Los Angeles. Prominente Hollywood-Schauspieler diskutieren öffentlich über eine Skandalszene. Im Zentrum der Kritik steht eine Schauspiel-Legende.

Eine Szene aus dem Film „Der letzte Tango in Paris“ von 1972 sorgt für neue Diskussionen. Die Szene stellt nicht nur eine Vergewaltigung dar, sondern die Vergewaltigung hat nach Darstellung des Regisseurs während der Dreharbeiten tatsächlich stattgefunden.

Wie das US-Magazin „Variety“ berichtet, kocht die Diskussion über die betreffende Szene vor allem hoch, weil Schauspielerin Jessica Chastain („Zero Dark Thirty“) sich auf Twitter dazu geäußert hat. Auch ihr Kollege Chris Evans („Captain America“) hatte dazu kommentiert.

Brando und Bertolucci hatten Idee zur Vergewaltigung kurz vor Dreh

Bertolucci hatte in einem TV-Interview, das bei YouTube veröffentlicht wurde, schon vor Jahren erzählt, dass die Vergewaltigung von Maria Schneider durch Marlon Brando nicht gespielt gewesen sei.

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Bertolucci erklärte, er habe gewollt, dass Schneider die Vergewaltigung nicht spiele, sondern sie auch fühle. Der Regisseur und Hauptdarsteller Marlon Brando hätten am Morgen des betreffenden Drehtages die Idee gehabt, es tatsächlich zu einem sexuellen Übergriff kommen zu lassen. Maria Schneider wurde aber der sexuelle Akt verschwiegen. Nach Angaben von Bertolucci habe Schneider ihn deshalb bis zu ihrem Tod 2011 gehasst. Schneider selbst hatte mehrmals über die Szene berichtet.

„Sie hätten dafür ins Gefängnis gehört.“

Die Schauspielerin Jessica Chastain scheint sich nun in einem Twitter-Beitrag vor allem daran zu stören, wie der Film bisher verklärt worden sei. „An alle Menschen, die diesen Film lieben: Ihr seht eine 19-Jährige, die von einem 48-jährigen Mann vergewaltigt wird. Mir ist schlecht“, schreibt sie.

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Chris Evans schrieb über Marlon Brando und Bernardo Bertolucci: „Sie hätten dafür ins Gefängnis gehört.“ Tatsächlich wurden Marlon Brando Bernardo Bertolucci nach Erscheinen des Films in Italien zu Bewährungsstrafen verurteilt – allerdings wegen Obszönität in dem Film, wie „Spiegel Online“ berichtet.

Das Portal schreibt auch, wie es dazu kam, dass die Szene nun wieder im Fokus steht, obwohl sowohl der Film wie auch das Interview schon Jahre zurückliegen. Auslöser sei demnach die spanische gemeinnützige Organisation „El Mundo de Alycia“. Diese hätte das Video zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am 25. November im Internet geteilt. Danach seien die Zugriffszahlen des Videos erneut angestiegen.

Bertolucci zeigte wenig Reue

Es folgte eine Kampagne zur Aberkennung der Oscars von Bertolucci und Brando. Diesen Aufruf scheinen die Hollywood-Schauspieler laut „Spiegel Online“ wahrgenommen zu haben.

Obwohl Bertolucci sich in dem Video-Interview nach eigenen Angaben „sehr schuldig“ fühlte, habe er den Dreh an sich nicht bereut. Das zeigt auch ein weiteres Statement von ihm, denn er sei nur „in gewisser Weise grausam gewesen, weil ich es ihr nicht gesagt hatte“.