Hamburg. In „Angst – Der Feind in meinem Haus“ erweist sich ein Nachbar als Psychopath. Ein spannender Stalker-Film wie aus dem Setzbaukasten.

Wie oft haben wir eigentlich schon Filme erlebt, in denen zu Anfang eine Familie mit Kindern ihr neues Haus bezieht, nur um nach den ersten glücklichen Tagen zu erkennen, dass sie eigentlich in der Hölle gelandet sind.

Die meisten solcher Filme finden sich verständlicherweise im finsteren Horrorgenre, doch auch das reale Leben kann zum Horrortrip werden, wenn der Nachbar offensichtlich Böses im Schilde führt. So trifft es in Thomas Bergers Film „Angst – Der Feind in meinem Haus“ die Familie Tiefenthaler mit ihren zwei Kindern. Sie hat gerade eine Stadtvilla aus der Gründerzeit erworben. Dass der Mann mit seinem Bleiberecht im Souterrain sich allerdings als Psychopath erweist, das entdecken sie leider viel zu spät.

Die Nerven liegen schnell blank

Der „Spiegel“-Journalist Dirk Kurbjuweit hat so etwas tatsächlich erlebt, hat darüber zunächst ein Buch geschrieben und jetzt auch noch das Drehbuch zur Verfilmung verfasst. Die Dramaturgie mit ihrem langsam ansteigenden Krisenpegel ist dabei eigentlich weitgehend gleich. Zunächst freuen sich der Architekt Randolph (Heino Ferch) und seine Frau Rebecca (Anja Kling), dass sie ihr Mitbewohner Dieter Tiberius (Udo Samel) mit Kuchen empfängt.

Doch dann wird er nach und nach immer aufdringlicher, gesteht der Ehefrau, dass er sich ein wenig in sie verliebt habe, starrt sie schließlich auch nachts plötzlich am Fenster an und kann durch ein Kaminrohr jedes Wort von Oben verstehen. Als er dann auch noch anfängt, den Eltern Missbrauch an ihren Kindern vorzuwerfen und sie dementsprechend anzeigt, liegen die Nerven endgültig blank. Nicht zuletzt auch, weil in der Ehe nicht alles so toll läuft.

Heino Ferch zieht sich auf sein steinernes Gesicht zurück

Inszenatorisch gibt es hier wenig Überraschungen. Heino Ferch zieht sich wieder einmal auf sein steinernes Gesicht zurück, Anja Kling darf dafür auch mal hysterisch ausflippen. Udo Samel gibt sich alle Mühe, nicht nur den Unhold zu geben, sondern irgendwie auch das Opfer. Und Dietrich Hollinderbäumer als Randolphs Vater und ehemaliger Polizist, muss so oft seine ehemalige Dienstwaffe demonstrativ auf den Küchentisch legen, als wolle er den finalen Schuss als einzige Möglichkeit gegen den Quälgeist ins Spiel bringen.

Tatsächlich haben die attackierten Hausbesitzer inzwischen überall um Hilfe nachgesucht, doch nirgendwo hat man sie ihnen gewährt. Die Polizei zieht sich auf den Grundsatz zurück, dass der offenbar seelisch gestörte Nachbar sie oder die Kinder erst anfassen müsse, bevor sie tätig werden dürften.

Auch die Rechtsanwältin macht ihnen wenig Hoffnung, verweist nur resigniert darauf, dass der Rechtsstaat nicht tätig werden könne, weil er durch die eigenen Gesetze gefesselt sei. Stattdessen müssen sich die nervlich zerrütteten Tiefenthalers von einer Familientherapeutin anhören, dass eigentlich sie die Provokateure seien, weil der in den Keller verbannte Mensch mit dem zur Schau gestellten Reichtum im oberen Bereich sich ständig erniedrigt fühlen müsse.

Das Stillhalten der Staatsorgane bleibt ein Rätsel

Und als ob das alles noch nicht reiche, meldet sich schließlich auch noch ein Gutachter, der darauf pocht, dass Tiberius nie handgreiflich werden könne, dass es ihm stets nur darum gehe, Frauen zum Weinen zu bringen. Die Familie versteht überhaupt nichts mehr. Wie auch der Zuschauer, dem das Stillhalten der Staatsorgane ein Rätsel bleibt.

Ein Stalker-Film wie aus dem Setzbaukasten. Aber die Verzweiflung einer Familie und die fehlende Hilfe seitens der Staatsorgane macht durchaus nachdenklich.

Angst – Der Feind in meinem Haus, Montag, 16. Oktober, ZDF, um 20.15 Uhr