Köln. Carolin Kebekus gilt als die Widerspenstige, die sich nicht zähmen lässt. Ihre Show „Pussy Terror“ ist jetzt in der ARD zu sehen.

„Bin ich erst mal am Drücker, setz ich Merkel ab.“ Komi-kerin Carolin Kebekus (36) nimmt in der Rolle als „Angsthetzerin“ Frauke Petry den Mund voll. Ihre Parodie der AfD-Chefin sitzt, punktgenau spiegelt sie den selbstgerechten Gestus der populistischen Politikerin, als die sie sich durch einen Wahlwerbespot rappt. Dabei lümmelt sie sich machttrunken auf Deutschlandflaggen und stellt klar: „Ich bin die Bitch der AfD“. Der Vorab-Clip ihrer neuen Folge von „Pussy Terror TV“ (heute Abend um 22.45 Uhr in der ARD) wird jetzt schon im Netz gefeiert. „Wir stehen parat für Pussy TV“, schreibt ein Fan bei Twitter. „Holst du uns an der Tür ab?“

Erstmals ist ihre Comedyshow nach anderthalb Jahren beim WDR im ARD-Hauptprogramm zu sehen. Sie wolle auch dort vor keinem noch so derben Thema zurückschrecken, kündigt Kebekus an. „Bisher wurden mir auch keine Auflagen gemacht. Kann ja noch kommen. Wehe. Ich glaube aber nicht, denn die Redaktion liegt ja nach wie vor beim WDR, und wir kennen uns ja mittlerweile sehr gut.“

Kebekus legte sich mit den Helene-Fischer-Fans an

Kann man wohl sagen. Denn der Einstand bei dem Kölner Sender war alles andere als geschmeidig. Ihre vom WDR produzierte Sendung „Kebekus“ lief 2013 erstmals bei Einsfestival. Der Sender entschied kurzfristig, einen kirchenkritischen Clip, der schon im Internet zu sehen war und in dem Kebekus als Nonne verkleidet über ein Kruzifix leckt, aus der Show zu schneiden. Nicht mit Kebekus. „Brauchen Sie nicht gucken. Ist voll verstümmelt“, warnte sie in einer Talkshow vor ihrer eigenen Premiere. Der Sender und die Komikerin beendeten ihre Zusammenarbeit – und gaben sich dann doch eine zweite Chance.

„Die Katholiken waren schon am giftigsten“, sagt Kebekus, wenn sie nun, drei Jahre später, die Netzreaktionen auf ihre Provokationen vergleicht. „Aber die Helene-Fischer-Fans waren auch nicht ohne.“
Kebekus hatte Fischers Hit „Atemlos durch die Nacht“ zu „Atemnot in der Nacht“ umgetextet und sich beschwert, dass „überall dieses Scheißlied“ lief. An der Wortwahl der daraufhin entfesselten Fans habe sie gemerkt, dass diese Menschen kein gutes Elternhaus hätten.

Ein gutes Elternhaus hatte dagegen Kebekus, die zumindest auf der Bühne ihre Worte selbst gern unterhalb der Gürtellinie abfeuert. Sie ist die Tochter eines Bankkaufmanns und einer Sozialpädagogin, wuchs in Köln-Ostheim auf. „Da kommen alle Schichten und Nationen zusammen, da hab ich mir vieles angeeignet“, sagt sie. „Das Direkte, das Unverblümte, das hat bestimmt mit Köln zu tun. Die Kölnerinnen haben ja so eine große Klappe, da falle ich gar nicht auf.“ Lehrer verprellt habe sie jedoch nie: Kebekus war eine gute Gymnasiastin. „Erst einmal aber fand ich Hauptschüler viel cooler“, erinnert sie sich. Ihren deftigen Humor habe sie bewusst eingesetzt, weil sie nicht einsah, dass der nur Jungs zugestanden wurde. Nach dem Abitur machte sie ein Praktikum bei der RTL-Comedyreihe „Freitag Nacht News“.

„Tussi-Themen“ kommen ihr

nicht in die Tüte

Inspiriert war sie von Anke Engelke und Gaby Köster: „Die beiden haben mir gezeigt, was für Frauen auf einer Bühne möglich ist.“ Seit 2013 gehört die Gewinnerin des Deutschen Comedypreises zum Ensemble der „heute-show“ im ZDF. „Tussi-Themen“ kommen ihr nicht in die Tüte, Gags über Dates und Partnerzank überlässt sie anderen. Sie selbst hasse Shopping und ziehe Action jeder Romantikkomödie vor. Ist ihre Show feministisch? „Unbedingt“, sagt sie. So wolle sie sich in „Pussy Terror TV“ dem Körperkult widmen, dem junge Frauen ausgesetzt seien wie nie. „Auf Portalen wie Instagram vergleichen sich Mädchen mit Topmodels und machen sich einen enormen Druck. Der Druck geht natürlich auch an mir nicht vorüber, auch ich will gut aussehen.“

Kebekus ist keine, die sich gerne selbst erklärt. Es scheint, als sage sie das, was sie zu sagen hat, lieber durch ihre Bühnenfigur. Auch Frauke Petry hätte sie gar nichts mitzuteilen, wenn sie ihr gegenüberstünde. „Ich finde die so derart unangenehm und süffisant. Ich würde es lieber Polit-Profis überlassen, sie zu zerlegen.“