Essen . Schauspielerin Jasmin Gerat sucht in „Charlotte Link – Die letzte Spur“ nach Lebenszeichen. Komplexe ARD-Verfilmung des Bestsellers.

Charlotte Link teilt das Schicksal vieler Erfolgsschriftsteller. Ihre Krimis beißen sich in den Bestsellerlisten fest, doch Kritiker ätzen gegen sie oder – was noch schlimmer ist – ignorieren sie gleich. Literaturexperte Denis Scheck etwa haut in seiner Sendung „Druckfrisch“ Links Bücher regelmäßig in die Tonne, verspottet sie als „pseudobritisch“ und „sterile Plastikprosa“.

Die 53-jährige Frankfurterin wird es verschmerzen: Auch die Verfilmungen sind Quotenrenner. Der Wechsel vom ZDF in die ARD hat den Stoffen aus dem Hause Link gutgetan. Regisseur Urs Eggers ist vor vier Jahren mit seiner zweiteiligen Link-Adaption „Das andere Kind“ ein Überraschungserfolg gelungen, der Zuschauer und Kritiker gleichermaßen begeistern konnte. Eine Leistung, an die Regisseur Andreas Herzog in seiner nunmehr zweiten Link-Adaption zwar nur bedingt anknüpfen kann. Aber für solide Krimikost ist auch hier gesorgt.

Verdächtiger kam frei

Die Verfilmung von Links Bestseller „Die letzte Spur“ bietet eine spannende Ausgangssituation, interessante Kulissen in und um Manchester und internationale Schauspieler. Darin überzeugt Jasmin Gerat („Zweiohrküken“) als Journalistin Rosanna Hamilton, die seit dem Verschwinden ihrer verhuschten Freundin Elaine mit sich und der Welt hadert. Schließlich war die Vermisste damals auf dem Weg zu Rosannas Hochzeit.

Wurde Elaine wirklich vor drei Jahren ermordet? Auch wenn der beschuldigte Anwalt Mark Reeve (gespielt vom Niederländer Barry ­Atsma) aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde – es bleibt ja immer etwas hängen. Schließlich ist er derjenige, mit dem die Vermisste zuletzt lebendig gesehen wurde.

