Zürich. Elegant und altmodisch: Heino Ferch entdeckt Diebstahl im ARD-Krimi „Allmen und das Geheimnis der Libellen“ als eine Geschäftsidee.

Das Restvermögen verschlingt der Roulettetisch in einem Atemzug, aber ein eleganter Lebemann wie Johann Friedrich von Allmen verliert darüber nicht die Fassung. Er setzt sich mit seinem Diener in den letzten Linienbus um Mitternacht. Und überzeugt den Fahrer, ihn kostenlos vor seinem Anwesen abzusetzen, das die Bank in Kürze einkassieren will.

Der Schweizer Schriftsteller Martin Suter hat sich diesen entspannten Feingeist für eine schicke Krimireihe ausgedacht, Regisseur Thomas Berger trimmt ihn in zwei Filmen auf Fernsehformat, ohne die altmodische Tonlage zu verraten. In der Krimi-Springflut, in der öffentlich-rechtliche Programme zu ertrinken drohen, fällt dieser von Allmen mit seinem gemächlichen Tempo und ein paar hübschen Bonmots regelrecht aus der Zeit. So ein zart dahinperlender Film wirkt heute beinahe mutig.

Haltung ist alles!

Heino Ferch, der uns mit kargem Resthaar so vertraut ist, weil er zum Stammpersonal des Sendebetriebs gehört, charmiert sich hier mit Haarteil und frecher Seitentolle als verführerischer Plauderkönig und lässiger Edeldieb in 90 Minuten über manche Länge hinweg, die Martin Rauhaus’ Drehbuch in „Allmen und das Geheimnis der Libellen“ entstehen lässt. Die Idee, von Allmen als Erzähler aus dem Geschehen zu ziehen, ist eine Verbeugung vor literarischen Vorlagen, der Regisseure in Ehrfurcht immer wieder verfallen. Es wirkt bemüht.

Seinen leisen Humor zieht der Film aus der Nonchalance, mit der der sympathische Tunichtgut von Allmen selbst lebensbedrohliche Situationen stets stilvoll meistert. Habitus und Würde sind die einzige Währung, mit der er zahlen kann. Haltung ist alles im Leben, wer wüsste das besser als ein Dandy? Immerhin bedroht ihn ein übellauniger Geldeintreiber (Peter Kurth), den er zwar vorerst regelmäßig einwickelt – aber plötzlich wird er angeschossen. So kann’s nicht weitergehen!

Diebstahl als Geschäftsidee

Zufall und Schicksal haben hier Klasse, die hübsch eingefädelte Affäre mit einer schönen Millionärstochter (Andrea Osvárt) schafft von Allmen neue Spielräume: Er stiehlt die „Libellen“, kostbare Schalen aus der Kunstsammlung ihres Vaters, und kassiert die Belohnung für die Rückgabe. Es beginnt als Diebstahl und entwickelt sich zur Geschäftsidee, die Suters Romanreihe durchzieht: die Firma für das Wiederbeschaffen von schönen Dingen. Allerdings kommt von Allmen hier erst einmal der verschlagene Bruder (Ben Becker) seiner Geliebten in die Quere.

Heino Ferch genießt diese dankbare Rolle mit ein paar Graf-Yoster-Anklängen, und doch schrammt von Allmen mit seinen Kalenderblatt-Weisheiten zuweilen arg an der Schwatzhaftigkeit entlang. Samuel Finzi gibt in dieser Holmes/Watson-Konstellation die diskrete Diener-Stimme der Vernunft als kleine, feine Nummer. Die Kamera feiert Zürich als Postkarten-Paradies der Hautevolee zwischen Jugendstilvillen und Gourmet-Palästen. Und die flott orchestrierte Musik trimmt den Film so früh auf Heiterkeit, dass man sich nie ernsthafte Sorgen machen muss.

Fazit: Elegante Gaunerkomödie mit ein paar Längen.

Samstag, 29. April, ARD, 20.15 Uhr