Berlin. Wie geht es weiter nach dem Jamaika-Aus? Unklar. Bei Sandra Maischberger wurde aber deutlich, warum das Bündnis keinen Erfolg hatte.

Es hat nicht lange gedauert, bis auch Sandra Maischberger klar wurde, dass das nichts werden konnte. „Müssen wir am Ende nicht sogar froh sein“, fragte sie, „dass diese Regierung nicht zu Stande kam?“.

Ja, müssen wir. Zumindest wenn man die 75 Minuten Sendezeit am Dienstagabend als Maßstab nimmt. Die ehemaligen „Jamaika“-Sondierer in der Runde überzogen sich nicht nur mit Vorwürfen, sie lieferten sich eine Schlammschlacht vor laufenden Fernsehkameras.

Kubicki wehrt sich gegen schwarz-grüne Erzählung

Besonders bei FDP-Vize Wolfgang Kubicki schien sich viel Frust angestaut zu haben. „Märchenstunde, Märchenstunde“, rief er gleich mehrmals, als Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Anton Hofreiter, aus ihrer Sicht das Platzen der „Jamaika“-Sondierungen am späten Sonntagabend beschrieben.

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    Die schwarz-grüne Erzählung lautet in etwa so: Man habe fast alle strittigen Fragen gelöst, ein Kompromiss sei zum Greifen nahe gewesen. Und natürlich: Den Liberalen sei man dabei weit entgegen gekommen. Doch dann ist die FDP ausgeschert.

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    „Was ist im Berliner Trinkwasser?“

    „Ist Ihre Partei panisch geworden, weil sie kurz vorm Ziel war?“, fragte Maischberger. „Ja, genau. Wir waren panisch, weil wir Erfolg hatten“ gab Kubicki höhnisch zurück. Ob etwas im Berliner Trinkwasser sei, dass man so etwas behaupte, fragte er – die Ebene der sachlichen Diskussion war damit endgültig verlassen.

    Kubicki stänkerte gegen die Grünen und die Unionsparteien, die der FDP angeblich keinen Erfolg gönnten. „Wir wollten den Arbeitsmarkt flexibilisieren. Doch bei allen Punkten hieß es nur ‘nein’, ‘nein’, ‘nein’“, sagte er.

    Geradezu komödiantenhaft wurde es, als Kubicki den FDP-Landesvorsitzenden von Rheinland-Pfalz, Volker Wissing, aufforderte, sich via Twitter zu melden. Wissing verhandelte für die Liberalen das Thema Finanzen. Dort habe es eine Einigung gegeben, behauptete Hofreiter. Blödsinn, hielt Kubicki dagegen – und forderte seinen Parteifreund zum „Faktencheck“ auf.

    Sollten sich Union, FDP und Grüne hinter verschlossenen Türen so beharkt haben wie in Maischbergers Runde, ist es fast ein Wunder, dass die Sondierungen überhaupt vier Wochen andauerten. Man glaubte Wolfgang Kubicki sofort, dass zwischen den handelnden Personen kein Vertrauen entstanden sei.

    Malu Dreyer in der Klemme

    Für Malu Dreyer, die Ministerpräsidentin aus Rheinland-Pfalz, ist das keine gute Nachricht. Sie musste in nämlich erklären, warum die SPD auch jetzt noch bei ihrer Ablehnung der Großen Koalition bleibt – obwohl dem Land politisch unruhige Wochen drohen. „Die Lage hat sich geändert“, sagte „Bild“-Politikchef Nikolaus Blome. Was am Wahlabend richtig gewesen sei, nämlich die Absage an eine Regierungsbeteiligung, müsse nun neu bewertet werden.

    Doch Dreyer blieb dabei, dass ihre Partei kein Mandat habe, in eine Regierung einzutreten. Was sich die Ministerpräsidentin von möglichen Neuwahlen verspricht, blieb derweil ihr Geheimnis. Der Anspruch der SPD, so Dreyer, sei es zu gestalten – doch die einzige Möglichkeit dazu bleibt wohl das ungeliebte Bündnis mit der Union. Und das könnten die Sozialdemokraten auch jetzt haben.

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    Teile der SPD weichen ab vom GroKo-Nein

    „Alle stehen Schlange für die Opposition und keiner will Regieren“, sagte die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios, Tina Hassel. Wirklich nicht? Zumindest in der SPD gibt es erste Stimmen, die eine Große Koalition nicht mehr kategorisch ausschließen. Die Erkenntnis scheint sich breit zu machen, dass Neuwahlen ein großes Risiko beinhalten. Möglich wäre, dass das Ergebnis ähnlich wie im September ausfalle. Oder aber, dass die Ränder links und rechts gestärkt werden. „Das wäre wie ein Sprung vom Zehner und Sie wissen nicht, ob unten Wasser ist“, so BILD-Mann Blome. Seine Prognose: In der SPD werde noch eine intensive Diskussion über eine mögliche Regierungsbeteiligung einsetzen.

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    Und auch die Tür zu „Jamaika“ ist nicht komplett zugeschlagen. Anton Hofreiter und Ursula von der Leyen betonten in schwarz-grüner Einigkeit, dass die Hand zur FDP ausgestreckt bleibe. „Wir können auch sondieren, bis wir Umfallen“, entgegnete Wolfgang Kubicki.

    Es sieht nicht so aus, als wollte er zugreifen.