Berlin. Der neue Teil von „Nord Nord Mord“ ist eine gelungene Kombination aus Krimi und Komödie. Vor allem die beiden Hauptdarsteller glänzen.

Es ist ein mächtiger Mann, der da durch die Nacht fährt. Einer, der am Telefon nur sagt: „Ich bin’s“ – und jeder weiß, wer gemeint ist: Wilfried König, der King von Sylt. Er ist auf dem Weg in seine Villa, in der nicht nur Luxus pur auf ihn wartet, sondern auch eine Leiche.

Diese Folge von „Nord Nord Mord“ beginnt mit dem Offensichtlichen. Dass sie jedoch alles andere ist als die alleinige Suche nach dem Mörder, liegt an den beiden Hauptdarstellern, die über 90 Minuten ein Bedrohungsszenario entwickeln, dem sich der Zuschauer nicht entziehen kann und will.

Raus aus der Opa-Strickjacke

Wilfried König, dieses klobige Mannsbild, das die Inselgeschicke wie ein Alleinherrscher steuert, wird gespielt von Thomas Thieme. In zig Krimis hat er mitgewirkt. Doch dass er mehr kann, hat er bewiesen, als er sich in die Figuren von Machtmenschen wie Helmut Kohl und Uli Hoeneß hineinversetzte. Oft ist es seine körperliche Wucht, die mit einer seelischen Empfindsamkeit kontrastiert, doch hier ist es Testosteron pur.

Klaus J. Behrendt spielt Gunnar Graber, Thomas Thieme spielt Wilfried König.
Klaus J. Behrendt spielt Gunnar Graber, Thomas Thieme spielt Wilfried König. © ZDF und Simon Vogler | Simon Vogler

Dass Robert Atzorn als Kommissar Clüver Thiemes Gegenspieler ist, ließ die Befürchtung aufkommen, dass Atzorn dieser Präsenz nicht standhalten kann. Doch es kommt anders. Und es tut der Clüver-Rolle gut: Endlich muss der Kommissar raus aus dieser muffigen Stimmung eines Ermittlers in Opa-Strickjacke.

Königs ganzer Stolz ist seine schöne Frau (Katharina Müller-Elmau) – und das Bemerkenswerte: Er hat sie einst dem Kommissar ausgespannt. Eifersucht und Rache – diese Gefühle liegen in der Luft, wenn die beiden in den Ring steigen zum ungleichen Kampf: unbändig, unflätig der eine (König), kühl und raffiniert der andere (Clüver). Unterlegt werden die Begegnungen mit melancholischer Musik und Bildern in Stahlgrau, die dem Machtgebaren der Schauspieler Kammerspielreife geben.

Gut gebauter Krimi mit Mut zu Situationskomik

Auch die Dialoge sitzen in dieser Folge, die von Anfang klarmacht: Es darf gelacht werden. Klaus J. Behrendt als Gunnar Graber ist ein Freund von König, ein zupackender Arzt, der ihn aus der misslichen Lage des Tatverdächtigen befreien will und dabei mit einem so lockeren Mundwerk auftritt, dass dieses Gerede über eine heruntergelassene Hose nicht peinlich, sondern komisch wirkt.

Die Leichtigkeit inmitten grauer See ist ein schöner Kontrast. Und selbst die Co-Kommissare beherrschen diese Art des beiläufigen Humors perfekt. Es ist hier vor allem Oliver Wnuk, der als Clüvers streberhafter Mitarbeiter Hinnerk Feldmann den Unterschied zu anderen Krimi-Reihen ausmacht. Wie er sich gemeinsam mit Kollegin Behrendsen (Julia Brendler) in einem Elek­tromarkt nach einer neuen Waschmaschine umsieht und sich dann statt im Fachgespräch über eine 9-Kilo-Trommel in einer Debatte über seine Sterilisationsoperation wiederfindet, hat eine ganze eigene Note.

Fazit: Gut gebauter Krimi mit Mut zu Situationskomik. Imposante Nordseewellen und eine Herbststimmung am Strand bieten den starken Schauspielern einen angemessenen Rahmen. ( ( ( ( ;

Mittwoch, 20. September, ZDF, um 20.15 Uhr