Mit dem ZDF-Krimi „Trapped – Gefangen im Eis“ ist beste Unterhaltung garantiert. Die Island-Serie überzeugt auch mit magischen Bildern.

Die Flut an skandinavischen Krimis auf dem Bildschirm schwappt inzwischen auch in Gegenden, wo man Gewalttaten in größerem Ausmaß eigentlich kaum vermuten würde. Immerhin zählt der raue Inselstaat Island nur 300.000 Einwohner, weist die Statistik dort im Zeitraum 2000 bis 2012 lediglich 25 Tötungsdelikte auf. Wer dort als Kriminalkommissar tätig ist, hat also eigentlich einen ruhigen Job und kommt manches Mal, des Wetters wegen, auch lange Zeit kaum an den Tatort.

Solch schnöde Realität jedoch ficht die Produzenten kaum an, wenn es darum geht, derart illustre Szenerien auszubeuten, wie Island sie zu bieten hat. Da wurde kürzlich erst Franka Potente für einige Island-Krimis der ARD auf die Insel geschickt, nächste Woche steht bei Arte der Vierteiler „Lava“ auf dem Programm.

Filme wie „Everest“

Das ganz große Ding jedoch fährt das ZDF jetzt auf, wenn es am Sonntag mit der Ausstrahlung des Films von „Trapped – Gefangen in Island“ beginnt, der mit seinen fünf abendfüllenden Teilen eigentlich weit mehr als nur ein Krimi sein will. Ausgedacht und inszeniert hat diesen skandinavischen Straßenfeger der Isländer Baltasar Kormákur, der mit Filmen wie zuletzt „Everest“ auch schon in Hollywood tätig war.

Seine Geschichte beginnt mit der Entdeckung eines männlichen Torsos im Wasser vor dem Hafen des verschlafenen Fischerdorfs Seydisfjordur, parallel mit der Anlandung eines dänischen Touristenschiffs. Ortspolizist Andri (ein Bär von einem Kerl: Ólafur Darri Ólafsson) vermutet einen Zusammenhang, lässt keine Passagiere von Bord gehen und trifft dabei auf einen seltsam unfreundlichen Kapitän.

Zwischen Berlinale und Oscars: Das sind die aktuellen Lieblingsfilme der Stars

weitere Videos

    Fall von Menschenhandel

    Bei den Bildern von Kameramann Bergsteinn Björgúlfsson gerät man unweigerlich ins Frösteln. Bei Kormákur hat das Postkarten-Island keine Chance, hier tobt der Sturm, hier türmt sich meterhoher Schnee, hier drohen schließlich sogar Lawinen. Ein Wunder, dass man bei dieser Unbill inzwischen auch noch einen Arm der Leiche aus dem Wasser zieht, dass man das Opfer sogar identifizieren kann.

    Als hätte Dorfpolizist Andri nicht genug Sorgen. Gerade ist seine Ex-Frau angereist, den neuen Freund im Schlepptau, um die beiden Kinder gegen den Willen des Vaters mit in die Hauptstadt zu nehmen. Auf dem Schiff ist man inzwischen, ganz unabsichtlich, auf einen Fall von Menschenhandel gestoßen. Ein Feuer von vor sieben Jahren, in dem die Schwester von Andris damaliger Frau ums Leben kam, wirft noch immer Schatten.

    Eisige Bildpanoramen

    Und dann sind da auch noch die vitalen Interessen des Bürgermeisters und seiner Anhänger, die mithilfe der Chinesen den Hafen ausbauen wollen, die aber bisher stets an der Hartnäckigkeit eines alteingesessenen Bürgers gescheitert sind. Man merkt, dass Kormákur vom Kinofilm kommt, nicht nur der vielen eisigen Bildpanoramen wegen. Er hat auch ein Gespür für den kleinen Moment, der das Leben eines Menschen innerlich erschüttern kann.

    Etwa wenn Andri nach Hause kommt, um dann die Ex-Frau zu sehen, wie sie da mit ihrem neuen Partner eng umschlungen schläft. Da zerbricht etwas, da hält man unwillkürlich den Atem an.

    Fazit: Ein isländischer Regisseur zeigt, wie man Zuschauer bei der Stange hält.Wenn das Niveau in allen Folgen so bleibt, ist beste Unterhaltung garantiert.

    ZDF, Sonntag, 19. Februar, 22 Uhr