Berlin. Michael Fassbender gehört zu Hollywoods Superstars. Dabei hatte er einst keine Ahnung, was er aus seinem Leben machen sollte.

Er glänzte in „Shame“, einer Charakterstudie über einen Sexsüchtigen. Aber er kann auch ganz großes Popcorn-Kino wie „X-Men“. Michael Fassbender (39) ist in der ersten Hollywood-Liga angekommen. Für „Steve Jobs“ bekam der Sohn einer Irin und eines Deutschen eine Oscar-Nominierung. Ab 27. Dezember ist er in der Videospiel-Verfilmung „Assassin’s Creed“ zu sehen. Markus Tschieder sprach mit Michael Fassbender über Erinnerungen und Jesus.

In Ihrem neuen Film geht es umeinen Mann, der die Erinnerungen seiner Vorfahren erlebt. Welchegenetischen Erinnerungen haben Sie?

Es ist schon wichtig, sich daran zu erinnern, was von Generation zu Generation weitergegeben wird. Ich denke da vor allem an die Zeit meiner Großeltern, als das Leben so viel härter war. Dagegen sind wir heutzutage regelrecht verwöhnt, wenn man bedenkt, dass diese Generation noch die Jobs ausüben musste, die zur Verfügung gestellt wurden, und die Menschen nur froh waren, überhaupt einen Job zu haben. Wenn man das bedenkt, erinnert man sich daran, wie kostbar die Dinge von heute sind, die uns oft wie selbstverständlich vorkommen.

Woran denken Sie dabei

im Besonderen?

So viele Jahre wollte ich Schauspieler sein und die Gelegenheit bekommen, damit mein Geld verdienen zu können. Heute befinde ich mich glücklicherweise in dieser Situation, weil ich so lange ausgehalten habe und ab 2007 Angebote reinkamen, in Filmen wie „Hunger“ und „Inglorious Basterds“ mitzuspielen.

Haben Sie noch Erinnerungen an Ihre Geburtsstadt Heidelberg?

Ich war erst vor wenigen Wochen mal wieder in Heidelberg. Immer wieder eine wunderschöne Stadt, aber meine Kindheit habe ich nicht dort verbracht, sondern in Irland. Ich habe kaum Erinnerungen an meine ersten Lebensjahre in Heidelberg.

Sie haben gesagt, die Person, die Sie aus der Vergangenheit mal treffen wollen würden, wäre Jesus Christus. Weil Sie ein religiöser Mensch sind?

Die erste Geschichte, die mich als Kind überhaupt beeindruckte, war die über Jesus Christus. Da war ich also noch sehr jung und dachte sogar darüber nach, eines Tages Priester zu werden. Jesus war bestimmt ein sehr außergewöhnlicher Mann. Aber ich würde mich nicht als religiös bezeichnen, sondern eher als spirituell. Ich bin zwar katholisch erzogen worden, aber ich gehe nicht in die Kirche, außer vielleicht zu Weihnachten.

Statt Priester sind Sie nun Schauspieler geworden, und darüber hinaus auch noch Produzent. Wie viel hatten Sie als Produzent von „Assassin’s Creed“ zu sagen?

Ja, ich war schon sehr tief in diesem Projekt involviert und von Anfang an dabei. Das Computerspiel kannte ich vorher gar nicht wirklich, als mir das Projekt 2011 angetragen wurde. Ich war an der Entwicklung des Drehbuchs beteiligt, brachte den Regisseur Justin Kurzel und Marion Cotillard als meine Filmpartnerin an Bord. Auf jeden Fall war das eine ganz neue Herausforderung für mich, die ich aber mit Lust angenommen habe.

Warum war es Ihnen überhaupt so wichtig, zum Film zu gehen?

In der Schule war ich stets nur durchschnittlich, auch im Sport. Daher hatte ich Probleme damit, mir vorzustellen, was ich mal werden möchte. Mit 13 und 14 kam ich mit Musik in Kontakt, woraus eine Leidenschaft entstand. Mein Ziel war es, Sologitarrenspieler in einer Heavy-Metal-Band zu werden. Ich übte jeden Tag, bis ich einen Freund hörte, der das so viel besser konnte. Da dachte ich mir, du musst das aufgeben und dir was anderes suchen. Daraufhin besuchte ich einen Schauspielkurs und war sofort angetan. Ich war mir sicher, wenn du hart genug daran arbeitest, hast du genau das Richtige für dich gefunden.