„Der weiße Äthiopier“ – Jürgen Vogel sucht besseres Leben
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Von Arnold Hohmann
Nach einem Bankraub setzt sich Frank Michalka (Jürgen Vogel) nach Äthiopien ab. Doch seine Suche nach einem besseren Leben misslingt.
Wenn es um einen Banküberfall geht, zumal bereits um einen zweiten, und der Täter danach beharrlich schweigt, dann erwartet der geschulte Fernsehzuschauer eigentlich nichts anderes als einen Krimi. Doch weit gefehlt diesmal, auch wenn der Film auf einer Kurzgeschichte des gerichtserfahrenen Autors Ferdinand von Schirach („Verbrechen“) basiert.
Tatsächlich erzählt „Der weiße Äthiopier“ vom schlimmen Schicksal des Frank Michalka (Jürgen Vogel), der in der Fremde ein besserer Mensch wurde, den seine dunkle Vergangenheit jedoch irgendwann wieder einholt.
Als Kind Prügel eingesteckt
Die fast märchenhafte Geschichte nimmt Konturen an, als sich die junge Rechtsanwaltspraktikantin Sophie Kleinschmidt (Paula Kalenberg) in die Akte des sich stumm stellenden Michalka vergräbt und erschüttert ist von dem, was sie da lesen muss.
Von einer durchprügelten Kindheit erfährt sie, von einer ungerechten Entlassung und dem frühen Wunsch, weit weg von Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Das Kapital dafür besorgt er sich bei einem Bankraub, um sich hernach spontan nach Addis Abeba in Äthiopien abzusetzen.
Authentische Dorfszenen
Hier nun beginnt endlich das glückliche Leben des Frank Michalka. Er wird in einem Dorf von Kaffeepflückern aufgenommen, verliebt sich in die hübsche Witwe Ayantu ( Sayat Demissie), mit der er eine Tochter in die Welt setzt. Es sind diese Dorfszenen, in denen ein wie immer zuverlässiger Jürgen Vogel bald nur noch Amharisch spricht, die dem Film von Tim Trageser so etwas wie Wahrhaftigkeit geben.
Auch wenn wir dabei wieder dem Klischee begegnen, dass es den weißen Mann braucht, um die Arbeit für die Eingeborenen erträglicher zu machen. Alles ist gut, bis irgendwann die Bürokratie zugreift, er von Amtsseite nach seiner Aufenthaltserlaubnis gefragt wird, um dann später in der deutschen Botschaft verhaftet und nach Deutschland verbracht zu werden.
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Gerichtsprozess fällt negativ auf
Eigentlich ist das eine starke Geschichte, die jedoch von der Rahmenhandlung im Gerichtssaal immer wieder boykottiert wird. Hier geriert sich die Justiz, als gehe es ihr immer nur um den Menschen, nicht um die Tat. Die Referendarin darf alles über das Leben Michalkas ausbreiten. Ihr Chef, Rechtsanwalt Dr. Weilandt (Thomas Thieme), hat die Vorsitzende Richterin (Nina Proll) derart im Griff, dass sie praktisch alles akzeptiert.
Nur der Staatsanwalt (Robert Gwisdek) mault in seiner Ecke und findet es unmöglich, wie hier verhandelt wird. Selbst der Zuschauer, der Michalka inzwischen ins Herz geschlossen hat, mag sich angesichts der allzu geschmeidigen Verhandlung irgendwie manipuliert vorkommen. Aber gemach, es kommt noch ein wenig dicker.
Emotionsgeladenes Ende
Rechtsanwalt Weiland hat sich für ein furioses Finale vor der Richterbank etwas Besonderes einfallen lassen und dafür weder Kosten noch Mühen gescheut. So herzergreifend ist das alles, dass schließlich nicht nur bei Michalka die Tränen kullern, sondern auch bei der Schülergruppe auf den Zuschauerbänken.
Fazit: Schade – der in Rührung zerfließende Film hätte ohne die Zuckerschicht so viel besser werden können.
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