Essen. Sturheit brachte Felicity Jones von Birmingham ganz nach oben. Jetzt ist sie der neue Stern am „Star Wars“-Himmel.

„Star Wars“-Fans sind kritisch, gerade, was eine neue weibliche Hauptfigur der Sternensaga angeht. Die Messlatte liegt hoch, denn Carrie Fisher als Prinzessin Leia ist ein Mythos. Doch Felicity Jones wird das schon stemmen. Sie spielt die Rebellen-Kämpferin Jyn im „Star Wars“-Ableger
„Rogue One“ (ab 15. Dezember im Kino). Selbstbewusst geht die
33-Jährige die Sache jedenfalls an: „Ich will, dass Typen den Film sehen und dann wie Jyn sein wollen.“

Solche Sätze machen klar: Sie gehört zusammen mit Jennifer Lawrence oder Emma Watson zu einer Generation von Schauspielerinnen, deren Ruhm nicht auf einem Image als Romantikkomödien-Darling aufbaut. „Ich bewundere Meryl Streep und Kate Winslet für ihre Rollenauswahl“, sagt sie über ihre Vorbilder. Und: „Ich war immer schon Feministin.“ Sie setzt sich dafür ein, dass Schauspielerinnen genauso bezahlt werden wie ihre männlichen Kollegen, rät öffentlich dazu, bei Verhandlungen selbstbewusst aufzutreten. Solche Sätze werden so manchen Filmboss grummelig stimmen. Aber die Entscheider müssen ihre Sturheit hinnehmen: Seit ihrer Oscarnominierung vergangenes Jahr für ihre Rolle als Stephen Hawkings Ehefrau in dem Biografie-Film „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ spielt Jones in der obersten Liga. Niemandem könne man beibringen, so viel Seele in den Augen zu haben, schwärmte etwa „Rogue One“-Regisseur Gareth Edwards über sie. Da spielt Geld keine Rolle.

Den Erfolg verdankt sieeiner Niederlage

„Ich bin wohl ein ziemlicher Dickkopf“, sagt sie. Muss sie wohl sein, denn eine Hollywoodkarriere war nicht vorgezeichnet. Felicity Jones wuchs als Mittelschichtskind im mittelenglischen Birmingham auf, ihre Mutter zog sie alleine groß. Jones spielte Schultheater, ging zu Castings, bekam TV-Rollen. Ihre große Karriere aber verdankt sie einer Niederlage, da studierte sie schon an der Elite-Uni in Oxford. „Ich hatte ein echtes Schlüsselerlebnis“, erzählt sie. „Ich bereitete mich intensiv auf eine Uni-Aufführung von ‚Romeo und Julia‘ vor, konnte meine Texte und natürlich den inneren Monolog in- und auswendig.“ Doch sie fiel durch. Auf der Rückfahrt habe sie nur geheult. „Da wurde mir klar, wie wichtig die Schauspielerei für mich ist. Und wie besonders.“ Sie habe die Tränen weggewischt und weitergemacht.

Es hat sich ausgezahlt. Jones spielte in hochgelobten Dramen wie „Like Crazy“ (mit Jennifer Lawrence) oder „The Invisible Woman“, aber auch in teurem Popcorn-Kino wie „The Amazing Spider-Man 2“ oder „Inferno“ (mit Tom Hanks). „Ich wähle einen Film nicht danach aus, ob er groß oder klein ist, sondern ob er eine Seite in mir zum Klingen bringt.“ Und sie hält Wort. Den Julia-Roberts-Film „Spieglein, Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen“ schlug sie aus, weil sie Theaterregisseur Michael Grandage schon zugesagt hatte.

Vorbereitung ist für sie alles. Aber für ihre „Star Wars“-Rolle brachte sie Vorwissen mit. „Als kleines Mädchen habe ich die Filme mit meinem Bruder so oft angesehen, bis die Kassetten ausgeleiert waren.“ Der Rest war Fitnesstraining: „Die körperliche Herausforderung für den Dreh war enorm.“ Noch am Set machte sie täglich Kung-Fu-Übungen. Wer gegen das Imperium kämpft, muss in Schuss sein.

Wehrhaft wird sie auch bei persönlichen Fragen. Kein Kommentar! Zehn Jahre war sie mit dem britischen Internet-Künstler Ed Fornieles liiert, derzeit soll sie mit einem Regisseur zusammen sein. Selbstdarstellung im Internet wird man bei ihr nicht finden. Auch Selfies mit Fans hat sie nicht gerne. „Da bin ich wohl zu privat – oder zu altmodisch“, sagt sie. „Denn für mich ist ein Autogramm schon etwas sehr Persönliches.“