Solide Krimikost – ARD zeigt Charlotte Links „Letzte Spur“
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Von Frank Jürgens
Essen . Schauspielerin Jasmin Gerat sucht in „Charlotte Link – Die letzte Spur“ nach Lebenszeichen. Komplexe ARD-Verfilmung des Bestsellers.
Charlotte Link teilt das Schicksal vieler Erfolgsschriftsteller. Ihre Krimis beißen sich in den Bestsellerlisten fest, doch Kritiker ätzen gegen sie oder – was noch schlimmer ist – ignorieren sie gleich. Literaturexperte Denis Scheck etwa haut in seiner Sendung „Druckfrisch“ Links Bücher regelmäßig in die Tonne, verspottet sie als „pseudobritisch“ und „sterile Plastikprosa“.
Die 53-jährige Frankfurterin wird es verschmerzen: Auch die Verfilmungen sind Quotenrenner. Der Wechsel vom ZDF in die ARD hat den Stoffen aus dem Hause Link gutgetan. Regisseur Urs Eggers ist vor vier Jahren mit seiner zweiteiligen Link-Adaption „Das andere Kind“ ein Überraschungserfolg gelungen, der Zuschauer und Kritiker gleichermaßen begeistern konnte. Eine Leistung, an die Regisseur Andreas Herzog in seiner nunmehr zweiten Link-Adaption zwar nur bedingt anknüpfen kann. Aber für solide Krimikost ist auch hier gesorgt.
Verdächtiger kam frei
Die Verfilmung von Links Bestseller „Die letzte Spur“ bietet eine spannende Ausgangssituation, interessante Kulissen in und um Manchester und internationale Schauspieler. Darin überzeugt Jasmin Gerat („Zweiohrküken“) als Journalistin Rosanna Hamilton, die seit dem Verschwinden ihrer verhuschten Freundin Elaine mit sich und der Welt hadert. Schließlich war die Vermisste damals auf dem Weg zu Rosannas Hochzeit.
Wurde Elaine wirklich vor drei Jahren ermordet? Auch wenn der beschuldigte Anwalt Mark Reeve (gespielt vom Niederländer Barry Atsma) aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde – es bleibt ja immer etwas hängen. Schließlich ist er derjenige, mit dem die Vermisste zuletzt lebendig gesehen wurde.
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Blatt wendet sich
Aber dann wendet sich das Blatt. Nach einer TV-Talkshow meldet sich ein Zuschauer und behauptet, jene Elaine sei bei ihm als Untermieterin eingezogen. Auf so einen Durchbruch in diesem ungelösten Fall hat auch Inspector Peter Fielder (William Houston) lange gewartet. Aber ganz so einfach ist die Sache dann natürlich doch nicht.
Die größte Schwäche dieser durchwachsenen Verfilmung liegt im gut gemeinten Versuch der beiden Drehbuchautoren Stefan Wild und Benjamin Benedict, möglichst viele Personen und Wendungen aus der 667 Seiten umfassenden Vorlage zu übernehmen. Das führt dazu, dass es den Figuren zwangsläufig an glaubhafter Tiefe mangelt. Die Frage beispielsweise, wie sich Ungewissheit im Leben von Hinterbliebenen einer spurlos verschwundenen Person niederschlägt, wird lediglich am Rande angesprochen.
Übermaß an falschen Fährten
Stattdessen gibt es ein Übermaß an falschen Fährten, die gern auch das eine oder andere Krimiklischee zwischen Rot- und Blaulicht kreuzen. Die Auflösung, so viel darf verraten werden, erweist sich dann allerdings als eine faustdicke Überraschung.
Fazit: Übermäßig komplex, einigermaßen spannend. Jedoch: 90 Minuten statt 667 Seiten – da halten wir es mit Hauptdarstellerin Gerat, die in der Pressemappe verrät: „Ich gucke lieber Krimis, als dass ich sie lese.“