Victoria. Prinz William und Herzogin Kate besuchen Kanada. Für die kleine Prinzessin Charlotte ist es die erste große Reise.

Knitterfrei und schick auch nach einem Langstreckenflug: Prinz William, Prinz George, Herzogin Kate und Prinzessin Charlotte (von links).
Knitterfrei und schick auch nach einem Langstreckenflug: Prinz William, Prinz George, Herzogin Kate und Prinzessin Charlotte (von links). © Chris Jackson/Getty Images

Auf diesen Augenblick hatte man in Kanada lange gewartet. Um kurz nach vier Uhr Ortszeit am Sonnabend öffnet sich am Flughafen von Victoria, Hauptstadt der Provinz British-Columbia, die Flugzeugtür – und sogleich stehlen die Kinder ihren Eltern die Show. Prinz George (3) ignoriert erst mal die wartenden Würdenträger und winkt lieber einem landenden Hubschrauber zu. Prinzessin Charlotte (1) lutscht an ihrem Zeigefinger und plustert vergnügt ihre Backen auf. Die Eltern lächeln entspannt.

„Charlotte und George verkörpern den Fortbestand der Monarchie.“
Carolyn Harris, Historikerin

Es ist der Auftakt einer ganz besonderen Familienreise. Prinz William (34) und Herzogin Kate (34) sind für acht Tage nach Kanada gekommen, in ein Commonwealth-Land, zu dem die britischen Royals eine sehr enge Beziehung haben. Vor fünf Jahren waren sie als Frischvermählte zu ihrer ersten Auslandsreise nach Kanada gekommen, und auch jetzt gibt es wieder eine Premiere: Zum ersten Mal nehmen sie ihre Kinder in offizieller Mission ins Ausland mit.

Das royale Paar mit dem kanadischen Premier Justin Trudeau und dessen Frau Sophie Grégorie.
Das royale Paar mit dem kanadischen Premier Justin Trudeau und dessen Frau Sophie Grégorie. © Chris Wattie/Reuters

Am Fuß der Gangway warten der ebenfalls sehr fotogene Premierminister Justin Trudeau und seine Frau Sophie Grégorie. Trudeau geht sogar in die Knie, um mit George, Urenkel seines Staatsoberhauptes Queen Elizabeth, besser plaudern zu können. Kate besticht mit einem blauen Kleid mit Ahornbrosche und einem Hut mit Ahornblättern – ein Wink an den Nationalbaum der Gastgeber. Der Empfang fällt makellos aus, samt Böllerschüssen, Fanfaren und Tänzen von Ureinwohnern, entlang der Straßen
jubeln Tausende Menschen. „Wir freuen uns, dass wir dieses Mal George und Charlotte nach Kanada mitbringen können, damit
sie ihre eigene lebenslange Freundschaft zu diesem wunderbaren Land beginnen können“, schwärmt William kurz nach
der Ankunft im Parlament von Victoria.

Kanada sagt Ja zur Monarchie

Hunderte haben auf dem Gelände ausgeharrt, um bei der offiziellen Begrüßung dabei zu sein. In Sachen Reisefieber ist der dreijährige George, der Dritte in der Thronfolge, schon etwas erfahrener: Er war vor zwei Jahren in Australien schon einmal dabei. Für Charlotte dagegen ist es die erste große Reise und ihr erster öffentlicher Auftritt überhaupt. Natürlich geht es bei einem so stressigen Programm für das junge Paar nicht ohne Hilfe. Zwölf Mann stark soll die royale Entourage sein, darunter drei Privatsekretäre und ein vierköpfiges „Kommunikationsteam“.

George und sein Schwesterchen Charlotte sind wichtig für die Wahrnehmung der Royals – auch wenn die Öffentlichkeit sie auf dieser Reise eher selten zu sehen bekommt. Während ihre Eltern auf Tagestouren mit dem Flieger oder Helikopter zu ihren mehr als 30 Terminen unterwegs sind, bleiben George und Charlotte samt Kindermädchen im „Government House“, einem ausladenden Gästehaus mit riesigem Englischem Garten im Zentrum von Victoria.

Und doch ist die Präsenz der beiden royalen Kinder ein Signal. „Charlotte und George verkörpern den Fortbestand der Monarchie“, schreibt die Historikerin Carolyn Harris in der Zeitung „Globe and Mail“. Dabei muss sich die junge Generation der Royals in Kanada um ihre Popularität nur wenig Sorgen machen, zumindest im englischsprachigen Teil. Laut neuen Umfragen befürworten sieben von zehn Kanadiern die historische Verbindung zum britischen Königshaus. „Es kommt nicht häufig vor, dass man mehrere Generationen der Windsors und zwei zukünftige Könige auf einer Reise erlebt“, meinte Bruce Hallsor von der Monarchistenliga, einem Verein, der für den Verbleib Kanadas im Commonwealth eintritt.

Im Zentrum der Reise stehen die beiden westlichen Provinzen British Columbia und Yukon. Am Sonntag stand der Besuch einer Einrichtung für Schwangere mit Drogenproblemen auf dem Programm. Im Laufe der Woche wollen William und Kate den größten gemäßigten Regenwald der Erde rund um Bella Bella überfliegen. Auf dem Archipel Haida Gwaii soll es eine traditionelle Kanufahrt mit indigenen Kanadiern geben, im Yukon eine Tour mit dem Mountainbike.

Der Höhepunkt aber ist das Familienprogramm: Am Donnerstag ist im Gästehaus in Victoria eine Kinder- und Krabbelparty für Prinz und Prinzessin geplant, für die sogar eigens neues Holzspielzeug angeschafft wurde. Im Gästehaus in Victoria hat man auch sonst nichts dem Zufall überlassen. Alle Steckdosen wurden mit Kindersicherungen versehen, Vasen und zerbrechliche Gegenstände verräumt. Damit bei der kindlich-königlichen Premiere auch wirklich nichts schiefgeht.