Da ist es immer gut, solche Krallen im Haus zu haben. Die zieh ich mir dann beim Fernsehen im Wohnzimmer an, um den Boyfriend meiner Tochter zu begrüßen: „Na, alles klar, Junge?“

    Wenn wir hier so sitzen und plaudern, haben Sie gar nichts von Wolverine. Wie kann man Sie in Rage bringen?

    Jackman: Bryan Singer hatte mir das schon vor 17 Jahren geraten, mich mal ordentlich zu prügeln, ich sei viel zu gut drauf, um Wolverine zu spielen. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass ich sehr viel introvertierter bin, als ich dachte. Klar kann ich die Oscars moderieren und am Broadway spielen, aber daraus ziehe ich nicht meine Energie. Ich brauche viel Zeit für mich. Wann ich wütend werde? Wenn Sie meinen Kindern blöd kommen, werde ich zu Wolverine.

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