Essen. Die Rolle als Kanzler bedeutet für Darsteller eine besondere Herausforderung. Doch wer Politiker kopiert, landet oftmals beim Kabarett.

Es ist eine Kanzlerinnen-Darstellung so realistisch wie ein Einhorn. „Die Liebe sucht sich ihren Weg“, erklärt sich Staatsfrau Anna Bremer (Veronica Ferres) in ihrer Ansprache ans Volk. Eine Affäre mit dem französischen Staatspräsidenten hatte die offenen Worte nötig gemacht. Immer wieder bietet das Leben als Kanzler Vorlage für Filme. Anders als in der Sat.1-Komödie „Die Staatsaffäre“ sind die meisten um realistischere Darstellung bemüht.

In der ZDF-Serie „Kanzleramt“ (2005) etwa überzeugt Klaus J. Behrendt als fiktiver Kanzler, der bei allem Machtstreben auch Mensch sein darf – und sich mit pubertierender Tochter und schmerzendem Rücken plagt. Inspiration soll Gerhard Schröder gewesen sein. Historische Genauigkeit dagegen war der Anspruch von Regisseur Oliver Storz 2003 mit seinem ARD-Zweiteiler „Im Schatten der Macht“, der die letzten 14 Amtstage von Willy Brandt (Michael Mendl) zeigt – bevor er im Frühjahr 1974 aufgrund der Enttarnung seines Partei-Referenten Günter Guillaume als DDR-Spion zurücktreten musste.

Christian Berkel überzeugte als Helmut Schmidt

Ein politischer „Vatermord“, der bei der TV-Adaption für zusätzlichen Gesprächsstoff sorgte, da Guillaume von Matthias Brandt gespielt wurde – dem leiblichen Sohn des ersten sozialdemokratischen Kanzlers. Echtes „Filmstar“-Potenzial hatte auch Brandts Nachfolger Helmut Schmidt, der zunächst als Hamburger Innensenator und später als Bundeskanzler bei zwei traumatischen geschichtlichen Zäsuren seinen Politiker stand.

Bei den Verfilmungen der norddeutschen Flutkatastrophe von 1962 („Die Sturmflut“, 2006) und der terroristischen Flugzeugentführung der „Landshut“ im Jahr 1977 („Mogadischu“, 2008) gelang Christian Berkel eine ergreifende Darstellung des heldenhaften Hanseaten. In einem Interview verriet er damals, worauf es bei der Verkörperung von Personen der Zeitgeschichte ankommt: „Das ist der größte Fehler, den man machen kann: zu kopieren.“

Für Hollywood ist schon klar, wer demnächst in Deutschland regiert

Wer das versuche, „der landet beim Kabarett. Er erwischt von der Figur nur, was allzu lesbar ist.“ Eine fiktionale Ehrung blieb Helmut Kohl überraschenderweise bislang verwehrt. Angela Merkel wiederum ist Liebling der Parodisten, etwa in Hape Kerkelings Kino-Hit „Horst Schlämmer – Isch kandidiere!“ (2009), in dem sich der Kult-Komiker als Merkel und Herausforderer beim Kanzlerduell selbst gegenübersteht.

Übrigens: Im gerade abgedrehten Sci-Fi-Thriller „Mute“ von David-Bowie-Sohn Duncan Jones, der im Berlin der nahen Zukunft spielt, wird Schauspielerin Kirsten Block auf der Besetzungsliste als „German Chancellor“ ausgewiesen. Für Hollywood scheint offenbar schon klar, wer in Deutschland (weiter)regiert.