„König von Berlin“ ist ein fantasievoller und schräger ARD-Krimi mit großem Mut zur Satire. Florian Lukas performt ganz großartig.

In seinen ersten Kriminalfall ist Kriminalkommissar Lanner (Florian Lukas) aus Cloppenburg nur aus Zufall hineingeschlittert. Eigentlich wollte er sich nur eine Fortbildung in Berlin gönnen, doch dann wird Erwin Machalik (Carl Heinz Choynski), Inhaber der größten Berliner Firma für Schädlingsbekämpfung, tot aufgefunden.

Also steht Lanner da – inmitten der selbstherrlichen Großstadt-Kollegen, allen voran der fiese Hauptkommissar Kolbe (Max Hoppe), die den Provinzling aus „Beklopptenburg“ von Anfang an auflaufen lassen. Für Kolbe ist es eh klar: Es war Suizid. Lanner hat Bedenken, wittert Mord und wird in der Folge vom Ermittlungsleiter noch stärker ausgebremst.

Nach dem Roman von Horst Evers

Doch zum Glück ist da die junge Kollegin Carola Rimschow (Anna Fischer). Die Kodderschnauze mit Herz himmelt Lanner an und wird dessen beste und einzige Helferin in einem heillos verworrenen Fall. Was soll das mit dem Vermächtnis, das Machalik, selbst ernannter „König von Berlin“, in seiner Videobotschaft hinterlassen hat? Warum bedroht ein Millionenheer resistenter Ratten die Hauptstadt? Und was hat es mit der geheimen Verbindung MaMMa auf sich? Lanner und Rimschow kommen einer ungeheuerlichen Verschwörung von Politik und Wirtschaft auf die Spur, wie sie Berlin, ja Deutschland noch nie gesehen hat.

Der Zuschauer darf derweil überlegen, wann er zuletzt einen so rundum verrückten, mitreißenden, abenteuerlichen, urkomischen deutschen Fernsehfilm erlebt hat wie Lars Kraumes „Der König von Berlin“. Schon die Vorlage, der gleichnamige Roman des Berliner Schriftstellers Horst Evers, ist mit seinen absurd-satirischen Elementen und waghalsigen Entwicklungen alles andere als ein normaler Krimi.

Parodie des Hollywood-Pathos von Roland Emmerich

Kraume lässt bereits im knatschbunten Animationsvorspann keinen Zweifel daran, dass das folgende Geschehen über den Rahmen einer alltäglichen Krimikomödie weit hinausgeht. Das ist fast „Pink Panther“-Ästhetik, nur eben mit Ratte statt Paulchen Panther, schrammt am „Tatort“ vorbei, streift das Gruftige alter Edgar-Wallace-Filme, persifliert das Horrorfilm-Genre, blickt verstohlen ins Kabinett des Dr. Caligari und parodiert in winzigen Momenten auch noch das Hollywood-Pathos von Roland Emmerich.

Kraume packt fantasievoll zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört, und das Ergebnis ist umso begeisternder, als selbst die verwegensten Wendungen völlig harmonisch wirken und der Zuschauer jedem noch so absurden Einfall bereitwillig folgt.

Film erinnert an Orson Welles „Dritten Mann“

Der feine Humor kommt ohne Ankündigung daher und ist auch in lautstarken Momenten nie aufdringlich, das Komische passiert ohne Vorlauf einfach so. Bis zum genialischen Schluss-Höhepunkt: Herrlich, wie der dröge, etwas tollpatschige Kommissar Lanner, den Florian Lukas so wunderbar zurückgenommen und lakonisch spielt, durch die Abwasserkanäle Berlins stapft. Das erinnert fast an Orson Welles im „Dritten Mann“ und an die Katakomben Wiens.

Fazit: Eine großartige, völlig überdrehte Krimikomödie mit einem wunderbaren Florian Lukas in der Hauptrolle. Wiederholungen jederzeit und gern!

Samstag, 23. September, ARD, 20.15 Uhr