Berühmte Filme – und ihre Remakes

Disney hat gleich mehrere seiner Zeichentrickfilme mit realen Schauspielern neuverfilmt. Auch andere Klassiker wurden überarbeitet. So zum Beispiel „Die glorreichen Sieben“. In der Originalversion von 1960 spielten unter anderem Steve McQueen (li.), Horst Buchholz (vierter v. li.) und Charles Bronson (re.) mit.
Disney hat gleich mehrere seiner Zeichentrickfilme mit realen Schauspielern neuverfilmt. Auch andere Klassiker wurden überarbeitet. So zum Beispiel „Die glorreichen Sieben“. In der Originalversion von 1960 spielten unter anderem Steve McQueen (li.), Horst Buchholz (vierter v. li.) und Charles Bronson (re.) mit. © imago/United Archives | imago stock&people
In der Version von 2016 mit dabei (v. li.): Byung-hun Lee, Ethan Hawke, Manuel Garcia-Rulfo, Denzel Washington, Chris Pratt, Vincent D’Onofrio und Martin Sensmeier.
In der Version von 2016 mit dabei (v. li.): Byung-hun Lee, Ethan Hawke, Manuel Garcia-Rulfo, Denzel Washington, Chris Pratt, Vincent D’Onofrio und Martin Sensmeier. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Charlton Heston spielte 1959 den adeligen Judah Ben-Hur, der versehentlich versklavt wird und sich dann zurückkämpft.
Charlton Heston spielte 1959 den adeligen Judah Ben-Hur, der versehentlich versklavt wird und sich dann zurückkämpft. © imago stock&people | imago stock&people
Im Jahr 2016 wird Ben-Hur von Jack Huston verkörpert.
Im Jahr 2016 wird Ben-Hur von Jack Huston verkörpert. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Das Dschungelbuch aus dem Jahr 1967 als Zeichentrickfilm mit vielen Musical-Elementen. Im Original wurde der Junge Mowgli von Brucer Reiterhman gesprochen.
Das Dschungelbuch aus dem Jahr 1967 als Zeichentrickfilm mit vielen Musical-Elementen. Im Original wurde der Junge Mowgli von Brucer Reiterhman gesprochen. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Im Jahr 2016 wird Mowgli nicht als Zeichentrickfigur, sondern als reale Person gezeigt – und zwar von Neel Sethi (li.). Ben Kingsley (re.) leiht dem computeranimierten Panther Baghira seine Stimme.
Im Jahr 2016 wird Mowgli nicht als Zeichentrickfigur, sondern als reale Person gezeigt – und zwar von Neel Sethi (li.). Ben Kingsley (re.) leiht dem computeranimierten Panther Baghira seine Stimme. © Getty Images | Anthony Harvey
„Es“: Die Fernseh-Verfilmung des Horror-Romans von Stephen King stammt aus dem Jahr 1990. Der britische Schauspieler Tim Curry verkörperte den Clown des Grauens Pennywise und terrorisierte eine Kleinstadt.
„Es“: Die Fernseh-Verfilmung des Horror-Romans von Stephen King stammt aus dem Jahr 1990. Der britische Schauspieler Tim Curry verkörperte den Clown des Grauens Pennywise und terrorisierte eine Kleinstadt. © imago/United Archives | imago stock&people
Über zwanzig Jahre später ist „Es“ ist wieder da: Die Neuverfilmung des Clownhorrors hatte im September 2017 deutsche Kinopremiere. In der Hauptrolle spielt der schwedische Schauspieler Bill Skarsgård („Die Bestimmung – Allegiant“, Serie „Hemlock Grove“) den bösen Clown Pennywise.
Über zwanzig Jahre später ist „Es“ ist wieder da: Die Neuverfilmung des Clownhorrors hatte im September 2017 deutsche Kinopremiere. In der Hauptrolle spielt der schwedische Schauspieler Bill Skarsgård („Die Bestimmung – Allegiant“, Serie „Hemlock Grove“) den bösen Clown Pennywise. © Courtesy of Warner Bros. Entertainment Inc. | Courtesy of Warner Bros. Enterta
„Die Schöne und das Biest“ als Disney-Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1991 begeisterte Groß und Klein. Die Liebesgeschichte um die schöne Belle und den verzauberten Prinzen Adam, das Biest, wurde mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit zwei Oscars und sieben Golden Globes. Das Märchen basiert auf dem gleichnamigen französischen Volksmärchen „La belle et la bête“.
„Die Schöne und das Biest“ als Disney-Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1991 begeisterte Groß und Klein. Die Liebesgeschichte um die schöne Belle und den verzauberten Prinzen Adam, das Biest, wurde mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit zwei Oscars und sieben Golden Globes. Das Märchen basiert auf dem gleichnamigen französischen Volksmärchen „La belle et la bête“. © Disney Channel | Disney Channel
Im Jahr 2017 gleiten Emma Watson als Belle und Dan Stevens als Biest über das Parkett. „Twilight“-Regisseur Bill Condon hat die Neuverfilmung des Disney-Klassikers „Die Schöne und das Biest“  behutsam und fantasievoll modernisiert. Watson, die allwissende Hermine aus „Harry Potter“, verkörpert eine Disney-Prinzessin wie aus dem Bilderbuch.
Im Jahr 2017 gleiten Emma Watson als Belle und Dan Stevens als Biest über das Parkett. „Twilight“-Regisseur Bill Condon hat die Neuverfilmung des Disney-Klassikers „Die Schöne und das Biest“ behutsam und fantasievoll modernisiert. Watson, die allwissende Hermine aus „Harry Potter“, verkörpert eine Disney-Prinzessin wie aus dem Bilderbuch. © 2016 Disney Enterprises | 2016 Disney Enterprises
„James Bond – Feuerball“ aus dem Jahr 1965 mit Sean Connery als Geheimagent 007 und Claudine Auger als Bond-Girl.
„James Bond – Feuerball“ aus dem Jahr 1965 mit Sean Connery als Geheimagent 007 und Claudine Auger als Bond-Girl. © imago stock&people | imago stock&people
1983 kam der gleiche Filmstoff unter einer anderen Filmproduktion und mit verändertem Cast in die Kinos. Unter dem Titel „Sag niemals nie“ war unter anderem Kim Basinger an der Seite von Sean Connery zu sehen. Den Bösewicht spielte Klaus Marie Brandauer.
1983 kam der gleiche Filmstoff unter einer anderen Filmproduktion und mit verändertem Cast in die Kinos. Unter dem Titel „Sag niemals nie“ war unter anderem Kim Basinger an der Seite von Sean Connery zu sehen. Den Bösewicht spielte Klaus Marie Brandauer. © imago stock&people | imago stock&people
„Flatliners – Heute ist ein schöner Tag zum Sterben“ aus dem Jahr 1990. Der Nahtod-Thriller war mit Julia Roberts, Kevin Bacon (r.) und Kiefer Sutherland (liegend) als Medizinstudenten hochkarätig besetzt.
„Flatliners – Heute ist ein schöner Tag zum Sterben“ aus dem Jahr 1990. Der Nahtod-Thriller war mit Julia Roberts, Kevin Bacon (r.) und Kiefer Sutherland (liegend) als Medizinstudenten hochkarätig besetzt. © imago | TBM
27 Jahre später kommt das Remake in die Kinos – mit Ellen Page und James Norton.
27 Jahre später kommt das Remake in die Kinos – mit Ellen Page und James Norton. © imago/ZUMA Press | Columbia Pictures
In der Neuauflage wirkt auch Kiefer Sutherland wieder mit und übernimmt die Rolle des Dr. Barry Wolfson.
In der Neuauflage wirkt auch Kiefer Sutherland wieder mit und übernimmt die Rolle des Dr. Barry Wolfson. © imago/ZUMA Press | Columbia Pictures
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Blatt wendet sich

