Berlin. Nach langer Auszeit ist Renée Zellweger als „Bridget Jones“ zurück. Ein Gespräch über Burn-out, Schlankheitswahn und Überlebenswillen.

Zwölf Jahre ist der zweite Teil der „Bridget Jones“-Reihe her. Nun kommt Renée Zellweger wieder in ihrer Paraderolle als Chardonnay-trinkende Single-Frau – mit jeder Menge Probleme und noch mehr Witz. „Bridget Jones’ Baby“ (aktuell im Kino) markiert auch das Ende ihrer sechsjährigen Auszeit. Zum Interview in einem Berliner Luxushotel kommt Renée Zellweger in einem jeansblauen Minikleid, dazu schwarze Pumps. Sie ist superschlank, die Haare fallen lässig. Im Gespräch wirkt sie ein bisschen schüchtern, sie spielt mit einem Ring am Finger. Mit Renée Zellweger sprach Ulrich Lössl.

Ms. Zellweger, ganz schön mutig, sich sechs Jahre lang aus dem Hollywood-Filmgeschäft zurückzuziehen. Hatten Sie keine Angst, dass man Sie inzwischen abgeschrieben hatte?

Renée Zellweger Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Denn mein Ausstieg aus dem Filmbusiness war dringend notwendig. Ich habe nämlich damals einen Film nach dem anderen gemacht. Dieser Stress war auf die Dauer sehr ungesund. Also habe ich – kurz vor dem Burn-out – die Reißleine gezogen. Außerdem war mein Privatleben auf der Strecke geblieben, und auch das wollte ich wiederbeleben. Wenn man sich sehr lange nur in den Illusionswelten des Films bewegt, dann ist es wichtig, sich wieder mit dem echten Leben auseinanderzusetzen. Und das habe ich in den letzten Jahren mit Hingabe getan.

Es ist als Schauspielerin wohl auch wichtig, sich den Input für die Arbeit aus der realen Welt und von authentischen Menschen zu holen.

Zellweger Absolut. Das ist geradezu lebenswichtig, wenn man sich als Schauspielerin weiterentwickeln will. Die Kreativität eines jeden Künstlers wird doch vom echten Leben befeuert. Aber ich wollte vor allem auch wieder Renée sein – und nicht der Filmstar. Ich wollte wieder mal ganz tief durchatmen und mich intensiv um meine Familie und Freunde kümmern. Es tat mir in der Seele gut, dass ich zum Beispiel sehr viel Zeit mit meinen Nichten und Neffen verbracht habe. Mein Vater ist Schweizer und meine Mutter Norwegerin, also besuchten wir oft unsere Verwandten in diesen Ländern. Oder meine Schwester, die in Australien wohnt. Keiner von ihnen hat je ein Filmstudio von innen gesehen. Aber diese Menschen sind mir viel wichtiger als jede glamouröse Hollywood-Clique.

Dann war es keine Frage der Eitelkeit, dass Sie als Bridget Jones diesmal nicht 20 Pfund zugenommen haben wie bei den früheren beiden Filmen?

Zellweger Nein, ich hätte das durchaus wieder gemacht. Aber wir – also vor allem meine Regisseurin Sharon Maguire und ich – wollten zeigen, dass auch Frauen, die rank und schlank sind, im Leben Probleme haben können.

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Sie haben sich öfter gegen den in der Filmindustrie grassierenden Schlankheitswahn ausgesprochen…

Zellweger … weil ich es wirklich schlimm finde, wenn man vor allem Frauen nur nach ihrem Alter, Äußeren oder der Kleidergröße Zero definiert. Das ist ja mittlerweile nicht nur im Filmbusiness üblich, sondern fast überall. Auch deshalb fand ich „Bridget Jones’ Baby“ so wichtig. Unser Film zeigt nämlich eine Frau über 40, wie sie wirklich ist. Mit all den Unsicherheiten, unerfüllten Wünschen, Sehnsüchten und Problemen. Genau diese Probleme anzugehen und sie dann auch zu meistern, darum geht es doch! Und Bridget geht da mutig voran. Mit all ihren Defiziten, aber doch vor allem mit ihrem Herz aus Gold.

Ist das der Grund, warum sich so viele Frauen mit Bridget Jones identifizieren können?

Zellweger Ich glaube schon. Wie Bridget haben wir doch alle in unserem Leben auch mal Enttäuschungen und Niederlagen erlebt. Das gilt ganz sicher auch für mich. Und am meisten schmerzt es natürlich, wenn man in der Liebe enttäuscht wird. Aber Bridget ist eine Frau, die sich nie hat unterkriegen lassen. Das imponiert mir. Wie Bridget bin ich eine Überlebenskünstlerin.