Zusammengestückelter Abgesang – Ein letztes Mal „HalliGalli“
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Von Louisa Rascher
Berlin. Der letzte Vorhang von „Circus HalliGalli“ mit Joko und Klaas war enttäuschend harmlos: Promiauftritte, Anekdoten und Abschiedstränen.
Legendär sind ihr Spiel „Wenn ich du wäre“ und Klaas’ Performance von Robbie Williams „Angels“ bei „Rock am Ring“. Auch das Saufgelage mit Matthias Schweighöfer und ihr größter Coup – ein Double von Ryan Gosling bei der „Goldenen Kamera“ – bleiben wohl noch lange in Erinnerung. Am Dienstagabend hieß es aber nun: Abschied nehmen. Joko und Klaas feierten die letzte Folge von „Circus HalliGalli“ auf Prosieben.
„Wir haben uns gestritten, uns geschämt, gemeinsam gesungen, uns geprügelt, uns versöhnt“, sagte Klaas gleich zu Beginn Sendung wehmütig, versicherte aber, dass der Abschied „eine einzigartige Mischung aus Beerdigung und Silvester“ werde.
Zu feiern hatte das infantil angehauchte Comedy-Duo so einiges. Angefangen mit „MTV Home“, über Sendungen wie „Joko und Klaas“ und „Neo Paradise“ legten die Moderatoren einen steilen Aufstieg im angestaubten deutschen Fernsehen hin, bis deren Durchtriebenheit in „Circus HalliGalli“ ihren Höhepunkt fand.
Enttäuschend harmloses Finale
Indem sie Anfang März mit Ludwig Lehner unbemerkt einen
, brachten es Max und Moritz der Moderne auf den Gipfel der Spitzbübigkeit. Dass dieser
. So blieb die Laufzeit der Sendung zum Schluss ebenso kurzweilig wie die Späße ihrer Gastgeber. Nach gerade einmal vier Jahren mussten sich Joko und Klaas sinkenden Zuschauerzahlen sowie Werbeeinnahmen beugen und läuteten das Ende von „Circus HalliGalli“ ein.
Bei aller vorangegangener Finesse wirkte das Finale der selbsternannten „Anarchoshow“ aber enttäuschend harmlos. Es blieb bei humorvollen Rückblicken, beim Besuch von Dauergästen wie Sidekick Palina Rojinski und Kumpel Matthias Schweighöfer, wohingegen man es an nennenswerten Höhepunkten vermissen ließ. Und so hatte die letzte Zirkus-Vorstellung mehr etwas von einem zusammengestückelten Abgesang.
Thomas Gottschalk, Willi Herren, Casper und James Blunt
Für leichte Erheiterung sorgte zunächst die Idee, die Autoren der Sendung durch betrunkene Besucher einer Kölner Schlagerdisco zu ersetzen, die mit überraschender Kreativität Texte für die Einspieler formulierten, die Joko
Der Werdegang von Joko und Klaas
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und Klaas pantomimisch umsetzten. Kurz tauchten TV-Legende Thomas Gottschalk und Sänger Willi Herren auf. Unterbrochen wurde die bis dahin seichte Unterhaltung von ganz, ganz viel Musik. Rapper Casper trat erstmalig mit seinem neuen Song „Sirenen“ auf, gefolgt von Pandamasken-Rapper Cro und Palina Rojinski, die von den gemeinsamen Anfängen mit Joko und Klaas berichtete.
Weiter ging es mit noch mehr Musik: Schmuse-Sänger James Blunt sollte mit seiner vor Schmerz strotzenden Stimme die schärfsten Kritiken über Joko und Klaas singen, was auch ein bisschen lustig war.
Der Werdegang von Joko und Klaas
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Abschiedsrap von Marteria, Kool Savas, Sido und Beginner
Tatsächlich interessant wurde es erst, als die Moderatoren von Backstage-Momenten mit den Stargästen der vergangenen Jahre berichteten. Etwa, wie Udo Lindenberg Eierlikör ausschenkte, oder wie Joko heimlich aus der Tasse von Metallica-Leadsänger James Hetfield trank, während dieser vertieft in ein nicht endendes Selbstgespräch den Flur auf und ab lief. Als Marteria, Kool Savas, Sido und die Beginner Jan Delay und Denyo das TV-Duo mit einem Abschiedsrap würdigten, war die Sendung auch schon fast vorbei.
Und dann wurde es ernst. Bühnenhelfer räumten blitzschnell das Studio frei, bis Joko und Klaas alleine am dunklen Holztisch sitzen blieben, bedeutungsvoll Whiskey tranken und Zigarre rauchten. Die letzte Aufgabe meisterten sie beide nicht: Ihre Abschiedsworte ohne Tränen vorzutragen.