Essen. Der Schauspieler und Hobby-Pilot Harrison Ford überfliegt mit einem Kleinflugzeug knapp eine Boeing 737. An Bord waren 110 Passagiere.
Ungewöhnlicher Mann, ungewöhnliches Hobby: Harrison Ford sammelt alte Flugzeuge. Und die steuert der Hollywoodstar am liebsten selbst, auch noch im Alter von 74 Jahren. Seinen Pilotenschein machte er mit Mitte 40; seitdem hat er schon zwei Bruchlandungen überlebt.
Jetzt wurde es wieder brenzlig für den „Indianer Jones“-Helden: Beim Anflug auf den John Wayne Airport im kalifornischen Orange County landete Ford mit seinem zweisitzigen Leichtflugzeug nicht wie vorgesehen auf der Landebahn, sondern auf dem Rollfeld.
Luftaufsichtsbehörde bestätigt Vorfall
Dabei überflog er gefährlich knapp eine Boeing 737 der American Airlines mit 110 Passagieren und sechs Crewmitgliedern an Bord. Das berichten übereinstimmend der Sender NBC, die Zeitung „Los Angeles Times“ und das Magazin „People“, die sich auf ungenannte Flughafenmitarbeiter berufen.
Die Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA bestätigte einen entsprechenden Vorfall, ohne die Identität des Piloten preiszugeben: „Der Tower hatte am Montagnachmittag einer einmotorigen Aviat Husky Landeerlaubnis auf der Bahn 20L des Flughafens erteilt“, heißt es in einem Statement.
Ford könnte Pilotenlizenz verlieren
„Der Pilot stimmte zu, landete dann aber auf einem parallel zur Landebahn verlaufenden Rollfeld, wobei er eine Boeing 737 überflog, die dort rangierte. Die FAA untersucht den Vorfall.“ Eine derartige Maschine ist laut „Los Angeles Times“ auf Fords Namen registriert.
Harrison Ford im Wandel der Zeit
„Ist es so gedacht, dass da ein Flugzeug unter mir ist?“, hatte sich den Berichten nach der verunsicherte Schauspieler bei der Landung noch beim Tower erkundigt. Nein, so war es nicht gedacht. Der Beinahe-Crash jedenfalls könnte Folgen haben: Möglicherweise verliert Ford seine Pilotenlizenz, mit etwas Glück kommt er mit einer Verwarnung davon. Fords Management wollte sich bislang nicht äußern.
Medizinische Prüfung
Für die FAA gilt wie in Europa die „Regel 65“: Piloten, die für eine gewerbliche Fluglinie arbeiten, müssen mit 65 in Rente gehen. Aber: Die Regel greift nicht für Privatpiloten. Ähnlich wie für Besitzer eines Autoführerscheins gibt es für sie keine Altersbegrenzung. „Das ist auch nicht nötig“, sagt George Perry von der US-Pilotenvereinigung in Maryland. „Unsere älteren Piloten fliegen ebenso sicher wie die jüngeren.“
In der Statistik gebe es keinen Zusammenhang zwischen Alter und Unfallhäufigkeit. Im Gegensatz zu einem Autofahrer müsse sich ein Pilot ab 40 Jahren alle zwei Jahre einer medizinischen Prüfung unterziehen. Für Piloten, die mit Passagieren fliegen, gelten weitere Bestimmungen. Harrison Ford hat mehr als 5200 Flugstunden hinter sich, gilt als erfahrener Flieger.
Mit Brüchen in Klinik
Doch bei seinen Höhenflügen geriet er schon öfter in lebensgefährliche Situationen. Im März 2015 war er mit einem Kleinflugzeug auf dem Flugplatz in Santa Monica gestartet. In der Luft stellte er einen Triebwerkschaden fest und musste umkehren. Doch die Maschine schaffte es nicht mehr zurück auf den Flugplatz. Es kam zu einer Bruchlandung auf einem Golfplatz in Venice, dabei streifte die Propellermaschine vom Typ Ryan PT-22, der für den Zweiten Weltkrieg entwickelt wurde, einen Baum.
Ford kam mit Brüchen und Schnittwunden in ein Krankenhaus. „Ich erinnere mich daran, wie der Motor aussetzte“, erzählte Ford später in einer Talkshow, „ich bekam vom Tower die Ansage, auf dem Flughafen zu landen. Aber ich wusste, das packe ich nicht mehr.“ Dann setzt die Erinnerung aus, sein Filmriss umfasst fünf Tage. 1999 überlebte er eine Bruchlandung bei einer Helikopterflugstunde in Kalifornien, 2000 musste er mit einem Leichtflugzeug in Nebraska notlanden.