Aber dann wendet sich das Blatt. Nach einer TV-Talkshow meldet sich ein Zuschauer und behauptet, jene Elaine sei bei ihm als Untermieterin eingezogen. Auf so einen Durchbruch in diesem ungelösten Fall hat auch Inspector Peter Fielder (William Houston) lange gewartet. Aber ganz so einfach ist die Sache dann natürlich doch nicht.

Die größte Schwäche dieser durchwachsenen Verfilmung liegt im gut gemeinten Versuch der beiden Drehbuchautoren Stefan Wild und Benjamin Benedict, möglichst viele Personen und Wendungen aus der 667 Seiten umfassenden Vorlage zu übernehmen. Das führt dazu, dass es den Figuren zwangsläufig an glaubhafter Tiefe mangelt. Die Frage beispielsweise, wie sich Ungewissheit im Leben von Hinterbliebenen einer spurlos verschwundenen Person niederschlägt, wird lediglich am Rande angesprochen.

Übermaß an falschen Fährten

Stattdessen gibt es ein Übermaß an falschen Fährten, die gern auch das eine oder andere Krimiklischee zwischen Rot- und Blaulicht kreuzen. Die Auflösung, so viel darf verraten werden, erweist sich dann allerdings als eine faustdicke Überraschung.

Fazit: Übermäßig komplex, einigermaßen spannend. Jedoch: 90 Minuten statt 667 Seiten – da halten wir es mit Hauptdarstellerin Gerat, die in der Pressemappe verrät: „Ich gucke lieber Krimis, als dass ich sie lese.“

Donnerstag, 5.1., ARD, 20.15 Uhr