Finale für den Bodensee-„Tatort“ – Das Ende der Klara Blum
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Von Peter Zander
Konstanz . In ihrem letzten „Tatort“ trifft Eva Mattes auf Irm Hermann und andere Fassbinder-Kolleginnen. Nostalgisches Gipfeltreffen in Konstanz.
Sie tut so, als riefe sie aus dem Urlaub an. Aber dann steht der Kollege vor ihr, das Handy noch am Ohr. Direkt vor der Arztpraxis. Dort wurde Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) gerade eine schmerzliche Diagnose gestellt. Herzmuskelriss. Sie hatte schon zwei unbemerkte Herzinfarkte. Und soll sich schonen. „Vielleicht“, sagt sie, „ist endlich Zeit für etwas Neues“. „Vielleicht“, kontert ihr ewig bockiger Assi Perlmann (Sebastian Bezzel), „haben wir Glück, und einer von uns beiden wird beim nächsten Einsatz erschossen“.
Der 31. „Tatort“ aus Konstanz – „Wofür es sich zu leben lohnt“ – ist, nach 14 Jahren, der letzte Fall für Frau Mattes. Und es schien, als sei wirklich Zeit für etwas Neues. Zu provinziell, zu zäh schleppten sich die Fälle dahin. Nun aber wird mit Lust Schluss gemacht. Auch auf dem Polizeirevier: Das wird generalsaniert, die Büros werden eingerissen, mit Gewalt und Vorschlaghammer. Es ist, als würden schon die Kulissen abgerissen. Denn nicht nur für Kommissarin Blum, auch für Konstanz als Ermittlerstätte ist das das Ende.
Finale – Abschied vom „Tatort“ Bodensee
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Die Leiche eines Hasspredigers
Zum Abschluss präsentiert man immerhin ein echtes Schmankerl. Die Leiche eines Hasspredigers treibt in einem Boot auf dem Bodensee, und weil der Tote mit seltenen Blumen bizarr geschmückt ist, führt eine Spur in eine alte Gärtnerei. Dort hausen drei skurrile alte Damen. Die aber werden gespielt von Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen – drei legendäre Fassbinder-Diven.
Eva Mattes darf ebenfalls dazu gezählt werden. Alle vier aber haben lediglich in einem einzigen Film zusammengespielt, „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“, 44 Jahre ist das her. Hier kommt es zum nostalgischen Gipfeltreffen. Mattes’ Kommissarin betritt das seltsame Nest einer wohl nicht nur rein freundschaftlich zugetanen Damen-WG, wobei die Herzgeschädigte sich offensichtlich überlegt, ob sie sich nicht in diesem illustren Kreis zur Ruhe setzen sollte.
Letzte Tränen für Klara Blum
„Wofür es sich zu lohnen lebt“ ist lange ein lustvoll in der Schwebe gehaltener Mix, irgendwas zwischen einem „Petra von Kant“-Klassentreffen und den „Hexen von Eastwick“. Unweigerlich überlegt man, ob Fassbinder heute wohl selbst, wenn er noch lebte, „Tatort“ drehen würde. Und wie das wohl aussähe. Doch schade: Statt sich ganz auf dieses Damenkränzchen zu konzentrieren, spielen in dem sonst eher Star-armen Konstanzer „Tatort“ auch noch Julia Jäger und Matthias Habich mit und führen auf Fährten, die eher von dem Trio ablenken.
Fazit: Am Ende kulminiert das Ganze in einer nicht ganz logischen Drehbuchwendung. Nicht nur Klara Blum, auch der Bodensee-„Tatort“ schien ja irgendwie ein Herzproblem zu haben. So bleibt man seltsam unberührt, wenn am Ende wirklich Schluss ist. Letzte, bittere Tränen für Klara Blum.