Berlin. Urte Blankenstein spielte 20 Jahre eine beliebte Figur für Kinder im DDR-Fernsehen. Nun hält sie Sprechstunden auf der Bühne ab.

„Habt ihr Kummer oder Sorgen, dann schreibt gleich morgen an Frau Puppendoktor Pille mit der großen, klugen Brille.“ Diesen Spruch kannte in der DDR – und teils auch im Westen – fast jedes Kind. Bei der sympathischen Frau mit Doktor-Kittel, geflochtenen Zöpfen und riesiger schwarzer Brille suchten aber vor allem Eltern Rat.

„Habt ihr Kummer oder Sorgen, dann schreibt gleich morgen an Frau Puppendoktor Pille mit der großen, klugen Brille.“
Ein geflügelter Satz im einstigen DDR-Kinderfernsehen

„Die Kinder haben mir vor allem Zeichnungen geschickt, von den Eltern kamen Anregungen“, berichtet Urte Blankenstein (70), die die beliebte TV-Figur beim Abendgruß von 1968 bis zum Ende der Episoden im Jahr 1988 spielte. Noch immer ist sie in dieser Rolle auf Bühnen unterwegs. „Dass ich mit 70 noch die Zöpfe aufsetze, hätte ich damals nicht gedacht“, sagt die eigentlich blond gelockte Schauspielerin.

„Ich war alterslos, die Freundin der Kinder, die Seelentrösterin“, blickt Blankenstein auf ihre TV-Parade-Rolle zurück. Die Frau mit der sanften Stimme gab den Puppeneltern zum Beispiel Tipps für gutes Verhalten, richtige Ernährung und das Vermeiden von Erkältungen. Es war eine fiktive Sprechstunde, in der Blankenstein als Vermittlerin zwischen Puppen-, Kinder- und Erwachsenenwelt auftrat.

„Viele dachten, ich sei Kinderärztin oder Kindergärtnerin.“ Damit sie sich selbst auch zu Hause auf dem Bildschirm sehen kann, hat sie sich damals eigens einen alten Schwarz-Weiß-Fernseher gekauft. Ihr kleiner Sohn sei immer hinter das Gerät gekrochen: „Er dachte, ich sei da drin, obwohl ich ja auch im Zimmer saß“, sagt die Wahl-Berlinerin amüsiert.

1000 Mal war Urte Blankenstein als Frau Doktor im Kinder-Abendprogramm zu sehen. Nach dem plötzlichen Aus für Frau Puppendoktor – stattdessen wurden auf dem Sendeplatz dann DDR-Betriebe vorgestellt – wurde ihr keine andere Rolle mehr angeboten. „Mir wurde gesagt, das gehe nicht, weil man mich an meiner Stimme erkennen würde.“

Sie moderierte dann die Militärmusiksendung „Von Polka bis Parademarsch“ und die Operettensendung „Klassisches Intermezzo“. Mit dem Fall der Mauer war auch das vorbei – und die Schauspielerin steht seither mit verschiedenen Programmen auf der Bühne.

„Mir kann auf der Bühne mit Kindern nix mehr passieren“, sagt sie. In ihren Programmen für die Kleinen will sie auch dafür sorgen, dass klassische Kinderlieder nicht verloren gehen.

Ihr sei zum Beispiel aufgefallen, dass das Lied „Zwischen Berg und tiefem Tal“ kaum mehr bekannt ist. Urte Blankenstein, stolze Oma einer fünf Jahre alten Enkelin, komponiert außerdem auch selbst Kinderlieder.

Ihr Kinderprogramm „Der Nächste bitte ...“ ist eine turbulente Sprechstunde, in der Frosch Quaki – eine Handpuppe – und Sanitäter Konstantin einiges auf den Kopf stellen. Ob aus Plüsch oder Holz, Keramik oder Plastik: Dutzende Frösche befinden sich in der plüschigen Wohnung der Schauspielerin. „Die habe ich alle geschenkt bekommen.“ dpa