BERLIN. Das ZDF feiert mit der Show „Wir lieben Fernsehen“ 50 Jahre Farb-TV. 1967 gab Vizekanzler Willy Brandt symbolisch den Startschuss.

„Wir lieben Fernsehen“, sagt das ZDF und feiert. Eigentlich sich selbst, offiziell aber 50 Jahre Farbfernsehen. Vier abendfüllende Sendungen – moderiert von Johannes B. Kerner und Steven Gätjen – blicken zurück auf fünf Jahrzehnte bunte Bilder auf der Mattscheibe. Das eigentliche Jubiläum ist erst kommende Woche, die erste Show aber läuft bereits am heutigen Donnerstag.

Es ist der 25. August 1967, ein Freitag. In Berlin ist Funkausstellung, in einer der Hallen sitzen 1200 geladene Gäste, vorne steht Vizekanzler Willy Brandt. Er soll endlich Farbe ins deutsche Fernsehen bringen, spricht aber erst einmal ein paar salbungsvolle Worte, bevor er „gewissermaßen den Startschuss“ gibt. Dafür muss er laut Plan auf eine dicke rote Knopfattrappe drücken. Doch die Hand ist noch in der Schwebe, da wird das Bild bereits bunt. Der für den Wechsel zuständige Techniker im Übertragungswagen ist nervös geworden und hat zu früh den Hebel umgelegt.

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Loriot warnt: Unten am Fernseher könnte Farbe austreten

Macht nichts, merkt kaum einer. Wie auch? Im ganzen Land gibt es damals zwar rund 13 Millionen Schwarz-Weiß-, aber nur 6000 Farbfernseher. Vor allem, weil die Geräte zwischen 2500 und 4000 Mark kosten. Und so bekommen auch die wenigsten das Programm des Starttages mit. Wo die Damen vom Fernsehballett tanzen, Vico Torriani zum „Goldenen Schuß“ bittet und Dietmar Schönherr und Vivi Bach zum „Galaabend der Schallplatte“ laden, bevor zum Abschluss Heinz Reincke als „Adrian der Tulpendieb“ sein Unwesen treibt.

Deutschland ist jedenfalls Farbfernsehentwicklungsland. Heinz Schenk ahnt auch warum. Er könne die Aufregung nicht verstehen, kalauert er in der Sendung „Der Blaue Bock“. Es gebe doch schon lange Sendungen in Schwarz-Weiß, „bei denen die Zuschauer rotsehen“. Und Loriot beruhigt nervöse Käufer eines neuen Fernsehers mit dem Hinweis, dass die möglicherweise an der Unterseite des neuen Fernsehers austretenden Farbreste für Mensch und Tier ungefährlich seien. Es soll Leute gegeben haben, die tatsächlich nachgeschaut haben.

Den endgültigen Durchbruch bringt der Sport Anfang der 1970er-Jahre

Aus Kostengründen werden zunächst nur acht Stunden Programm täglich in Farbe ausgestrahlt. Die „Tagesschau“ bleibt bis Ende März 1970 schwarz-weiß, auch Erik Ode muss als Kommissar Keller Zeit seines TV-Lebens farblos ermitteln. Die neue Technik verändert auch die Arbeit von Kameraleuten, Kostüm- und Maskenbildnern. Weiß vor der Kamera ist tabu, Farben müssen aufeinander abgestimmt werden. „Wir sollten Pastelltöne wählen“, hat die ehemalige ARD-„Lottofee“ Karin Tietze-Ludwig gerne erzählt.

Doch das alles kann den Erfolg des Farbfernsehens nicht stoppen. Den endgültigen Durchbruch aber bringt wieder einmal der Sport. Die Olympischen Spiele 1972 in München, vor allem aber die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land zwei Jahre später lassen die Verkaufszahlen explodieren. Beckenbauer und Co. allerdings ist das egal. Sie holen den Titel im traditionellen Dress der deutschen Kicker. Schwarze Hose, weißes Hemd.

„Wir lieben Fernsehen“, Donnerstag, 17. August, 20.15 Uhr, ZDF