Washington. Beim Billboard-Music-Award singt sie den Hit „Purple Rain“.

Farben und Fashion, eigentlich stimmte alles, als am Sonntagabend in der neuen Arena in Las Vegas alles auf den Höhepunkt zustrebte. Madonna, die Queen Elizabeth des Pop, hockte nach fast drei Stunden Liveübertragung der diesjährigen Billboard-Musikpreisverleihung auf einem lila gepolsterten Thron, gekleidet in edle Rüschen.

Was der Star aber dann zu Ehren des im April im Alter von

57 Jahren aus dem Leben gerissenen Pop-Unikums Prince ins Mikrofon gab, war nach Ansicht von Kritikern alles andere als unvergleichlich gut. „Total wackelig“ nannte die „Los Angeles Times“ Madonnas Version der von Prince geschriebenen und später von Sinéad O’Connor berühmt gemachten Ode „Nothing Compares 2 U“.

Das Magazin „Daily Beast“ nannte den Beitrag gesanglich „dünn“. Nur gut, dass im Handumdrehen die Allzweckwaffe Stevie Wonder zur Stelle war und Madonna tüchtig an die Seite sang. Durch sein beseeltes Dazutun wurde wenigstens das 32 Jahre alte Kultstück „Purple Rain“ dem Erschaffer, dessen weltweit betrauertes Ableben immer noch nicht zweifelsfrei geklärt ist, gerecht.

Bis dahin stand die Leistungsshow, die das wichtigste Fachblatt der Musikbranche seit 1990 anhand von Verkaufszahlen im Schatten von Grammys und MTV-Awards abhält, im Zeichen von Frauen-Power. Wenn auch in ganz unterschiedlicher Güteklasse.

Britney Spears beischlafähnliche Turnübungen auf einer riesigen Gitarre (sie sang nur Playback) nötigten den Zuschauern ebenso Respekt ab wie Pinks pyromanische Artistik auf einem gigantischen Uhrzeiger zu ihrem Song „Just Like Fire“. Mit der Stimme glänzten dagegen Demi Lovato, die mit „Cool for the Summer“ als einzige Rockröhren-Qualität bewies, und die ganz auf optische Kinkerlitzchen und die übliche Textilfreiheit verzichtende Rihanna. Ihr wunderschönes „Love On The Brain“ dürfte auf Wikipedia einmal als eine der besten Livegesangsdarbietungen ihrer Karriere Niederschlag finden.

Auch Kesha, eine junge Frau, die seit Monaten Schlagzeilen schreibt, weil sie sich gegen sexuelle Bedrängungen und Knebelverträge ihres Produzenten Dr. Luke zur Wehr setzt, blieb in angenehmer Erinnerung. Ihre Version von „It Ain’t Me, Babe“, eine Reminiszenz an den gestern 75 Jahre alt gewordenen Bob Dylan, ging unter die Haut. Beinahe untergegangen wäre der aus der Konserve aufbereitete Auftritt der allgegenwärtigen Adele, die ihre fünf Preise (u. a. Top-Künstlerin des Jahres), weil gerade andernorts auf Tournee, nur via Videobotschaft in Empfang nehmen konnte. Als Trostpflaster gab es die Premiere ihrer neuen Single: „Send My Love“. Ist angekommen.

Erster Auftritt von Céline Dion nach dem Tod ihres Mannes

Der emotionalste Moment des Abends gehörte wie von der Regie seit Wochen vorgeplant Céline Dion. Die Kanadierin sang zum ersten Mal nach dem Tod ihres im Januar gestorbenen Ehemannes René Angélil. Stark bei Stimme, fast trotzig arbeitete sich die dreifache Mutter durch den von Queen-Sänger Freddie Mercury unsterblich gemachten Durchhalteparolengesang von „The Show Must Go On“. Er werde vom Himmel aus weiter auf sie aufpassen, sagte die den Tränen nahe Dion über ihren Gatten, als ihr Sohn René-Charles ihr den Preis fürs Lebenswerk überreichte.