Essen. „Von Erholung war nie die Rede“ ist eine Komödie mit starken Schauspielern. Andrea Sawatzki schrieb das Buch und spielt selbst im Film.

Es sollte alles so schön werden: Sonne, Strand und abends ein Glas Wein. Doch dass ein Traumurlaub nur eine Illusion ist, muss Gundula Bundschuh schnell erkennen. Zwar ruft sie noch eben ihrer Familie zu: „Mich kann nichts aus der Ruhe bringen“, doch dann steht sie statt im Luxushotel mitten in einer Baustelle.

Gundula ist eine Frau, die weiß, dass gemeinsame Ferien oft im Desaster enden – und die trotzdem gute Laune hat. Natürlich komplett aufgesetzt, denn schließlich gibt es keinen Grund zur Freude. Erst sind die Koffer weg, das Geld wird geklaut, und dann schäkert der Ehemann auch noch mit der jungen Hotelrezeptionistin herum. „Von Erholung war nie die Rede“ , so der Titel des Films, der den Zuschauer zunächst ein bisschen skeptisch macht. Man kennt diese von Chaos überfrachteten Komödien, nett gemeint, aber mit Gähnfaktor. Doch man kann sich getrost entspannen.

Axel Milberg stellt Komik-Talent unter Beweis

Die Buch zum Film stammt von Andrea Sawatzki, die bereits in „Tief durchatmen, die Familie kommt“ mit spitzer Feder aufgeschrieben hat, wie böse die Verwandtschaft sein kann. Auch in der Fortsetzung ist sie eine exzellente Beobachterin des Alltags und zugleich bravouröse Darstellerin des Dilemmas: Sie spielt diese Gundula Bundschuh, die versucht, all das zu vereinen, was sich nicht vereinen lässt: gute Mutter, gute Tochter, gute Ehefrau und Geliebte.

Dass ihr als Ehemann Axel Milberg zur Seite gestellt wurde (Gerald Bundschuh), ist ein echter Trumpf. Milberg kann sein Talent für Komik ausleben, die deshalb so berührt, weil er keine Angst hat, sich zu blamieren. Wie er mit der jungen Schönen zum Joggen aufbricht – in Batik-Shirt und auf blöden Socken –, das hat Unterhaltungswert, genau wie seine Atemlosigkeit nach ein paar Schritten: „Wie lange laufen wir denn schon?“ Die junge Frau sagt: „Sechs Minuten.“

Ochsenknecht als alternder Playboy sorgt für herrlichen Fremdscham

Das Schöne an diesem Katastrophenfilm der anderen Art (Regie: Vivian Naefe) ist der trockene Humor, der selbst in den kleinen Dialogen sitzt: „Sind meine Sandalen eingepackt?“, fragt Gerald seine Gundula, die antwortet: „Natürlich. Und deine weißen Socken auch. Wir sind ja schließlich im Urlaub.“

Für Zuschauer, die es mögen, wenn jeder Dialog mit einer Pointe gekürt wird, ist dieser Abend beste Unterhaltung, auch weil er äußerst gut besetzt ist: Günther Maria Halmer, der Gundulas dementen Vater spielt, legt die Rolle differenziert und trotzdem urkomisch an. Uwe Ochsenknecht als alternder Playboy hat zwar nur einen kleinen Auftritt, aber passt bestens zum inszenierten Fremdscham-Flair dieses Malle-Films.

Satire über Edelveganer und Luxushypochonder

Zu den Highlights trägt der bio-versessene Schwager Hardy (großartig: Stephan Grossmann) bei, der am liebsten über Sojamilch und Darmprobleme philosophiert. Eine herrliche Satire über Edelveganer und Luxushypochonder.

Fazit: Pointensichere Komödie, die vor allem Persiflage ist und einen ausgesprochen feinen Höhepunkt bietet: Wie Axel Milberg in der Karaokebar den „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini“ anstimmt, ist Unterhaltung pur.

Donnerstag, 25. Mai, 20.15 Uhr, ZDF