Essen . Die ARD-Doku „Passion for Planet“ zeigt Tierfilmer bei ihrer Arbeit. Ihre Leidenschaft für den Job springt auf den Zuschauer über.

„Nur was man kennt, das liebt man, und nur was man liebt, das schützt und bewahrt man.“ Rita und Michael Schlamberger sind zum sechsten Mal in Sambia. Dort führt der gewaltige Sambesi Wasser wie seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr. Die Überschwemmungsgebiete öffnen der Tierwelt für kurze Zeit neue Lebensräume. Die österreichischen Filmemacher hoffen vor allem auf einzigartige Luftaufnahmen der Letschwe-Moorantilopen.

Ihre Liebe zur Natur teilt das Ehepaar mit vier anderen renommierten Naturfilmern, die Werner Schuessler für seinen großartigen Dokumentarfilm „Passion for Planet – Leben als Tierfilmer“ auf ihren Abenteuerreisen rund um den Globus begleitet hat. Der Untertitel ist entscheidend. Wer fantastische Tieraufnahmen und beeindruckende Naturkulissen erwartet, wird zwar zu keiner Sekunde enttäuscht. Wenn etwa ein wilder Seeotter faul mitten auf dem viel benutzten Bootssteg eines kalifornischen Yachthafens liegt, glaubt man seinen Augen nicht zu trauen. Doch im Mittelpunkt stehen diesmal die Macher.

„Wir erzählen künstliche Geschichten“

Die auch in Erziehungsprojekten engagierte Inderin Rita Banerji, Mark Shelley in Kalifornien, der kanadische Hai-Filmer Rob Stewart oder der Deutsche Jan Haft: Die Kamera folgt ihnen leise und unaufgeregt, Schuessler lässt allein die Akteure zu Wort kommen, verzichtet auf eigene Kommentare. Aus den fragmentarischen Aussagen formt sich allmählich das Bild eines besonderen Menschentypus.

Ein Chamäleon hat sich in einem Terrarium in der Auffangstation in Rodgau (Hessen) unter eine Wärmelampe zurückgezogen.
Ein Chamäleon hat sich in einem Terrarium in der Auffangstation in Rodgau (Hessen) unter eine Wärmelampe zurückgezogen. © dpa | Boris Roessler

Warum wird jemand Naturfilmer? Schlamberger wollte immer nur Arzt sein, bis ihn und seine Frau plötzlich ein „Afrika-Virus“ befiel, „und du kannst überhaupt nichts dagegen unternehmen“. Haft hatte schon als Kind und ohne elterliche Vorbelastung einen „Natur-Knall“ – „als wenn es ein Gen für Tierbegeisterung gäbe“.

Schuesslers Film erzählt eindringlich von Leidenschaft, die immer auch Leidensfähigkeit erfordert. Da sind die mühevollen Vorbereitungen, da ist das schier endlose Warten, bis nach Stunden oder Tagen ein paar beglückende Filmsekunden für alles entschädigen. Wenn der Film erst einmal fertig ist, merkt der Zuschauer davon nichts. Auch nichts von den Rahmenbedingungen, unter denen der Film entstand. „Wir erzählen künstliche Geschichten“, bekennt Mark Shelley, „in denen der Einfluss des Menschen auf die Natur völlig ausgeblendet wird.“

Leidenschaft für die Erde springt auf den Zuschauer über

Dass er in seinen Filmen diese Wechselwirkungen zu einem zen­tralen Thema machte, kam bei Geldgebern gar nicht gut an.

Auch die Schlambergers sind dem Erwartungsdruck der Auftraggeber ausgesetzt. „Wir zeigen Ausschnitte einer Welt, die geschönt ist und Reste einer heilen Natur zeigen soll.“ Die Trucks voller Safari-Touristen, die womöglich abseits des Kamera-Blickfeldes stehen, sieht man jedenfalls nicht.

Fazit: Ein grandioser Film über engagierte Natur- und Tierfilmer, der die Leidenschaft für unseren Planeten auf den Zuschauer überspringen lässt.

• Mittwoch, 23. August, 22.45 Uhr, ARD