Berlin. Beim Talk von Frank Plasberg ging es um Schwangerschaften im fortgeschrittenen Alter. Die Sendung konnte vor allem mit Fakten punkten.

Popstar Janet Jackson, Schauspielerin Halle Berry, Großbritanniens Ex-First-Lady Cherie Blair – sie alle haben sich für eine späte Schwangerschaft entschieden. Kinder im fortgeschrittenen Alter sind sind zwar noch eine Seltenheit. Doch steigt die Zahl auch in Deutschland kontinuierlich: Fast 2270 Kinder, die im Jahr 2015 zur Welt kamen, hatten Mütter, die älter als 45 Jahren waren. Im Jahr 2000 waren es laut Statistischem Bundesamt noch 706 Kinder.

Am Montagabend diskutierte Frank Plasberg das Für und Wider der späten Familiengründung mit seinen Gästen: „Alles erreicht und dann noch ein Baby – Kinderwunsch ohne Altersgrenze?, lautete der Titel der Sendung. Und die Debatte war über weite Strecken ermüdend, weil erwartbar wie die Kanzlerkandidatur von Angela Merkel. Doch sie hatte auch einige erhellende Momente. Das waren die wichtigsten Fragen und Antworten in der Debatte:

Ist eine Schwangerschaft im höheren Alter ein Lotteriegewinn?

Ein Kind im Alter von 50 Jahren gleicht den sechs Richtigen. Die Fakten zeigte ein Einspiel-Film: Einen Vorrat von 400.000 Eizellen hat ein Mädchen bei der Geburt. Diese Zahl schwindet stetig: Im Alter von 20 Jahren sind es noch100.000, später mit 30. 35.000 Eizellen.

Und schließlich: Mit 40 Jahren ist beinahe jede zweite Frau unfruchtbar. Mediziner warnen daher: Es braucht dringend mehr Aufklärung darüber, wie schnell Frauen ihre Fruchtbarkeit verlieren.

Was ist der häufigste Grund fürs späte Mutterwerden?

Laut dem Medizinethiker Giovanni Maio sind es vor allem ökonomische Gründe – zu wenig Geld. „Deshalb müssen wir eine Gesellschaftsstruktur schaffen, in der junge Leute mehr Geld verdienen.“ Denn, so die Erkenntnis des Mediziners: Je weniger ein Paar verdient, desto unwahrscheinlicher ist eine Schwangerschaft der Frau. „Paare in sozialprekären Situationen sind klar benachteiligt“, sagt Maio.

Der Reproduktionsmediziner Jörg Puchta verweist allerdings darauf, dass nicht nur das Finanzielle eine Rolle spielt, sondern auch „biologische Uhr“ – und die ticke „unüberhörbar“.

Wo liegen die natürlichen Grenzen für eine Schwangerschaft?

Die Grenzen seien klar gesetzt, sagt Reproduktionsmediziner wie Jörg Puchta. Denn auch bei einer künstlichen Befruchtung sind die Chancen je nach Alter überschaubar. Dafür haben Mediziner zwei Wege: Entweder rühren die Mediziner im Labor die Samenzelle des Mannes direkt zusammen mit der Eizelle der Frau. Oder die Samenzellen werden direkt in die Eizelle gespritzt und dann in die Gebärmutter übertragen. Aber: Bei 42-Jährigen liegt die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche künstliche Befruchtung nur noch bei 9 Prozent, mit 44 Jahren bei unter 4 Prozent.

Ist das sogenannte Social Freezing die Lösung?

Da herrschte Uneinigkeit. Das Thema ist heikel. Denn in den USA bezahlen große Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen dafür, dass sie ihre Eizellen einfrieren lassen, um erst später schwanger zu werden.

Die Redaktion von „Hart aber fair“ fragte bei den 30 Dax-Unternehmen nach, wie sie es damit halten: Keines der Unternehmen wollte unterstützen. Denn: Eine Behandlung kostet 3000 Euro, hinzu kommen jedes Jahr 300 Euro für die Lagerung der Eizellen. Auch die Runde bei Plasberg schüttelte den Kopf bei dem Thema. Aber was war dann die Lösung für das Dilemma?

Das Fazit?

Schwer zu sagen. Michaele Freifrau von Heerman brach es auf die Gefühle herunter. „Als beim Anschlag auf das World Trade Center die Menschen mit ihrer Familie telefoniert haben, ging es immer nur um die Gefühle.“ Und darum gehe es doch, konstatierte die katholische Theologin, um ein Kind als Geschenk Gottes. Wer das will, sollte es bekommen. Ganz so unterkomplex aber ist das Thema dann doch nicht. Ansonsten gebe es nicht Sendungen wie diese.

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